"Keine Zeit": Fränkischer Rentner stürzt und fast niemand hilft

25.4.2018, 09:40 Uhr
Ein älterer Mann stürzt und nur eine Person eilt ihm sofort zu Hilfe: Offenbar hatten zuvor die Bremsen am Rollator des Rentners versagt. (Symbolbild)

© Claudia Lehner Ein älterer Mann stürzt und nur eine Person eilt ihm sofort zu Hilfe: Offenbar hatten zuvor die Bremsen am Rollator des Rentners versagt. (Symbolbild)

Laut einem Bericht von inFranken.de ereignete sich der Vorfall bereits am 17. April. Ein 80-Jähriger, der mit seinem Rollator auf einem Radweg unterwegs war, der neben einer Staatsstraße in Ebern verläuft, stürzte mit seinem Gefährt in die Wiese. Die Bremsen waren defekt, der Rentner konnte die Gehhilfe nicht stoppen und fiel schließlich hin. Der Mann lag völlig hilflos mit dem Kopf bergab in dem Grünstreifen. Aus eigener Kraft schaffte er es nicht, wieder aufzustehen.

Wie viele andere Autofahrer wurde laut inFranken auch Markus Oppelt auf die Situation aufmerksam, doch im Gegenteil zu den anderen, die anhielten und den Mann beobachteten, stiegt Oppelt aus, um ihm zu helfen. "Die Gaffer vor mir fuhren dann einfach weiter", ärgert sich der Zeuge gegenüber der Online-Ausgabe des Fränkischen Tag

Doch ganz alleine tat sich der Unterfranke schwer, den Senior samt Rollator wieder auf die Beine zu bekommen. Als zwei Radfahrer an der Unfallstelle vorbeikamen, bat er sie um Hilfe und bekam eine unverschämte Antwort. "Keine Zeit", sagten die Biker und fuhren davon. Doch dies war offenbar nicht die einzige dreiste Abfuhr, die Oppelt bekam: Er winkte etlichen Autofahrern zu, damit sie ihre Fahrzeuge stoppten. Doch niemand half ihm und dem gestürzten Rentner.

Rentner stürzte ein zweites Mal

Laut der Erzählung des Unterfranken kam dann endlich doch noch ein hilfsbereiter Radfahrer vorbei. "Es war einer mit Migrationshintergrund", betont Oppelt. Zusammen konnten sie dem 80-Jährigem wieder auf die Beine helfen - um ihm Erholungszeit zu geben, setzten sie den Mann auf seinem Rollator ab. 

Der dankbare Rentner wiegelte weitere Hilfe von Oppelt ab, er glaubte, alleine zurechtzukommen. Doch als der Helfer sich auf den Weg zu seinem Auto machte, bemerkte er die Bewegung hinter sich: Erneut war der Mann zu Boden gegangen. Oppelt eilte ihm ein zweites Mal zur Hilfe - doch auch dieses Mal: Neugierige Blicke statt helfender Hände. Kurzerhand rief er die Polizei. Zwei Beamte brachten den 80-Jährigen schließlich nach Hause - er wohnt nur wenige hundert Meter vom Unfallort entfernt. 

Vorfall wirkt nach

Der 80-Jährige selbst hat von dem ganzen Trubel offenbar wenig mitbekommen, doch seine Frau zeigt sich erschüttert darüber, dass niemand bereit war ihrem Mann zu helfen. Auch bei Oppelt wirkt die Hilflosigkeit, die auch er während des Vorfalls erleben musste, nach: "Das Ganze beschäftigt mich noch heute."

Gaffen statt helfen - ein Problem, das nicht nur dem hilfsbereiten Unterfranken Sorgen macht. Immer wieder berichtet die Polizei von Fällen, bei denen Personen lieber das Handy zücken, statt den Notruf zu wählen oder dem Verletzten Beistand zu leisten.

Erst am Dienstag hatte ein Gaffer bei einem Unfall auf der Südwesttangente gefilmt, in diesem Fall konnten die Beamten den Mann allerdings stoppen. Ähnlich dreist verhielt sich ein Mann in Schwabach, der eine schwer verletzte Fußgängerin Schwabach fotografierte. Offenbar ist es vielen nicht bewusst, doch wer Verletzten Hilfe verweigert oder die Szenen auch noch fotografiert, dem drohen empfindliche Strafen.


Hier geht es zu allen aktuellen Polizeimeldungen.