Katastrophenalarm in Goslar: Dauerregen auch in Franken

26.7.2017, 20:08 Uhr
In Schenkenau im Landkreis Coburg ist die Itz über die Ufer getreten und walzt sich als braune Schlammlawine durch die Straßen.

© NEWS5 / Herse In Schenkenau im Landkreis Coburg ist die Itz über die Ufer getreten und walzt sich als braune Schlammlawine durch die Straßen.

In Nordbayern ist es bislang nur lokal zu Überschwemmungen gekommen. In Erlangen hat sich die Unterführung "Mausloch" in eine nasse Angelegenheit für Fußgänger, Auto- und Radfahrer verwandelt. Die Straße dort ist vollkommen geflutet, Schlamm wird auf den Gehweg gespült. Doch es ist nicht das erste Mal, dass die neue Unterführung unter Wasser steht, das Problem ist mittlerweile bekannt. 

Auch in Forchheim bekommen die Bewohner nasse Füße, doch es gab bisher keine größeren Einsätze. Im Nürnberger Land ist die Lage trotz heftigen Daueregens noch relativ ruhig. In Röthenbach lief zwar die Seespitz-Schule mit Wasser voll, die Feuerwehr vermutet aber eine dilettantisch geschlossene Öffnung im Flachdach des Gebäudes als Ursache. Im Landkreis Coburg erreichte die Itz in Schenkenau bei einem Pegelstand von 3,88 Metern die Meldestufe 2. Ingesamt unterscheiden Experten vier Stufen, um das Ausmaß des Hochwassers zu beschreiben und einzugrenzen. In Schenkenau mussten aufgrund des Hochwassers einige Verbindungsstraßen gesperrt werden, doch die Lage ist unter Kontrolle.

In anderen Teilen Deutschlands ist die Lage jedoch ziemlich extrem:

Wegen Dauerregens und Überflutungen hat der Landkreis Goslar am Mittwoch Katastrophenalarm ausgerufen. Damit übernehme der Katastrophenschutzstab des Kreises die Einsatzleitung im Hochwassergebiet, teilte der Landkreis am Mittag mit.

Während des Dauerregens ist im Harz eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufes verschwunden. Die Frau wohne direkt an der Holtemme in Wernigerode (Sachsen-Anhalt), sagte ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau am Dienstag in den stark angestiegenen Fluss gefallen ist. Die 69-Jährige wurde bis zum Mittwochvormittag noch nicht gefunden.

"Bisher halten unsere Dämme"

Die Region um den Harz war von dem Dauerregen besonders getroffen worden. Zahlreiche Straßen wurden überflutet, Keller liefen voll. Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Nach dem starken Regen kämpfte die Feuerwehr in Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt am Mittwochmorgen vielerorts gegen drohende Überschwemmungen.

"Bisher halten unsere Dämme. Wir sind hier aber nach wie vor auf alles vorbereitet. Auch auf eine Evakuierung", sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Hildesheim. Sollte ein bedrohtes Wohngebiet geräumt werden, wären laut Stadt 1100 Menschen betroffen. "Die Türen einer Notunterkunft stehen offen", betonte der Sprecher in Hildesheim.

Zunächst habe sich nur rund ein Dutzend Menschen von selbst in die Unterkunft begeben und werde mit dem Nötigsten versorgt. Die Feuerwehr in Hildesheim war in der Nacht mit rund 200 Kräften im Einsatz. "Wir verbauen Sandsäcke und prüfen, ob sie dem Druck stand halten", sagte der Sprecher weiter. An einigen Stellen sickere Wasser durch die aufgeschichteten Säcke – jedoch ausschließlich an Grünflächen entlang der Innerste, einem Nebenfluss der Leine.

Fluss erreicht Rekordpegel

"Die Innerste hat in der Nacht am Pegel Heinde einen Rekord erreicht", sagte ein Sprecher der Stadt am Mittwoch. Beim Hochwasser 2007 stand das Wasser bei 675 Zentimeter, in der Nacht zum Mittwoch erreichte es die Marke von 694 Zentimeter. Eine unmittelbare Gefahr für die Menschen bestehe jedoch nicht.

Ernst war die Situation nach Angaben des Verbands auch in Bad Harzburg, wo ebenfalls Wasser durch die Straßen floss. Die Gemeinde war laut Deutschen Bahn (DB) per Zug nicht mehr zu erreichen. In der Altstadt von Goslar floss laut Feuerwehr Wasser über den Marktplatz. Dort wurde ein Altenheim geräumt.

In Thüringen rückten die Rettungskräfte am Mittwochmorgen zu keinen größeren wetterbedingten Einsätzen aus. "Seit Mitternacht war hier im Grunde Ruhe", sagte eine Sprecherin des Lagezentrums. Die Pegelstände steigen demnach nur langsam. In Göllingen im Kyffhäuserkreis verstärkte die Feuerwehr nach heftigen Regenfällen einen Damm an der Wipper.

Campingplatz überschwemmt

Dauerregen und teils kräftige Böen führten in Mecklenburg-Vorpommern vereinzelt zu Schäden. Ein Campingplatz in Hohenkirchen wurde überschwemmt. Auf Straßen gab es wegen des Wetters lange Autokolonnen. In Greifswald stürzte am Dienstag ein Baugerüst um und beschädigte vier Autos. Bei einem Unfall bei Dauerregen auf der Insel Rügen wurden zwei Urlauber lebensgefährlich verletzt.

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind in knapp zwei Tagen in der Mitte Deutschlands – von Südniedersachsen über Teile Thürigens und Hessens bis nach Nordbayern – mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gemessen worden. Wie der DWD am Mittwoch auf Facebook erläuterte, war bis zum Morgen der Spitzenreiter die Station Seesen am Harz mit 158 Litern.

Es sei "ein breites Regenband, das sich von der Ostsee über die Mitte bis in den Süden zieht." Da dieses Band nach Osten wandert, lässt von Westen her der Regen nach. Aber von der Uckermark bis nach Ostsachsen sowie in Südostbayern regnet es noch bis morgen früh weiter.

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