Lautlose Jäger: Schleiereule vermehrt sich in Franken prächtig

2.7.2015, 13:48 Uhr
Lautlose Jäger: Schleiereule vermehrt sich in Franken prächtig

© F.: Waltraud Rohr

"Wenn es um die Schleiereule geht, dann sind wir in diesem Landkreis an der richtigen Stelle", sagt Markus Erlwein, Sprecher des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), mit gewissem Stolz. Die Kreisgruppe Neustadt/Aisch-Bad Windsheim kümmert sich schon seit mehreren Jahrzehnten um den Schutz und Erhalt der Tierart. Durchaus mit großem Erfolg, wie die Zählung der brütenden Paare und deren Nachwuchs belegt.

Die Zahl der Brutpaare hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt und liegt aktuell bei 44. Bis jetzt wurden 240 Jungtiere in den Nestern beringt, im vergangenen Jahr waren es insgesamt nur 165. Herbert Klein, Vorsitzender der Kreisgruppe, beschreibt die Rahmenbedingungen als "optimal", so dass einige Paare schon zum zweiten Mal das Brüten begonnen haben.

"Es ist ein gutes Mäusejahr - das gefällt den Schleiereulen"

Eine echte Großfamilie ist derzeit beispielsweise im Bad Windsheimer Ortsteil Wiebelsheim zu bewundern. In dem vom LBV aufgestellten Nistkasten tummeln sich neben den Eltern noch acht Jungtiere und diese sorgen für ordentlich Betrieb.

Der Bruterfolg hat für den Eulenfachmann Erich Taube ganz einfache Gründe: "Es ist ein gutes Mäusejahr, und das gefällt den Schleiereulen", meint der Vogelschützer, der etliche Nistkästen in und um Bad Windsheim betreut. Das Ausmaß eines solchen Holzkastens ist durchaus beeindruckend: Rund einen Meter lang und 60 Zentimeter tief sind die massiven Konstruktionen, die in die Giebel von Scheunen gehievt werden müssen. Die Nisthilfen sind nötig geworden, da viele Öffnungen und Mauerschlitze in den Giebeln von Scheunen und Bauernhäuser heute verschwunden sind.

Auch zahlreiche Kirchtürme wurden bei Sanierungen so abgeriegelt, dass die Nistplätze verloren gingen. LBV-Kreisgruppenvorsitzender Herbert Klein hat schon vor langer Zeit darauf reagiert und inzwischen wurden rund 150 solche Holzkästen quer durch den ganzen Kreis aufgestellt.

"Die Schleiereulen sind Profiteure eines milden Winters", erklärt Klein. So hält es das Tier normalerweise nicht länger als drei Tage ohne Nahrung aus, was bei strengen Wintern zu deutlichen Ausfällen in der Population führt. Milde Winter bedeuten aber auch ein größeres Angebot der Leib- und Magenspeise der Eulen: Feldmäuse. Dass die Schleiereulen als Vertilger der kleinen gefräßigen Nager bei Landwirten durchaus gefragt waren, beweist das "Eulenloch", das an manchen alten Bauernhäusern heute noch zu finden ist.

Extrem feinfühlig

"Die Eulengruppe in diesem Landkreis ist sehr aktiv", lobt derweil LBV-Pressemann Markus Erlwein und setzt sich mit dem gezählten Nachwuchs weit an die Spitze im nordbayerischen Raum. So meldet Fürth gerade einmal zehn Brutpaare, Roth und Forchheim sprechen von "einer Handvoll brütender Schleiereulen". Auch im Nürnberger Land hat sich der nachtaktive Vogel sehr rar gemacht.

"Die Tiere reagieren extrem feinfühlig auf das Nahrungsangebot und dieser Landkreis ist scheinbar ein wahres Mäuseparadies", so Erlwein. Zu den aufgestellten Nisthilfen kommen nämlich auch noch Nistplätze in der freien Natur dazu. Herbert Klein schätzt diese auf 40 bis 50 Stück. Der skurrilste Nistplatz findet sich wohl in Geckenheim, wo die Schleiereulen sich es in einer Laterne bequem gemacht haben.

Wenn die Nistplätze von den Eulen unberührt bleiben, dann profitieren weitere Vogelarten davon. So nutzen Turmfalken und Dohlen gerne das Quartier, ehe es zu einem „Leerstand“ kommt. Derweil wachsen und gedeihen die acht jungen Schleiereulen in der Wiebelsheimer Scheune schnell. Sobald sich ein Besucher nähert, richten sich die Wollknäuel auf und stoßen angsteinflößende Zischlaute aus. Hier hält jeder tierische Fressfeind und auch der Mensch erst einmal Abstand. Erich Taube versichert aber, dass es „ganz liebe Tiere“ sind und schließt dann vorsichtig die Klappe, um die Brut wieder ganz sich selbst und den sich auf Futtersuche befindlichen Eltern zu überlassen.

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