Marlene Mortler ist im neuen Amt angekommen
11.7.2014, 11:40 UhrSchnell war damals im Januar das Foto, das Mortler ein paar Tage vor Bekanntwerden ihrer neuen Aufgabe beim Kurznachrichtendienst Twitter gepostet hatte, ausgegraben. Die neue Drogenbeauftragte hatte eine Schnapsflasche abgelichtet, den "Kreuther Geist", eine Anspielung auf die Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth. Wie passt das zusammen, fragten die Kritiker voller Häme, eine Drogenbeauftragte, die bisher nicht als Expertin für Suchtfragen, sondern als Agrar- und Tourismusfachfrau aufgefallen war, als Gegnerin des Rauchverbots in Gaststätten gar – und nun auch noch als Freundin hochprozentiger Getränke?
Die Frage kann man in abgewandelter Form heute noch stellen: Wie kann eine CSU-Abgeordnete, die an Sommerwochenenden regelmäßig in Bierzelten auftritt, ernsthaft vor dem übermäßigen Konsum von Alkohol warnen? Mortler kontert so: Es gehe ihr ja nicht um eine drogenfreie Welt, wichtig sei nur die Erkenntnis, dass Drogen keine Lösung für Probleme seien.
Der 58-Jährigen ist klar, dass die Personalie, wie sie selbst sagt, "viele überrascht hat". Ihre Biografie – aufgewachsen ist Mortler auf dem Hopfenbauernhof ihrer Eltern in Dehnberg – sieht sie sogar als Pluspunkt. Sie komme aus einem Umfeld, "wo Familie großgeschrieben wurde", und der Familie komme bei der Suchtprävention eine Schlüsselfunktion zu. Starke, selbstbewusste Jugendliche, so die Logik hinter dieser Argumentation, greifen selten zur Flasche oder zum Joint.
Generelles Verbot von Tabakwerbung als Ziel
In Lauf ist an diesem Tag die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZg A) zu Gast, ihr Projekt "Klar Sicht" soll Jugendliche über die Gefahren von Alkohol und Tabak informieren. „Die Zigarette ist für viele das erste Suchtmittel“, sagt Elisabeth Pott, die Direktorinder Kölner Behörde. Aber eigentlich gibt es gerade hier eine gute Nachricht, die Drogenbeauftragte hat sie erst am Montag in Berlin verkündet. Die Zahl der Raucher zwischen zwölf und17 Jahren ist seit 2001 kontinuierlich gesunken, von über 27 auf nur noch zwölf Prozent. Pott verbucht das unter anderem als Erfolg der Aufklärungskampagnen, die die BZg A koordiniert, aber sie und Mortler wissen auch um die Wirkung von Verboten. Seit der Einführung der Nichtraucherschutzgesetze in den einzelnen Bundesländern rauchen zwar weiterhin 30 Prozent der Erwachsenen, doch in der Wahrnehmung der Jugendlichen sind sie nicht mehr so präsent.
Um solche Erfolge noch auszubauen, ist eines von Mortlers großen politischen Zielen ein generelles Verbot von Tabakwerbung. Noch 2006 hatte sie, damals Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses, in einem Gastbeitrag für Die Welt ganz andere Töne angeschlagen, als es um den Nichtraucherschutz ging: "Rauchen ist ungesund. Wer raucht, hört besser heute als morgen damit auf. Aber muss ich dieses Ziel mit einem Gesetz zu erreichen versuchen, das ein Klima der Angst erzeugt und Menschengesellschaftlich ausgrenzt, die ein legales Produkt konsumieren?" Die Dehnbergerin sagt, sie habe dazugelernt. Sie sei nun "in der Rolle der Drogenbeauftragten". In dieser Rolle setzt sie – auch wenn Bier für Mortler natürlich fest zur fränkischen Kultur gehört – genauso auf Einschränkungen bei der Alkoholwerbung, allerdings sollen die Brauereien sich hier stärker selbst verpflichten.
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