Mehr Angriffe: Bayerns Kliniken rüsten mit Wachdiensten auf

3.4.2018, 08:04 Uhr
Immer mehr Kliniken in Bayern beschäftigen Sicherheitspersonal.

© Holger Hollemann/dpa Immer mehr Kliniken in Bayern beschäftigen Sicherheitspersonal.

Die Zahl der Krankenhäuser in Bayern, die einen professionellen Wachdienst beschäftigen, wächst immer weiter. In der Notaufnahme der Uniklinik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität gibt es schon seit 15 Jahren einen Sicherheitsdienst.

Das Klinikum Ingolstadt hat sich vor vier Jahren zu diesem Schritt entschlossen, das Klinikum Nürnberg hat den Auftrag an einen Wachdienst vor zwei Jahren mit einer Öffentlichkeitskampagne gegen Gewalt begleitet. Auch am Fürther Klinikum kommt es regelmäßig zu Attacken gegen Ärzte und Pfleger.

Der Dritte Orden in München hat im vergangenen Mai einen Sicherheitsdienst beauftragt, die Münchner Städtischen Kliniken zum Jahreswechsel.

Und der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Siegfried Hasenbein, berichtet: "Wir hören immer öfter von Gewalt in bayerischen Krankenhäusern, insbesondere in den Notaufnahmen."

"Aggressives Verhalten nimmt zu"

Die Mehrzahl der Kliniken im Freistaat beschäftige aber keinen Sicherheitsdienst, betont der BKG-Geschäftsführer. Dennoch gibt es an einem seiner Ansicht nach keinen Zweifel: "Wir beobachten, dass in unserer Gesellschaft aggressives Verhalten in allen Lebensbereichen zunimmt."

Christoph Dodt, der am Klinikum München Bogenhausen die Notaufnahme leitet, sieht dabei eine ganze Reihe von Auslösern, wenn Patienten aggressiv werden: Alkohol, Drogen oder auch psychische Störungen. Vor allem aber fehle immer öfter "der Respekt vor der Institution Krankenhaus", stellt Dodt fest, der auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft Notfall- und Akutmedizin ist.

Der Leiter der Notaufnahme des Uniklinikums der Münchner LMU, Markus Wörnle, ergänzt, in den Notfall-Ambulanzen seien "die Belastungen in den letzten Jahren dramatisch angestiegen".

Längere Wartezeiten führen zu Spannungen

In seiner eigenen Klinik sei die Zahl der Patienten innerhalb weniger Jahre um 40 Prozent gewachsen. Damit verlängerten sich vor allem für weniger schwere Fälle die Wartezeiten. "Das führt häufig zu Spannungen und auch Aggressionen gegenüber Ärzten und Pflegepersonal", erklärt Wörnle.

Auch der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein, glaubt, dass zusätzliches medizinisches Personal die Lage entschärfen könne. Vor allem aber wünscht er sich, dass Patienten wieder mehr Respekt für die Menschen aufbringen, deren Beruf es ist, Kranken zu helfen.

Es gebe aber auch Kliniken, die nicht auf Sicherheitspersonal setzen, um auf wachsende Aggressionen der Patienten zu reagieren, berichtet Hasenbein und nennt als Beispiel das St.-Elisabeth-Krankenhaus im unterfränkischen Bad Kissingen.

Dort hat die Geschäftsleitung Mitte März bekannt gegeben, dass ab sofort kostenloses WLAN in der Notaufnahme verfügbar ist. Man wolle Patienten, die länger warten müssen, die Wartezeit "versüßen", erklärte die Klinikleitung wörtlich.

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