Mit Selbstbewusstsein ins Berufsleben

14.10.2014, 19:35 Uhr
Mit Selbstbewusstsein ins Berufsleben

© Foto: privat

Manchmal können einem Freunde und Familie nicht weiterhelfen. Manchmal braucht man einen objektiven Rat. Von jemandem, der Abstand hat, dem man aber trotzdem vertraut. Annika Kesselhack hat so eine Person gefunden. „Sie hat mich ausgesucht“, sagt Lisa Feiler. „Wir fanden uns gleich sympathisch.“

Das Kennenlernen lief ein bisschen wie beim Speed-Dating ab. Bloß, dass sich hier keine Liebespaare finden sollen, sondern Mentoren und Mentees. Die Schüler durften je 90 Sekunden mit jedem Studenten sprechen und sich dann für denjenigen entscheiden, mit dem sie sich zwei Jahre lang alle zwei Wochen treffen wollen. Annika Kesselhack ist 16 Jahre alt und besucht die Hans-Böckler-Realschule in Fürth. „Die Organisatoren von ,Rock Your Life‘ kamen zu uns in die Klasse und haben das Programm vorgestellt“, erzählt sie. „Ich fand das interessant, weil ich noch nicht wusste, was ich nach der Schule machen will und dachte, ich probier’s einfach mal aus.“ Noch immer findet sie diese Entscheidung „supi“.

Studenten haben die Initiative „Rock Your Life“, was auf Deutsch so viel heißt wie „Mach was aus deinem Leben“, vor fünf Jahren in Friedrichshafen gegründet. Inzwischen begleiten mehr als 3000 Studierende an 40 Hochschulstandorten Schüler auf dem Weg ins Berufsleben. Sponsoren finanzieren die Kennenlern-Wochenenden und die Schulung der Mentoren. Die Idee hat mehrere Preise gewonnen und ist Mitglied der „Allianz für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Lisa Feiler studiert im fünften Semester Wirtschaftswissenschaften an der Uni in Nürnberg. „Ich wollte mich gerne ehrenamtlich engagieren“, sagt sie. „Dann habe ich gehört, dass es Rock Your Life neuerdings hier bei uns gibt.“ Seit Mai treffen sich die ersten 15 Teams regelmäßig. Die Mentees kommen von Annikas Schule in Fürth, der Berufsschule 3 in Nürnberg und der Eichendorff-Mittelschule in Erlangen.

„Es geht darum, dass wir uns kennenlernen, gemeinsam Spaß haben und man jemanden zum Reden hat“, sagt Lisa. Sie waren Eis essen, im Tiergarten und in der Kletterhalle. „Bis jetzt haben wir uns noch nicht hingesetzt und zusammen Bewerbungen geschrieben.“ Trotzdem hat Annika inzwischen einen Plan, wie es in zwei Jahren nach der Schule weitergehen könnte. „Ich will Anwältin werden“, sagt sie. „Zuerst mache ich eine Ausbildung in einer Kanzlei, dann hole ich auf der BOS mein Abi nach und dann studiere ich Jura.“ Sie hat Lisa schon an die Uni in Nürnberg begleitet. „Die sieht aus wie ein Gefängnis“, findet die Schülerin. „Vielleicht ist es ja schon renoviert bis du studierst“, sagt Lisa.

Beim Kennenlern-Wochenende haben die beiden jungen Frauen aufgeschrieben, was ihnen wichtig ist. Sie wollen sich vertrauen und ehrlich zueinander sein. „Wir müssen uns aufeinander verlassen können“, sagen sie. Annika hat eine Schwester und fünf Halbbrüder, „die sind aber alle schon erwachsen und ausgezogen“, sagt sie. Ihre Mama finde es toll, dass sie von sich aus mitmachen wollte, statt zu Hause zu sitzen und nichts zu tun. Lisa hat zwei jüngere Brüder, „aber als kleine Schwester sehe ich Annika nicht – wir begegnen uns auf Augenhöhe“. Beim ersten Treffen in der Kletterhalle hat die Schülerin der Studentin gezeigt, wo es langgeht.

Zum Beginn des neuen Schuljahrs und Semesters werden wieder Teams gesucht: www.rockyourlife.de

Keine Kommentare