München 1972 - Chronologie einer Tragödie

4.9.2012, 23:54 Uhr

5. September 1972

04.10 Uhr: Acht Palästinenser der Terrororganisation „Schwarzer September“ dringen in das unverschlossene israelische Quartier im Olympischen Dorf in der Connollystraße 31 ein. Sie überwältigen gegen 4.35 Uhr die israelischen Sportler und Betreuer. Ringer-Trainer Mosche Weinberg und Gewichtheber Josef Romano werden beim Versuch, sich zu wehren, ermordet.

05.03 Uhr: Die Münchner Polizei wird von mehreren Anrufern informiert, dass im Olympiadorf geschossen werde.

06:40 Uhr: Walther Tröger, Bürgermeister des olympischen Dorfes, und OK-Präsident Willi Daume erreichen das Haus Nr. 31, um mit den Eindringlingen zu verhandeln. Die Terroristen fordern, dass über 200 namentlich genannte Palästinenser aus israelischen Gefängnissen sowie unter anderem die deutschen Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freikommen. Das ursprüngliche Ultimatum bis 9 Uhr wird bis 12 Uhr verlängert.

11.15 Uhr: Der israelische Botschafter Eliashiv Ben-Horin erklärt, dass die Regierung nicht auf die Forderungen eingehen werde. Die Verhandlungen mit den Terroristen dauern an. Das Ultimatum wird bis 15 Uhr verlängert.

ca. 13 Uhr: Walther Tröger, Willi Daume, Polizeipräsident Manfred Schreiber, der bayrische Innenminister Bruno Merk und Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher bieten sich vergeblich als Ersatzgeiseln an. Das Ultimatum wird noch einmal auf 17 Uhr verlängert.

15.38 Uhr: Das Ultimatum wird um weitere fünf Stunden verlängert. Die Sportwettkämpfe der Olympischen Sommerspiele werden wegen der Ereignisse unterbrochen.

16.30 Uhr: Auf den Dächern um das Haus 31 im Olympischen Dorf beziehen als Sportler getarnte Sturmtrupps Stellung. Da von Krisenstab und Polizei allerdings versäumt wurde, den Terroristen den Strom abzustellen und die Medien vom Ort des Geschehens fernzuhalten, verfolgen die Terroristen die Vorbereitung auf die Befreiung der Geiseln im TV. Die Aktion muss daraufhin abgebrochen werden.

17 Uhr: Die Terroristen verlangen, mit den Geiseln nach Kairo ausgeflogen zu werden. Die deutschen Verhandlungspartner gaben vor, zuzustimmen.

22.30 Uhr: Zwei Hubschrauber landen mit acht Attentätern und neun Geiseln auf dem Militärflughafen in Fürstenfeldbruck. Es wartete eine Boeing 727 mit laufenden Triebwerken, allerdings fast leerem Tank. Die ursprünglich für die Befreiung eingeplanten Polizisten – verkleidet als Luft- und Bodenpersonal – weigern sich, die Aktion durchzuführen. Es blieben fünf Scharfschützen, um die acht Terroristen zu überwältigen.

22.40 Uhr: Zwei der Terroristen besichtigen die Maschine. Als sie sich auf dem Rückweg zu den Hubschraubern machen, gibt der Einsatzleiter den Befehl zu schießen. Die Terroristen erwidern das Feuer.

23.23 Uhr: Das Feuergefecht dauert an. Die Scharfschützen haben ihre Gewehre längst auf Dauerfeuer umgestellt. Als die lange zuvor angeforderten Panzerfahrzeuge aus München in Fürstenfeldbruck eintreffen, werden die ersten Geiseln in den Hubschraubern durch eine Handgranate getötet.

23.35 Uhr: Während das Gefecht in Fürstenfeldbruck andauert, berichtet das Fernsehen, dass alle Geiseln entkommen und die meisten Terroristen tot seien.

6. September 1972

00.05 Uhr: Das Feuergefecht dauert an. Fünf der acht Terroristen leben noch. Die letzte lebende Geisel stirbt an einer Rauchvergiftung.

00.20 Uhr: Die Schießerei ist beendet, alle Geiseln, ein Polizeibeamter und fünf der acht Terroristen getötet. Die übrigen drei ursprünglich festgenommenen Attentäter werden zwei Monate später in einer Flugzeugentführung freigepresst. Die fünf toten Attentäter werden in Libyen als Helden beigesetzt.

ca. 3 Uhr: Merk verkündet der versammelten Presse die Ausmaße der Tragödie. Insgesamt 17 Tote: Neun weitere israelische Athleten, ein Polizeibeamter, fünf Terroristen.

10 Uhr: Im Olympiastadion beginnt die Trauerfeier für die getöteten israelischen Sportler. IOC-Chef Avery Brundage verkündet: „The Games must go on!“

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