Münchner Amokläufer: Fremdenhass als Motiv?

28.7.2016, 09:49 Uhr
Der Amokläufer von München hatte womöglich ein rechtsextremistisches Weltbild.

© dpa Der Amokläufer von München hatte womöglich ein rechtsextremistisches Weltbild.

Der Münchner Amokläufer hatte laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeine Zeitung eine rechtsextremistische Weltsicht. Türken und Araber habe der Deutsch-Iraner gehasst und ihnen gegenüber ein "Höherwertigkeitsgefühl" gehegt, zitiert das Blatt Sicherheitskreise.

Laut FAZ war der Täter auch stolz auf sein Geburtsdatum - den 20. April, an dem auch Adolf Hitler geboren wurde. Die Aussagen über die Begeisterung des Amokläufers für Hitler sollen laut Sicherheitskreisen aus aus dem engsten Umfeld des Täters stammen, berichtet die Zeitung weiter. Auch sei der deutsch-iranische Täter stolz darauf gewesen, als Iraner und als Deutscher "Arier" zu sein.

Der Iran gilt als Heimat der Arier, eines zentralasiatischen Volkes mit indogermanischer Sprache. Die Nationalsozialisten machten aus dem Begriff "Arier" eine Bezeichnung für eine aus ihrer Sicht "überlegene Rasse".

Das Nachrichtenmagazin Spiegel schreibt, ein 17-jähriger Freund des Attentäters habe gesagt, der Deutsch-Iraner habe einen "Riesenhass auf die meisten Ausländer" entwickelt. So habe er seinen Freunden irgendwann verboten, ihn weiter bei seinem Spitznamen Ali zu rufen, da er nicht als Muslim angesehen werden wolle, so seine Erklärung.

Das Bayerische Landeskriminalamt wollte dies nicht bestätigen, das Innenministerium äußerte sich am Mittwoch zunächst nicht.

Genereller Hass auf Menschen

Dem widerspricht die Süddeutsche Zeitung jedoch. Hier heißt es, die Staatsanwaltschaft gehe derzeit nicht davon aus, dass der Attentäter aus rechtsextremistischen Motiven gehandelt haben könnte. Der Deutsch-Iraner habe viel auf Türken und andere Ausländer geschimpft, schrieb aber kurz vor seiner Tat in einem Chat: "Ich hasse alle Menschen."

"Die Auswertung des sichergestellten Materials ist aber noch nicht abgeschlossen", sagt Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Auch die Staatsanwaltschaft München machte keine Angaben: "Wir prüfen die Motivlage des Amokschützen in alle Richtungen und mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten", hieß es lediglich. "Wir haben hier eine größere Datenmenge zu bewältigen und können uns daher noch keine Aussage dazu erlauben, was höchstwahrscheinlich ein Motiv gewesen sein könnte." Die Behörde sprach von einer Datenmenge im Terabyte-Bereich. Sie geht davon aus, dass sich die Ermittlungen noch mehrere Monate hinziehen können.

Meist muslimische Opfer mit Migrationshintergrund

Der 18-Jährige hatte am vergangenen Freitag neun Menschen erschossen und sich selbst getötet. Die meist muslimischen Opfer haben Migrationshintergrund mit Wurzeln etwa in der Türkei oder dem Kosovo. Einen politischen Hintergrund hatten die Ermittler bislang ausgeschlossen und auf psychische Probleme des Schülers verwiesen.

Was bislang über den 18-jährigen Deutsch-Iraner bekannt ist, lässt aber rechtes Gedankengut nicht unwahrscheinlich erscheinen. Der Schüler war von dem rechtsextremen Attentäter Anders Behring Breivik aus Norwegen fasziniert. Sein Amoklauf in München ereignete sich genau fünf Jahre nach dem Blutbad vom 22. Juli 2011, bei dem Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen umgebracht hatte.

Gesichert ist auch, dass der 18-Jährige nach Ego-Shooter-Spielen wie Counterstrike süchtig war, bei denen Spieler in virtuellen Welten Gegner niederschießen. Laut Spiegel Online gab er sich dabei Namen wie "Hass" oder "Amoklauf" und schockierte seine Mitspieler mit fremdenfeindlichen Äußerungen vor allem gegenüber Türken. Dazu passen Äußerungen in einem Video, das nach der Tat durchs Netz kursierte und in dem ein erregter Wortwechsel zwischen zwei Männern zu hören ist, unter anderem "Ich bin Deutscher" und "Scheißtürken!".

11 Kommentare