Nächster Halt Dinkelsbühl: Neue Bahnstrecke naht

24.11.2017, 05:25 Uhr
Nächster Halt Dinkelsbühl: Neue Bahnstrecke naht

© Jörg Schäfer

Wenn einer in Bayern Erfahrung im Aufbau von Bahnunternehmen hat, dann wohl Heino Seeger. Von 1999 bis 2012 war er Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter der Bayerischen Oberlandbahn, hat aus der BOB eine feste Größe im Voralpenland gemacht. Heute hat Seeger dieselben Funktionen bei der kleinen Tegernsee-Bahn.

Diesem Heino Seeger eilt offenbar ein solch guter Ruf voraus, dass er nun von Vertretern des Freistaats angesprochen wurde, um die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Dombühl und Dinkelsbühl in Angriff zu nehmen. Dort rollt bereits seit 1985 kein regulärer Personenverkehr mehr.

Vier Spitzengespräche hat es dazu schon gegeben. Mit dabei war auch Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann, der das Projekt stark befürwortet.

17 Hin- und Rückfahrten soll es pro Tag geben

Schon vor Jahren hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft zugesagt, den gewünschten Schienenverkehr zu bestellen, wenn die Strecke wieder in Betrieb genommen wird. 17 Hin- und Rückfahrten soll es pro Tag geben. Allerdings wird dies zunächst nur für zwölf Jahre zugesichert, Seeger hätte aber gerne 18 Jahre, um die Investitionen wieder reinholen zu können. Momentan hakt es vor allem noch bei diesem Punkt.

Kosten von 20 bis 25 Millionen Euro erwartet er, um Schienen und Weichen zu ertüchtigen, Signale auf Vordermann zu bringen und den Schotter zu justieren. "Teilweise kann man heute nur Schrittgeschwindigkeit fahren, an manchen Stellen 40 oder 60 Kilometer pro Stunde. Ziel wäre aber durchgängig Tempo 80", meint Seeger.

Geld kommt von Investoren

"Ich könnte mir vorstellen, mit den richtigen Fachleuten eine GmbH zu gründen und dann über Investoren das nötige Geld aufzutreiben", sagt Seeger. Kapital dazu gibt es offenbar genug, wenn man Seeger glauben darf: "Banken, Private Equity – alle wollen in Infrastruktur investieren. Das Geld sucht eine vernünftige Anlage, damit man in einem Zeitraum von 20 Jahren Geld verdienen kann."

Wenn die Finanzierung gesichert ist, soll ein Infrastrukturunternehmen gegründet werden. Einen Arbeitstitel dafür gibt es schon: "Mittelfränkische Eisenbahnbetriebsgesellschaft."

Dinkelsbühls Oberbürgermeister Christoph Hammer steht voll hinter der Reaktivierung. "In 70 Minuten wäre man dann von Dinkelsbühl in Nürnberg. Mit dem Auto sollte man schon eineinhalb Stunden reine Fahrzeit einplanen", verdeutlicht er.

„Wir würden die Verlängerung der Strecke von Dombühl nach Dinkelsbühl sehr begrüßen“, betont auch Dirk Domhardt, Leiter der Verkehrsplanung des VGN.

Widerstand in Feuchtwangen

Doch die Zustimmung ist nicht überall entlang der Strecke so groß. Feuchtwangens Bürgermeister Patrick Ruh etwa ist strikt dagegen. „Das ist ein inszeniertes Projekt, das nicht aus der Bevölkerung und nicht aus der Wirtschaft kommt. Da geht es um wirtschaftliche Einzelinteressen, etwa im touristischen Bereich oder im Tagungswesen“, meint er.

Seine Stadt sei eine Einpendlerstadt, die wenigsten würden nach Ansbach oder Nürnberg pendeln. „Wir sind hier dünn besiedelt. Und 90 Prozent der Bevölkerung brauchen diese Bahn nicht. Dieser Riesenaufwand lohnt sich einfach nicht“, glaubt Ruh.

Er befürchtet, dass sich am Schluss doch wieder finanzielle Löcher auftun, die Kommunen und Landkreis stopfen müssen. 14 Bahnübergänge, wesentlich mehr als in Dinkelsbühl, müssten in Feuchtwangen ertüchtigt werden. Etwa eine halbe Million Euro werden pro Übergang fällig, ein Drittel davon müsste die Stadt bezahlen.

Heino Seeger hofft trotz allem, dass sich die Probleme bald ausräumen lassen. „Ich bin optimistisch, dass es in den nächsten Monaten zu einer salbungsvollen Lösung kommt“, sagt er. Und auch Bayerns Bahnchef Josel meint: „Die Weichen stehen derzeit in diese Richtung.“ Wenn alles nach Plan läuft, könnten ab 2020 die ersten Züge rollen.

Seeger interessiert sich allerdings auch noch für eine Reaktivierung der Strecke Dinkelsbühl–Nördlingen. Doch für diesen Abschnitt werden, anders als für die Strecke Dombühl–Dinkelsbühl, bisher zu wenige Fahrgäste prognostiziert. "Je mehr Infrastruktur, desto interessanter wird das Projekt für Investoren", meint dagegen Seeger und wünscht sich, dass auch für diese Strecke Planungen akzeptiert werden.

Zumindest aber würde er seine Bahn gerne bis Wilburgstetten und damit noch knapp acht Kilometer über Dinkelsbühl hinaus betreiben. Bis Wilburgstetten reicht das VGN-Gebiet, für Seeger wäre der Ort deshalb der logische Schlusspunkt.

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