Naturpark-Ranger: Was machen die neuen Spezialisten?

23.3.2019, 05:53 Uhr
Andreas Schätzlein ist der erste der 60 vom Umweltministerium neu angestellen Rangern und seit November im Naturpark Spessart unterwegs.

© Martin Müller Andreas Schätzlein ist der erste der 60 vom Umweltministerium neu angestellen Rangern und seit November im Naturpark Spessart unterwegs.

Die Feuchtwiesen im Hafenlohrtal haben ihren Namen nicht ohne Grund. Die Hafenlohr hat das Tal unter Wasser gesetzt, schlängelt sich ausufernd durch das Grünland, füllt Gräben und Vertiefungen, lässt temporäre Bachläufe entstehen und tiefen Morast.

Schmatzend stapfen unsere Wanderschuhe durch den Matsch, bis auch sie sich geschlagen geben müssen und das Wasser oben hineinschwappt. Dazu stechen die Graupelschauer im Gesicht, der eiskalte Wind geht durch Mark und Bein.

Aber es hat ja auch niemand behauptet, das Ranger-Dasein wäre ein Zuckerschlecken. Unser Ziel ist wichtig, auch wenn die Feuchtwiesen im Wege stehen. So wichtig, dass wir eine Ausnahmegenehmigung bekommen haben, um uns durch das überschwemmte Naturschutzgebiet zu kämpfen.

Gatter für Arnika-Projekt

Denn mitten im idyllischen Hafenlohrtal stehen zwei Arnika-Gatter, vier mal vier Meter große Areale, in denen Arnika-Samen gesät wurden, um die im Spessart fast verschwundene, gelb blühende Heilpflanze wieder anzusiedeln.

Wobei von „Stehen“ eigentlich kaum mehr die Rede sein kann, so windschief hängen die Holzgestelle in der Landschaft. „Die Gatter sollen den Boden mit den Arnika-Samen vor den Wildschweinen schützen“, erklärt Naturpark-Ranger Andreas Schätzlein, der ein paar Dachlatten auf der Schulter hat, mit denen er das Holzgestell nun stabilisiert.

Ranger Andreas Schätzlein repariert hier ein Holz-Gatter, mit dem angesäte Arnika-Samen vor Wildschweinen geschützt werden sollen. Durch ein Artenschutz-Projekt soll sich die gelb blühende Heilpflanze wieder im Spessart verbreiten.

Ranger Andreas Schätzlein repariert hier ein Holz-Gatter, mit dem angesäte Arnika-Samen vor Wildschweinen geschützt werden sollen. Durch ein Artenschutz-Projekt soll sich die gelb blühende Heilpflanze wieder im Spessart verbreiten. © Martin Müller

Der Ranger kennt den Spessart schon seit Kindheitstagen, schließlich ist er in Helmstadt am Rande der Wälder aufgewachsen. Auch deshalb ist es für den 25-Jährigen nun eine besondere Ehre, der erste der 60 vom Umweltministerium finanzierten Ranger zu sein. Im November trat der studierte Forstwissenschaftler und ausgebildete Baumpfleger seinen Dienst an, seither folgten erste Ranger auch in den Naturparken Frankenhöhe und im Ammergebirge. Auch im Altmühltal sollen am 1. April die ersten Ranger ihren Dienst antreten.

"Ranger-Programm läuft sehr unbürokratisch"

Der Naturpark Spessart hat in den vergangenen Monaten echte Pionierarbeit geleistet. Denn anfangs war gar nicht so richtig klar, was ein Ranger überhaupt machen soll und wie er anderen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren nicht in die Quere kommt.

„Das Umweltministerium hat da sehr breite Leitplanken gesetzt. Dafür sind war aber auch dankbar. Schließlich ist jeder Naturpark anders. Bisher läuft das Ranger-Programm sehr unbürokratisch“, lobt Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Naturparks Spessart.

Lange war das Geländer des beliebten Bohlenstegs im Hafenlohrtal defekt. Ranger Andreas Schätzlein reparierte es wieder.

Lange war das Geländer des beliebten Bohlenstegs im Hafenlohrtal defekt. Ranger Andreas Schätzlein reparierte es wieder. © Martin Müller

Mittlerweile ist relativ klar, was die Ranger im Spessart machen sollen. „Wir sind Mittler zwischen Menschen und Natur“, sagt Schätzlein. Konkret bedeutet das: Bildungs- und Informationsarbeit, Organisation von Naturschutz und Landschaftspflege, Besucherlenkung, Mitwirkung bei Forschungsaktivitäten und der Erhalt der touristischen Infrastruktur.

Schätzlein soll sich vor allem auch darum künftig, dass künftig mehr als bisher eine Grundschule im Spessart als „Naturparkschule“ zertifiziert ist und besonderen Wert auf die Umweltbildung legt. Das Interesse daran ist groß, doch die Kapazitäten des Naturparks waren es bislang nicht.

Weitere drei Ranger kommen in den Spessart

Schon ab 1. April bekommt Schätzlein Unterstützung. Drei weitere Ranger auf zwei Vollzeitstellen kommen dazu. Damit ist das Team komplett, das sich das Gebiet thematisch und vor allem auch geografisch untereinander aufteilen soll.

Das Ranger-System in Bayern ist immer noch ganz am Anfang. „Zumindest habe ich mittlerweile eine Hose“, sagt Schätzlein lachend. Das Beinkleid immerhin ist schon genehmigt, wie der Rest der bayernweit einheitlichen Dienstkleidung aussehen soll, wird momentan noch im Ministerium abgestimmt.

„Die Ranger sind ein Geschenk, über das wir uns sehr freuen“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Oliver Kaiser.  Vorher sei man regelmäßig an die Grenzen gekommen. „Viel ist liegen geblieben. Das war frustrierend – nicht nur für uns, sondern auch für Kommunen, die zum Beispiel jahrelang auf einen Naturerlebnispfad gewartet haben, weil wir eben einfach nicht dazu gekommen sind, uns um den Förderantrag zu kümmern“, verdeutlicht er. Jahrelang habe man um mehr Anerkennung und mehr Personal gekämpft, jetzt endlich bewege sich etwas.

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