Netzagentur: Stromtrasse transportiert auch Braunkohlestrom

10.3.2014, 06:00 Uhr
Dienen die geplanten Stromtrassen vor allem dem Transport von Braunkohlestrom? Viele Gegner des Projekts behaupten dies zumindest.

© dpa Dienen die geplanten Stromtrassen vor allem dem Transport von Braunkohlestrom? Viele Gegner des Projekts behaupten dies zumindest.

Es gibt viele Gründe, argumentieren ihre Gegner, warum die Gleichstrompassage Süd-Ost nicht gebaut werden dürfe: Sie sei potenziell gesundheitsgefährdend und verschandele die Landschaft. Am häufigsten fällt aber das Wort von der Braunkohletrasse. Christian von Hirschhausen, Professor für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik an der TU Berlin, ist der prominenteste Vertreter dieses Arguments gegen die Mega-Leitung. Diese werde primär für den Transport von Braunkohlestrom benötigt, sagt er immer wieder - und wird dafür auf Veranstaltungen der Trassen-Gegner eingeladen.

Hirschhausen erläutert an einer Karte des Umweltbundesamts: Sowohl im Westen als auch im Osten der Republik, ungefähr dort, wo zwei der drei geplanten Gleichstromleitungen beginnen sollen, wird das Gros des deutschen Braunkohlestroms produziert. Ergo: Der Startpunkt der Gleichstrompassage Süd-Ost mitten in Sachsen-Anhalt und von Ultranet in Nordrhein-Westfalen zeige, so Prof.von Hirschhausen, dass beide primär für den Transport von Braunkohlestrom designt seien.

„Die Mär vom Braunkohlestrom stimmt nicht“, sagt hingegen Steffi Thiele von der Bundesnetzagentur. Hauptzweck der Leitung sei es, „angesichts des zunehmenden Auseinanderfallens von Erzeugung und Bedarf den aus den Windkraftanlagen im Norden der Republik erzeugten Strom nach Süden zu verteilen“.

Es könne aber nicht geleugnet werden, dass auch Braunkohlestrom - so wie Strom aus jeder anderen Quelle - durch die Leitungen fließen werde. Das sei zum einen in der Physik begründet: Strom breitet sich dahin aus, wo ein Mangel herrscht, daher könnten Leitungen nicht für eine bestimmte Strom-Art abgeschottet werden. Überdies werde man auf Braunkohle vorerst nicht verzichten können, um den Verbrauch im Süden bei Abschaltung der Atomkraftwerke decken zu können. Allerdings, versichert Thiele, werde sich künftig die Braunkohleverstromung in Deutschland zumindest nicht erhöhen.

Revier in der Lausitz

Gleichzeitig bestreitet die Bundesnetzagentur eine der Grundannahmen von Prof. Hirschhausen: „Dass die Gleichstromleitungen in Gebieten beginnen, in denen Kohle gefördert wird, ist jedenfalls für die Gleichstrompassage Süd-Ost nicht zutreffend“, sagt Thiele. Das sogenannte „mitteldeutsche Braunkohlerevier“ existiere bis auf Reste aktiven Bergbaus südlich von Leipzig faktisch nicht mehr. Ostdeutscher Erzeugungsschwerpunkt für die Braunkohle sei vielmehr die Lausitz.

Dass die Gleichstrompassage Süd-Ost in Sachsen-Anhalt ihren Anfang habe, liege vielmehr daran, dass in dieser Region künftig große Mengen an Energie aus Photovoltaik und Wind erzeugt würden und sich dort wichtige Einspeisepunkte befänden.

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