Neue Studie: Immer mehr Franken von Armut bedroht

4.11.2015, 19:21 Uhr
Einkommen von unter 1000 Euro ist keine Seltenheit mehr (Symbolbild).

© Karl-Josef Hildenbrand/Archiv (dpa) Einkommen von unter 1000 Euro ist keine Seltenheit mehr (Symbolbild).

In Bayern sind nach offiziellen Angaben immer mehr Menschen von Armut bedroht. Nach dem neuesten Sozialbericht, den das Sozialministerium vorgelegt hat, waren im Jahr 2013 rund 1,76 Millionen Menschen im Freistaat armutsgefährdet – gut 40.000 mehr als im Jahr zuvor. Die Quote stieg von 14,1 auf 14,6 Prozent. Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der gesamten Bevölkerung in Bayern auskommen muss. Das sind knapp unter 1000 Euro.

Besonders von Armut bedroht sind Alleinerziehende und Ein-Personen-Haushalte, vor allem Menschen über 65 Jahre. Dazu kommt ein anderer Aspekt. Die Armut ist überwiegend weiblich. Eine Gruppe, die besonders betroffen ist, sind alleinstehende Frauen im Alter 50 +, die nach einer Trennung oder dem Tod des Partners in eine soziale Schieflage geraten. Viele von ihnen steigen erst dann ins Berufsleben ein, weil sie sich jahrelang dem traditionellen Frauenbild gebeugt und die Erwerbstätigkeit für Kinder und Familie zurückgestellt haben.

Dafür zahlen diese Frauen heute einen hohen Preis. Sie leben nicht nur am Rande des Existenzminimusm, sondern schlittern sehenden Auges in die Altersarmut. Denn in der Regel arbeiten diese Frauen Teilzeit oder in Minijobs, den sogenannten prekären Beschäftigungsverhältnissen. Viele beziehen Grundsicherung oder erhalten Aufstockungsleistungen. Die Reform des Scheidungsrechts im Jahr 2003 sorgte dafür, dass diese Frauen noch schlechter gestellt sind, da sie etwaige Unterhaltsansprüche an den Exmann einklagen und nachweisen müssen. Charakteristisch für diese Frauen ist, dass ihre Armut verdeckt ist. Die Betroffenen tun alles, um nicht aufzufallen. Ihre Scham ist groß, denn in der Regel haben sie einen sozialen Abstieg hinter sich.

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