Neue Studie: Zu viele Rückenoperationen in Franken

19.6.2017, 16:24 Uhr
Auch die Zahl der operativen Eingriffe nahm zu: 2015 gab es bundesweit 772.000 Eingriffe wegen Rückenbeschwerden.

© dpa Auch die Zahl der operativen Eingriffe nahm zu: 2015 gab es bundesweit 772.000 Eingriffe wegen Rückenbeschwerden.

Viele haben im Laufe ihres Lebens Rückenschmerzen und suchen deshalb einen Arzt auf. So hat sich die Zahl der Eingriffe an der Wirbelsäule seit 2007 um 71 Prozent auf jährlich 772.000 erhöht. Viele Klinikaufenthalte sind laut der Experten jedoch vermeidbar, oft wäre eine bessere ambulante Notfallversorgung eine Alternative zur teuren stationären Behandlung.

Der Vergleich von fünf Millionen Patientenakten aus allen 16 Bundesländern und 402 deutschen Stadt- und Landkreisen zeigt erhebliche Unterschiede bei den Krankenhausaufenthalten und operativen Eingriffen am Rücken, wobei der Freistaat Bayern eine nicht sehr rühmliche Rolle einnimmt.

Zwischen 2007 und 2015 ist hier die Zahl der Überweisungen von Patienten in eine Klinik um 105 Prozent und damit bundesweit am stärksten gestiegen. Bei der Entfernung von Bandscheibengewebe liegt der Freistaat mit 229 Eingriffen je 100.000 Einwohner im Bundesländervergleich auf Rang 3 (Durchschnitt Deutschland: 199 Eingriffe je 100.000 Einwohner). Interessant ist dabei, wie sehr sich die Werte von Kreis zu Kreis unterscheiden.

Besonders häufig wird in Coburg operiert

Im Kreis Haßberge sind es rund 355 Eingriffe je 100.000 Einwohner. Besonders häufig wird auch in den Kreisen Rhön-Grabfeld (343), Coburg (341), Miltenberg (338) und Kitzingen (323) operiert. Deutlich über dem Schnitt liegen auch die Landkreise Lichtenfels (285), Weißenburg-Gunzenhausen (271), Bayreuth (252) und Ansbach (234). Am wenigsten an der Bandscheibe wird hingegen bayernweit in der Stadt Erlangen (119) operiert. Unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen auch Nürnberg und das Nürnberger Land (178 beziehungsweise 191), Stadt und Kreis Fürth (173 und 183), die Landkreise Forchheim (158) und Neumarkt in der Oberpfalz (156).

Die starken regionalen Schwankungen lassen sich dabei nach Meinung der Experten nur zu einem kleinen Teil auf objektive Faktoren zurückführen. Es läge auch nicht daran, dass die Menschen häufiger Rückenprobleme haben als früher.

Eckhard Volbrecht von der Bertelsmann-Stiftung vermutet hinter der Zunahme der Eingriffe und den regionalen Unterschieden vor allem die Vorlieben "ortsansässiger Mediziner". Entscheidungen für einen stationären Aufenthalt oder eine Operation sollten aber "unabhängig vom Wohnort, finanziellen Interessen und individuellen Vorlieben der ortsansässigen Ärzte fallen", wie er sagt. Patienten raten die Spezialisten dazu, in jedem Fall eine zweite Meinung einzuholen, bevor sie sich unter das Messer begeben.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie hier.

Keine Kommentare