Neumarkt und Fürth beleben Innenstädte

15.9.2015, 18:55 Uhr
Neumarkt und Fürth beleben Innenstädte

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Neumarkt und Fürth beleben Innenstädte

© Foto: Horst Linke

Der Neue Markt ist ein Projekt, das in Neumarkt alle Dimensionen der jüngeren Vergangenheit sprengt: Was den Vorlauf, den Invest, die Größe, die Bauzeit, den Anspruch und das Versprechen angeht, das das neue Stadtquartier macht. Morgen wird es eröffnet.

Schon dieses Datum machte die Neumarkter staunen: Warum da, war eine häufig gestellte Frage. Weil es, so die Antwort, fast schon ein Muss ist, ein Einkaufszentrum, das noch dazu ein Multiplex-Kino beherbergt, am Donnerstag nach Schulanfang zu eröffnen. Alle sind nach den Ferien in der Stadt, der Alltag überwiegt noch nicht, am Donnerstag laufen die neuen Filme an und der Spannungsbogen lässt sich bis zum Samstag dehnen.

Die ersten Planungen für ein Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt liegen in Neumarkt gut 20 Jahre zurück. Vor der Landesgartenschau 1998 hatte die Kommune das Areal in zentraler Lage erworben, eigene Flächen in diesem Bereich damit arrondiert. Ein Investor fand sich mit dem Bayreuther Harry Krause, ein Name für das Einkaufszentrum ebenfalls: Jura-Galerie sollte es heißen.

Sollte, denn zwei Bürgerentscheide weiter und nach einem OB-Wechsel an der Spitze der Stadtverwaltung war die Geduld mit Krause erschöpft. Thomas Thumann, jetzt neuer OB, löste geschickt den Erbpachtvertrag auf, übertrug das gut 23 000 Quadratmeter große Areal der Bauunternehmung Bögl. Schnürlgerade geriet der Weg zum Ziel dadurch nicht, es bedurfte eines weiteren Bürgerentscheids, den Gegner des neuen Stadtquartiers anstrengten, ehe es im März 2014 zum ersten Spatenstich kam. Jetzt, knapp eineinhalb Jahre später, ist Eröffnung. Nicht nur die Bauzeit ist rekordverdächtig — auch die Investitionssumme mit knapp 100 Millionen Euro hat es in sich. Dazu kommen noch einmal 20 Millionen Euro, die die Stadt in die Hand nimmt, um die Verkehrssituation zwischen altem und neuen Markt zu regeln.

Auch wenn die Kommune inzwischen ein City-Management installiert und anfinanziert hat, das viel neues Leben in die Altstadt bringt, blicken die alteingesessenen Geschäftsleute mit mehr als gemischten Gefühlen Richtung Neuer Markt. Der Branchenmix dort draußen, vor dem Unteren Tor der Stadt, ist attraktiv, ein Supermarkt ist vorhanden, Drogerien, Bekleidungsgeschäfte der gehobenen Art, Kneipen und ein Multiplex-Kino mit acht Sälen.

Der Stadt ist es hingegen nicht gelungen, Oberen und Unteren Markt bis zur Eröffnung des Neuen Marktes attraktiv umzugestalten. Damit soll nun auch gewartet werden, bis sich der erste Trubel am Unteren Tor gelegt hat. Denn nichts fürchten die Geschäftsleute am Markt mehr als weitere Baustellen, die es ihren Kunden schwer machen, zu ihnen zu kommen und die dann bequem in die Tiefgarage unter den Neuen Markt rollen. Eine Tiefgarage am Marktplatz war ebenfalls über all die Jahre eine Forderung — sie fand aber kein Gehör.

In Fürths Innenstadt unterdessen geht ebenfalls diesen Donnerstag und damit noch rechtzeitig vor der Michaelis-Kirchweih Teil zwei der Neuen Mitte an den Start. Doch hier sehen die meisten vorhandenen Händler den neuen Einkaufsschwerpunkt in bester Lage nahe der Freiheit nicht als Konkurrenz. Vielmehr erhoffen sie sich durch ihn einen weiteren Impuls für die City, die sich seit Jahren in der Abwärtsspirale befand.

Einen ersten Gegenschub hatte es im März dieses Jahres gegeben: Zusammen wurden das Hornschuch-Center am Rand des Zentrums im zuvor lange verwaisten Marktkauf-Gebäude sowie der erste Abschnitt der Neuen Mitte eröffnet. Und die Massen strömten, wie es Fürth sonst nur zu Kärwazeiten erlebt.

Einpassung erwünscht

Das nährte die Hoffnung, die nun noch wachsen soll. Im Gegensatz zum ersten Abschnitt, dessen Geschäfte in – weitgehend entkernte – Sandsteinhäuser integriert sind, handelt es sich bei Teil zwei um einen kompletten Neubau. Gegen den erbitterten Widerstand von Denkmalschützern wurde das Park-Hotel samt historischem Festsaal abgerissen, auch das frühere Modehaus Fiedler fiel. Die Fassade soll mittels Gauben, Fensteranordnung und Sandsteinverblendung die geforderte Einpassung ins historische Innenstadtbild gewährleisten, die Eckbebauung mit Glasobergeschoss eine städtebauliche Dominante bilden wie einst das Hotel.

Beherbergen wird der Komplex der Berliner Firma MIB neben Rewe-Supermarkt und Bankfiliale vor allem Textilanbieter wie TK Maxx, Esprit und Gerry Weber. Wie beim Neumarkter Großprojekt war auch hier ein Multiplex-Kino im Gespräch. Doch das eröffnet demnächst an einer anderen Ecke der Innenstadt. Bauherr übrigens ist kurioserweise jener Mann, der ursprünglich in Neumarkt das Kino hochziehen wollte – und dann sehr zum Verdruss der Oberpfälzer wieder abzog, um in seiner Heimatstadt Fürth aktiv zu werden.

Keine Kommentare