14. Ausbildungsmesse in Neumarkt macht Appetit auf Berufe

18.10.2018, 06:30 Uhr
14. Ausbildungsmesse in Neumarkt macht Appetit auf Berufe

© Michael Müller

Dabei den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Nadine Göbel und Charlotte Hartmann, beide Neuntklässlerinnen an der Mädchenrealschule, haben sich durch die Menschenmassen garbeitet und sprechen mit Cornelia Schneck vom Klinikum Neumarkt. Nadine fragt nach, welche Ausbildungsberufe es genau gibt – neben der in Gesundheits- und Krankenpfleger auch die zum operationstechnischen Assistenten, zur medizinischen Fachangestellten und zur radiologischen Assistentin, zählt Schneck auf. Dazu gebe es auch die Möglichkeit, die FOS und ein Ausbildung parallel zu absolvieren. "Wir sind auf Instagram und facebook, und ihr könnt jederzeit bei uns in der Krankenpflegeschule vorbeischauen", lädt sie ein.

Nadine und Charlotte bekommen eine Stofftasche mit Material und streben weiter: Neben einer Laufbahn im medizinischen Bereich könnten sich beide auch einen Job bei der Bundeswehr vorstellen. Etwas überfordert fühlen sie sich angesichts der Fülle, finden es aber "gut, dass man persönlich nachfragen kann", sagt Charlotte. Es sei eine wichtige Entscheidung, die sie bald treffen müssen — "es geht um unser restliches Leben", meint sie.

Esther Gappa und Lena Günzler, Lehrerinnen an der Mittelschule Berngau, sind zum ersten Mal hier. "Eine tolle Möglichkeit", findet Gappa. Einige ihrer Achtklässler haben noch keinen Praktikumsplatz für Dezember, denen hat sie ans Herz gelegt, sich hier umzutun. "Wir kommen auf alle Fälle wieder", sagt Günzler.

Zum 14. Mal hat das Berufliche Schulzentrum eingeladen zur Ausbildungsmesse. Seit der Premiere hat sich einiges verschoben: Inzwischen konkurrieren die Unternehmen immer mehr um geeignete und gute Schüler, früher kämpften die Jugendlichen um einen guten Ausbildungsplatz, sagt Landrat Willibald Gailler. Deutschlandweit habe der Landkreis mit die geringste Jugendarbeitslosigkeit - das mache die Lage für die Jugendlichen auf Azubi-Platz-Suche rosig.

"Wohin soll es gehen?"

Jedes Jahr werde es schwieriger, geeignete Azubi zu finden, sagt Günter Schubert, technischer Ausbilder bei Pfleiderer. Für 2019 habe man die meisten Plätze besetzt. Auch er rät dazu. Praktika zu machen – "so finden wir drei Viertel unserer Auszubildenden."

Es gebe Modeberufe wie Kfz-Mechatroniker, sagt Ralph Walter, Ausbildungsbetreuer bei Max Bögl, da bewerben sich viele. Bei der Messe gehe es für seine Firma darum, auch Vorurteile abzubauen: "Viele verbinden mit einer Baufirma nur Staub und Dreck." Dass es gerade im gewerblichen Bereich andere Tätigkeitsfelder gibt, kann er bei dieser Gelegenheit vermitteln. Auch Richard Fürst von der Firma Dehn ist das wichtig: auf der Messe Präsenz zeigen, ins Gespräch kommen, gerade mit den jüngeren Schülern, die gerade dabei sind, sich zu orientieren: "Wohin soll es gehen? Technisch oder kaufmännisch, Elektro oder Metall, undsoweiter". Beste Hilfe dazu: natürlich ein Praktikum.

Auch der Beruf des Kaminkehrers habe mitunter ein falsches Image, so Georg Setz, Leiter der Berufsschulen-Außenstelle in Mühlbach: "Es ist so ein attraktiver Beruf, es geht inzwischen weit mehr um Mess- und vor allem Beratungstätigkeiten, das Fegen ist ein kleiner Bereich", sagt er. Und es gebe viele ausbildungswillige Betriebe. Wer sich für den glückbringenden Beruf interessiert, kann auf der Messe gleich ein "Glücksselfie" machen lassen.

Seit September ist Leonie Meier bei Bionorica an Bord, um ein Duales Studium zu absolvieren. Für Biologie und BWL interessiere sie sich, und als duale Studentin seien die Berufsaussichten deutlich besser als nach einem reinen BWL-Studium, sagt die junge Frau — sie bewarb sich und wurde genommen. Nach den ersten Wochen fühlt sie sich wohl im Betrieb.

Was sie genau machen wollen, wissen Paolo Schwendner, Johannes Hamm und Lukas Eibl noch nicht genau. Fest steht für die drei Realschüler aus Parsberg: "Was Handwerkliches" soll es werden — da haben sie reichlich Auswahl.

Mit Wasser durch Metall

Damit die Ausbildung an der Berufsschule auch auf dem aktuellen Stand ist, dafür sorgt der Landkreis als Träger der Schule: Landrat Willibald Gailler durchschnitt das rote Band zu einem modernen Wasserschneider, der mit 4800 bar bis zu 6 cm dickes Metall schneidet, aber auch Pappe, Leder und Kunststoff, "ohne sie thermisch zu verformen", erläutert Lehrer Christian Finger. 100 000 Euro hat das Gerät gekostet, die Abteilung sei mit rund 700 Schülern die größte im Haus, sagt Schulleiter Albert Hierl.

Auch ein neu ausgestatteter Fachraum für die Bürokaufleute steht zur Verfügung, mit vielen PC-Arbeitsplätzen und Beamer: So können die Schüler recherchieren oder Briefe oder Arbeitsergebnisse schnell am Computer bearbeiten und präsentieren, sagt Lehrerin Karin Michl.

Schulleiter Hierl zitierte bei seiner Begrüßung den Philosophen Konfuzius: "Was du mir sagt, das vergesse ich. Was die mir zeigst, daran erinnere ich mich, Was du mich tun lässt, das verstehe ich." Das Selber-Tun stehe daher im Vordergrund: in der Arbeit der Schule, und auf der Messe mit über 1000 Besuchern und 66 Betrieben.

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