15 Jahre Ko-Houang-Di: Potenter Potentat auf Dietfurts Drachenthron

11.2.2015, 11:11 Uhr

2001: Ein blutjunger Ko-Houang-Di erklimmt die gefühlten 1200 Stufen des Drachenthrons. Der damals 46-Jährige ist tief gerührt, als ihm die Kaiserkrone aufs noch dunkelhaarige Haupt gedrückt wird. Doch schnell lässt er alle Hemmungen fallen, zumal auch in Bayrisch-China der Herrscher die weibliche Entourage seines Vorgängers übernimmt. Da fallen ihm gleich ein paar anzügliche Witze ein. Die Menge tobt und die kaiserlichen Konkubinen kichern.

2002: Ko-Houang-Di braut dem Volk eine wundersame Faschingsgabe zusammen. Die Wirkung der Pille kann man sich wohl denken. Die Menge tobt, die Konkubinen kichern.

2003: Der Kaiser hat offenbar eine Vorliebe für geheimnisvolle Rituale. Diesmal experimentiert er mit einem Jungbrunnen herum. In das Heilbad tunkt er drei alte Frauen – und knackige Mittzwanzigerinnen entsteigen dem Sud. Die Menge tobt und die drei neuen Konkubinen kichern.

2004: Schon in diesem Jahr gab es ein Jubiläum zu feiern. Der Chinesenfasching wird 50. Der Regent lässt die an Anekdoten reiche Historie Revue passieren.

2005: Der Kaiser kommt erst mit Verspätung, aber dann was für ein Auftritt: Von oben schwebt er auf den goldenen Stuhl hernieder. Was hat er nur so lange getrieben? Die Hofdamen kichern leise.

2006: Der Regent auf Brautschau: Zwei etwas rabiate Damen liefern sich vor seinem Thron eine handfeste Keilerei - und lösen sich in Rauch auf. Ko-Huang-Di weint keiner eine Träne nach: weder der Hexenpuppe noch ihrer vollbärtigen Kontrahentin. Die Menge tobt, die Konkubinen kichern.

2007: Der Kaiser bereitet sein Volk auf die Spiele in Peking vor. Er selbst stemmt eine zentnerschwere Pappmaché-Hantel. Freilich lodert auch unter seinem Gewand das Olympische Feuer. Die Menge tobt, die Konkubinen kichern.

2008: War auch ganz schön.

2009: Der Kaiser ist erzürnt: Ein Baggerfahrer hat das kunstvolle Drachengemälde auf dem Pflaster beschädigt. Er befiehlt ihn hinzurichten. Die Einzelheiten wollen wir dem Leser ersparen. Das Ende vom Lied: Die Menge tobt, die Konkubinen kichern.

2010: Die Prinzessin Sa-Bri-Wu und Prinz Gsund Nie schenken dem Himmelssohn zum Thronjubiläum ein goldenes Gewand. Das macht nicht nur schlank, sondern hat auch Zauberkraft, «denn es verstärkt die Manneskraft». Warten doch vor der Tür 23 waschechte Volkfestköniginnen, von weither angekarrt. Die Menge kichert, die Konkubinen toben.

2011:  Der Kaiser lässt sein Drachomobil in der "Garage des himmlischen Abgases". Er lässt sich indessen von 32 Kaminkehrern durch die Stadt tragen. Das bringt Glück in der Liebe - und hält so die Konkubinen bei der Stange.

2012: Des Kaiser großer Auftritt auf diplomatischem Parkett beim Mainzer Rosenmontagszug. 500.000 Schaulustige jubeln der 100-köpfigen chinabayerischen Delegation zu, Millionen glotzen an den Bildschirmen. Weil die Gaudigasse an manchen Stellen zu eng ist, lässt sich der "Ko" eigens für die Mission im Rheinland einen handlichen Tragedrachen bauen. 

2013:  Circus Kou-Huang-Dalli: Die besten Zauberer  und Akrobaten aus dem Reich der westlichen Mitte hat der Kaiser einbestellt. Zum Beispiel Magier "Spruzus Magimus“ und der Drachenmensch Zündt, ein stadtbekannter Pyromane. Es kracht und zischt, grad schee woa's.

2014: Blaue Pille, Sellerie - so was brauchte der Kaiser bisher nie. Doch der mittlerweile ergraute Erlauchte oder erlauchte Ergraute gerät beim Anblick all der Schönheiten rund um seinen Thron zunehmend ins Schwitzen. Eine Wunderdroge muss her: Also dopt er sich mit Weimperln und ballert die Aufputsch-Rosinen gnädig unters Volk. Immerhin gibt es ein Jubiläum zu feiern: "60 Jahre Kaiserei“.

2015: Amtsmüde? Lendenlahm? Ko-Houang-Di kündigt an, dass er nach 15 Jahren die Krone an den Nagel hängt. Zum Abschluss wird der große Kille-Wau-Wau noch einmal alle Register ziehen. Und eine Premiere wird es auch geben: Dietfurt hat jetzt eine Bürgermeisterin und somit huldigt ihm am Unsinningen Donnerstag zum allerersten Mal kein "Obermandarin", sondern eine "Obermandarine".

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