50.000 Legosteine: Fürther Rathaus wird nachgebaut

27.12.2017, 17:27 Uhr
50.000 Legosteine: Fürther Rathaus wird nachgebaut

© André De Geare

Wie Schneewittchen im Zwergenland geht es Margit Meier aktuell jedes Mal, wenn sie die frisch gewaschene Wäsche im Kleiderschrank im Schlafzimmer verräumen will: Mit dem Korb unter dem Arm muss sich die Schein-Riesin, die eigentlich gar nicht sonderlich groß ist, einen Weg durch das Fürther Rathaus bahnen, ohne es zu zerstören.

Rings um das Fußteil des Ehebetts (ent-)steht das markante Gebäude der Stadt Fürth aus rund 50.000 Lego-Steinen. 2,20 auf 2 Meter wird es groß, der Grundriss auf den Bodenplatten nimmt fast jeden freien Zentimeter im Schlafzimmer ein.

Turm ist 1,49 Meter hoch

"Nirgendwo sonst in der Wohnung habe ich so viel Platz für das Projekt", sagt Ehemann Herbert Meier während er den 1,49 Meter hohen Fürther Rathaus-Turm aus drei bereits fertig gebauten Elementen zusammensetzt.

Nach rund 80 Arbeitsstunden standen die Grundmauern, inzwischen fehlt nur noch das Dach. Die Teile zur Schlafzimmertür hin sind zwar ebenfalls schon fertig, aber beiseite geräumt. "Bis zu einer bestimmten Höhe konnte ich noch drüber steigen, dann habe ich Herbert um einen Durchgang gebeten", sagt Margit Meier.

Ihr Mann hat ihr den Wunsch gerne erfüllt. Schließlich ist er kein 08/15-Lego-Fan: Wo andere aufhören, fängt er erst richtig an — und Ehefrau Margit trägt sein Hobby mit. Wenn er seine Werke auf Ausstellungen präsentiert, baut sie mit auf oder schleppt Tüten und Pakete, wenn mal wieder Nachschub geordert wird.

Als es darum ging, das Fürther Rathaus anlässlich des bevorstehenden Jubiläums "200 Jahre Eigenständigkeit" nachzubauen, ist sie mit in die Kleeblattstadt gefahren: Gemeinsam haben sie ein Wochenende lang jedes Detail des stattlichen Verwaltungspalazzos per Fotoapparat und Drohne festgehalten. Schließlich soll der Nachbau möglichst authentisch werden. Zum Einsatz kommen dann die jeweils in Form und Farbe passenden Steine.

Teile in Joghurt-Eimern

Dutzende verschiedene Bauteile türmen sich, sortiert in roten Plastikkisten und leeren 1000-Gramm-Joghurt-Eimern, an einer Wandseite des Schlafzimmers. "Wenn ich ihn da gruschen und klappern höre", sagt Margit Meier, "weiß ich, dass die Welt in Ordnung ist." Neben dem Bauen selbst gehört die Material-Beschaffung zu den größten und oft auch schwierigsten Aufgaben, wie der 53-Jährige berichtet, der hauptberuflich im Bürgerhaus Neumarkt tätig ist: "Mal nimmt Lego Farben aus dem Sortiment, mal gibt es bestimmte Bauteile nur in bestimmten Sets — also eine gewisse Zeit lang — zu kaufen", schildert er die Schwierigkeiten.

Die Geländer am Fürther Rathaus-Turm beispielsweise kommen aus einem "Friends"-Baukasten für Mädchen und sind in diesem eigentlich Gartenzäune. Neben der Internetseite Bricklink und der Online-Auktionsplattform eBay sind auch Flohmärkte eine preiswerte Quelle, um ausgefallenere Steine zu finden.

Wie viel Herbert Meiers Hobby an Kosten und Zeit im Jahr verschlingt, rechnet er nicht nach. Allein für den Bau des Fürther Rathauses wird der Neumarkter am Ende 160 bis 180 Stunden investiert haben. Einen Lohn gibt es für solche Projekte nicht. Lediglich die Materialkosten und ein Honorar bekommt der Oberpfälzer vom jeweiligen Auftraggeber — in diesem Fall der Stadt Fürth.

Ziel: alle Rathäuser aus dem Landkreis

Anders als für Bekannte aus seinem Lego-Bauer-Klub "Bricking Bavaria" ist und bleiben die kleinen bunten Plastiksteine ein Hobby für den Neumarkter: "Ich baue, wann und was ich will. Ich muss es aber eben nicht." Seine Sammlung umfasst mittlerweile Nachbildungen von Kunstwerken wie Edvard Munchs "Schrei" oder von Maybach-Fahrzeugen, unter die er sich schon gelegt hat, um den Unterboden zu studieren.

Auch Gebäude aus dem Landkreis Neumarkt besitzt er in Miniatur. Das Deininger, das Velburger und das Neumarkter Rathaus nennt er zum Beispiel schon sein Eigen. "Irgendwann einmal möchte ich alle Rathäuser aus dem Landkreis nachgebaut haben", verrät der Lego-Fan, dessen Bauten meist im Maßstab 1:40 entstehen. Das Fürther Bauwerk ist etwas spezieller: Deutlich umfänglicher als seine anderen Objekte und eine der größten Arbeiten überhaupt, die er bislang bastelte.

Was nach der Präsentation mit seinen Kunstwerken passiert? Oft werden sie eingemottet und warten auf die passende Gelegenheit, wieder gezeigt zu werden. "Vielleicht habe ich aber ja Glück: Wenn irgendein Neumarkter mal sagt, dem Herbert Meier seine Kunst ist es wert, sie in einem Museum zu bündeln — das wär’s."

 

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