Afrikanische Trommeln hinter dicken Klostermauern

21.4.2014, 11:30 Uhr
Afrikanische Trommeln hinter dicken Klostermauern

© NN

Von wegen unflexibel: Bruder Georg aus dem Franziskanerkloster Dietfurt hat eine eigene Homepage und auch seine sonstigen Tätigkeiten außer- und innerhalb der Klostermauern sind für Glaubensbrüder eher ziemlich ungewöhnlich. Der Ordensmann des heiligen Franziskus tanzt mindestens genauso gerne wie er betet. Im Sakralen Tanz bietet er sogar Kurse, eine Sache, die bei den Franziskanern lange fast schon verpönt war.

Afrikanische Trommeln hinter dicken Klostermauern

© Ulrich Rach

Zu Beginn war Georg für schwerstpflegebedürftige Brüder verantwortlich, später wechselte er in die Kinder-Betreuung, bot die ersten Tanzkurse an – und zauberte mit seiner lustigen Art den Kleinen nicht nur ein Lächeln auf die Lippen, sondern auch ein Kaninchen aus dem Hut. Seither wird der Ordensmann als Zauberclown für Kindergeburtstage engagiert.

Doch nicht nur Bruder Georg ist aktiv bei den Dietfurter Franziskanern und deren angegliederten Kursleitern im Herzstück, dem Meditationshaus: Hier werden Zen-Kurse, Chi Gong oder Tai Chi ebenso wie Ikebana, die asiatische Form des Blumenarrangierens, oder westlich inspirierte Meditation angeboten. Auch das Schlagen afrikanischer Trommeln kann im Kloster geübt werden.

Der Grund für das vielseitige Engagement der Brüder ist für Bruder Georg einfach: „Brot, das im Kasten liegen bleibt, verdirbt.“ Die Kurse seien seit dem Bau des Meditationshauses vor 35 Jahren durchgehend immer ausgebucht gewesen, „viele schaufeln sich auch ihre Tage frei, damit sie unsere Angebote belegen können“. Das läge daran, dass ihnen immer etwas zur praktischen Selbstumsetzung angeboten würde, die Dietfurter seien einfach gespannt auf Neues oder auf die Beschäftigung mit dem Ich.

Afrikanische Trommeln hinter dicken Klostermauern

© Hans von Draminski

Pater Samuel lädt einmal im Jahr Familien in den Klostergarten ein, in dem sie eine Woche lang das Lagerleben ausprobieren, Lagerfeuer entzünden oder einfach den Zusammenhalt stärken können.

Insgesamt fünf Glaubensmänner leben derzeit im 1660 gegründeten Dietfurter Kloster. Seit 1680 finden im Kloster nahezu jährlich die Ölbergspiele statt. 1802 hob die bayerische Regierung im Zuge der Säkularisation mit allen anderen Klöstern im Freistaat auch das Kloster Dietfurt auf. Die Bürger baten damals den Kurfürsten um die Erhaltung, hatten allerdings keinen Erfolg. Erst ab 1827 lebten hier wieder Novizen. Ab 1976 entstand neben dem Konventsgebäude das Meditationshaus, das Ort der Zusammenkunft ist.

Doch bei all den Aktivitäten plagt die Brüder eines, das sie wohl mit allen anderen Orden gemein haben: Sie leben in steter Sorge um Nachwuchs: „Endlich sind wir wieder zu fünft, das hat viele Monate gedauert“, sagt Bruder Georg. Der älteste Bewohner ist 77, der jüngste 48 Jahre alt. Das Nachwuchsproblem läge am Bewusstsein der Menschen, „die Zeit muss für jeden reif genug sein“.

*Ökologisch nachhaltig: Im Benediktinerkloster Plankstetten stehen die Zeichen seit 1994 auf Öko-Landbau, das Kloster ist Mitglied im Verband Bioland und gilt als Vorzeigebetrieb. Ministerpräsident Seehofer kennt die Klostermauern von innen, er hat sich in der Bed & Breakfast-Herberge des Klosters, dem seit 25 Jahren bestehenden Gästehaus St. Gregor, bereits ein paar Tage Auszeit von der Landespolitik gegönnt. Über 1000 Übernachtungen verbuchen die Benediktiner in den 52 Zimmern pro Jahr – von Fahrradtouristen und Sinnsuchern.

„75 Prozent unseres Klosters sind öffentlich zugänglich“, sagt Frater Andreas Schmidt. Die Brüder bieten Thementage zum Fasten, zum Klosterbier oder zu den ökologisch angebauten Kräutern. Oft führt der Abt Beda Maria Sonnenberg persönlich durch das Kloster und zeigt ein ums andere Mal auch die sonst verschlossenen Klausurräume der Brüder. Auch Konzerte lassen die Mauern erklingen: Gerade zum Jubiläumsjahr des Komponisten Christoph Willibald Gluck (1714–1787), dessen Vater Alexander in dieser Abtei arbeitete, gibt es so genannte „Landpartien“.

All diese Offenheit habe wirtschaftliche Gründe, sagt Frater Andreas, der Betriebswirtschaftler ist, „wir müssen uns selbst tragen, sind ein ganz normaler Betrieb“. 90 Mitarbeiter – unter anderem in einer Buchhandlung, einer Bäckerei, die 30 Läden in der Umgebung beliefert und von Fachmagazinen als eine der besten Deutschlands gelobt wurde, als Fleischfachverkäufer, Metzger, Einzelhandelskaufmann oder Koch – arbeiten hier. Auch Azubi beginnen hier den Weg ins Berufsleben.

 

Afrikanische Trommeln hinter dicken Klostermauern

© Günter Distler

Sorge allerdings bereitet auch hier der pastorale Nachwuchs. Vor 20 Jahren seien sie noch 33 Brüder gewesen, zurzeit sind es 17. Der Älteste ist 92, der Altersdurchschnitt liege bei 55 Jahren. „Damit liegen wir vergleichsweise gut im Mittelfeld. Noch sind wir zufrieden“, sagt Frater Andreas. Seit September haben die Mönche einen erst 20-jährigen Bruder, der den Weg aus Leipzig in die Oberpfalz gefunden hat. „Über das Internet haben wir die Möglichkeit, uns offen darzustellen. Wenn uns niemand kennt, wird niemand kommen“, meint Frater Andreas. Auch die ökologische Lebensweise sei heute sehr reizvoll, die moderne Gesellschaft für viele zu zermürbend.

Die Leute sähen das Pastorale zudem heute positiv, es stünde ihnen oft näher als die Amtskirche und biete mehr, als man in manch einer Pfarrei finden könne. Viele Seminare oder Tagungen finden in der spirituellen Atmosphäre des 1129 durch das Grafengeschlecht von Gröglingen gegründeten Klosters statt, viele Kurse bietet das Kloster selbst an: für Literatur, klassische Musik und Malerei, Besinnungstage, Fasten oder auch Exerzitien für Manager. Viele Gäste seien sehr bedürftig nach Ansprache – vor allem in religiösen Fragen, sagt auch Frater Andreas Schmidt. Die moderne Welt hinterlasse Lücken.

Für seine Attraktivität tut das Benediktinerkloster viel: Erst Anfang 2013 ist das Areal für 16 Millionen Euro energetisch und den ökologischen Prinzipien entsprechend saniert worden, die Renovierung war in dem zwischen 1690 und 1710 errichteten Gebäude unumgänglich geworden. Im Herbst soll der zweite Abschnitt mit dem Gästehaus in Angriff genommen werden.

*Offen und doch in sich gekehrt: Im Franziskanerkloster Freystadt laufen die Uhren anders. Hier ist die kleine Gemeinschaft als solche glücklich, sie kehrt sich dennoch nicht von der Außenwelt ab. „Sich für die Umwelt zu öffnen, ist so eine Sache“, sagt Pater Sales, der Guardian der Freystadter Gemeinschaft mit polnischer Herkunft. „Wir übertreiben es nicht, sondern behalten eine gewisse Zurückhaltung bei. Alles andere entspricht nicht unserem Leben.“ Daher wirken die drei Priester und ein Bruder in Pfarreien und teilen ihr Leben nach Wunsch und auf Anfrage. „Wir haben eine offene Türe, wer auf uns neugierig ist, muss allerdings auf uns zukommen“, sagt der Guardian deutlich.

1700 wurde der Grundstein für die Wallfahrtskirche gelegt. 1994 wurde das Klosterareal an die polnischen Franziskaner übergeben. Der Grund scheint simpel: Das Kloster sollte weiterhin mit Leben gefüllt sein, denn in Deutschland waren die Zahlen rückläufig. Anders hingegen im stark katholisch geprägten Polen.

Ursprünglich sollten die Priester und Brüder in Deutschland studieren und vor allem die Sprache und eine andere Welt kennenlernen. Heute verteilt das Provinzialat mit Sitz in Kattowitz den Ordensnachwuchs auf die Klöster; drei davon gibt es allein in Deutschland – aktuell studieren drei angehende Franziskaner in Eichstätt. Ob und wie viele von ihnen nach Abschluss in vier Jahren die Freystädter Gemeinschaft bereichern werden, weiß Pater Sales nicht.

Aktuell liegt der Altersdurchschnitt bei 53 Jahren, der Jüngste ist 37, der Älteste 55 Jahre alt. Doch auch hier ist ein Einbruch zu spüren. „Ich schätze, jeder Mensch beansprucht für sich heute mehr Komfort und Freiheit und weniger Verantwortung und Bindung. Auch die Kirchenskandale haben maßgeblich dazu beigetragen.“ Um dem entgegenzuwirken und vielleicht auch das Interesse für ein klösterliches Leben zu wecken, bieten die Freystädter Franziskaner Außenstehenden rare Möglichkeiten, sich für einen kurzen Zeitraum bei ihnen einzunisten und ihr Leben in vollen Zügen zu erleben.

*Für Wallfahrer und Kranke: Hoch über Neumarkt liegen das Kloster Mariahilf und die Wallfahrtskirche in der Sonne – ein wenig abgekapselt von der Welt. Offen und aufgeschlossen sind die beiden verbliebenen Redemptoristen dennoch. Seit zehn Jahren residieren die Ordensbrüder, 55 und 56 Jahre alt, über der Stadt, zu Beginn waren sie noch zu dritt. „Als die Karmeliten das Kloster aufgegeben haben, hat Bischof Mixa die Bitte an unser Provinzialat in Warschau gerichtet, drei Patres nach Mariahilf zu schicken, damit die Wallfahrt weiter Bestand habe“, sagt Pater Withold. Das ist auch heute noch die wichtigste Aufgabe der Redemptoristen. Außerdem sollte das idyllische Klosterareal weiterhin mit Leben gefüllt sein.

Um Nachwuchs sorgen sich die beiden nicht: „Unser Provinzialat schickt uns Nachwuchs, wenn wir jemanden brauchen.“ In Polen gebe es genügend junge Patres, viele von ihnen haben gerade den Schulabschluss oder das Studium in der Tasche. Allein in Warschau gebe es derzeit 16 neue Patres. „Und wir sind ein ziemlich kleiner Orden“, erklärt Pater Withold. Doch als Johannes Paul II. Papst war, war auch hier der Zulauf noch größer. Wirklich beurteilen kann der Pater nicht, warum in Deutschland der klösterliche Nachwuchs fehlt. Aber er sagt es fast biblisch: „Der Herr schickt die Berufungen. Nur in einem christlichen Umfeld kann der Glaube wachsen.“

*Weise und pflegend: In diesem Jahr feiern sie die „Größe des einfachen Lebens“ – 200 Jahre ist es heuer her, dass die Begründerin der Schwestern vom Göttlichen Erlöser, Elisabeth Eppinger, in Bad Niederbronn nahe Straßburg geboren worden ist – deswegen nennen sich die rund 150 Schwestern im Kloster St. Josef Neumarkt auch „Niederbronner Schwestern“ und leben heute nach deren Grundsätzen.

In Neumarkt ist zum Geburtstag ein Festgottesdienst sowie anschließender Tag der offenen Tür am 22. Juni geplant. „Überall“, sagt Schwester Karola Gierl, die zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in der Provinz ist, „ist es der Kongregation ein Anliegen, nach ihren Möglichkeiten auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren, in und mit der Kirche mitzuarbeiten am Aufbau des Reiches Gottes.“

Seit ihrer Gründung 1849 sind die Schwestern vor allem in pflegerischen und sozialen Bereichen tätig. In der Provinz Deutschland und Österreich sind sie mit nicht-klösterlichen Mitarbeitern als Träger verantwortlich für viele Einrichtungen des Gemeinwohls, wie im Haus St. Marien oder in der Krankenpflegeschule im St.-Theresien-Krankenhaus Nürnberg.

Die Öffnung sei wichtig. „Wir Schwestern vom Göttlichen Erlöser leben in der Welt und haben unsere Aufgaben als Kongregation im Auftrag der Kirche in dieser Welt und Gesellschaft“, erklärt Schwester Karola. In St. Josef verbringen 115 der 150 Schwestern ihren Ruhestand. Darüber hinaus bietet das Kloster Raum für Exerzitien, Tagungen, Gäste.

Die Zahl der Schwestern in St. Josef sei konstant, sagt sie. Freie Plätze in der Betreuung und Pflege von Mitschwestern im Schwesternaltenheim St. Alfons zum Beispiel würden relativ schnell wieder belegt, auch in den beiden anderen Gemeinschaften kämen Schwestern aus anderen Niederlassungen der Provinz nach. Über jungen Nachwuchs sagt sie nichts – nur: „Nachwuchs ist nicht machbar, weil es eine Berufung von Gott ist.“

Zurückgehender Ordensnachwuchs im Gesamt der Provinz habe zu tun mit Umbrüchen in Kirche und Gesellschaft. Die Schwestern zeigen sich indes tatkräftig: „Wir sind offen für die damit verbundenen Herausforderungen, lassen uns darauf ein, ohne den künftigen Weg und Auftrag der Kongregation in Kirche und Gesellschaft schon genau zu kennen.“

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