Anrainer wegen Bauprojekt auf Dinkelareal in Aufruhr

3.7.2015, 09:38 Uhr
Anrainer wegen Bauprojekt auf Dinkelareal in Aufruhr

© Foto: Bösl

Vor allem die Animationen, in denen die vier weißen Wohnblöcke in die real existierenden Straßenzüge digital eingebettet waren, erhitzten die Gemüter an diesem schwülen Juliabend. „Das sind doch Klötze, die in keinster Weise da reinpassen“, ruft ein direkter Nachbar. Ein anderer wettert: „Man kann da kleine Häusle reinbauen, aber nicht in diesem Stil – das gehört vielleicht in die Stadt Neumarkt.“

Tatsächlich sind nach dem geltenden Bebauungsplan von 2001 auf dem langgezogenen Grundstück zwischen Hans-Ritter-, Nahe- und Moselstraße nur Doppelhaushälften vorgesehen: „Häusle“ im Vergleich zu der Wohnanlage mit den maximal 29 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, die Eigentümer Markus Dinkel in einer Bauvoranfrage am Montag dem Marktrat vorgelegt hat. Der müsste erst den Bebauungsplan anpassen, sollte das Projekt realisiert werden.

In Zeiten einer – nicht nur in Postbauer-Heng – sehr hohen Nachfrage nach Wohnraum fallen neue Wohnanlagen in Umfang und Höhe meist großzügig aus – und beeinträchtigen nicht selten den Wunsch nach Ruhe und Beschaulichkeit in der Nachbarschaft. „Ich fühle mich in meinem Lebensraum eingeschränkt“, formuliert es ein Anlieger, der sich an die Vorstellung einer zehn Meter hohen Fassade gleich hinter seinem Zaun nur schwer gewöhnen mag.

Noch vor der Sitzung des Marktrats nahm Bürgermeister Horst Kratzer, bemüht um eine „frühzeitige Einbindung der Bürger“, die vielen Bedenken gegen das Bauvorhaben auf dem Dinkelanwesen auf: Gut gefüllt war der Sitzungssaal des Rathauses gestern Abend. Drei Anlieger überreichten Kratzer zunächst einen Liste mit 56 Kontra-Unterschriften.

Danach stellte Andreas Schmid vom beauftragten Architekturbüro Berschneider den Vorentwurf vor. Diskutiert wurden Abstandsflächen, Gebäudehöhen und auch die Tiefgarage mit zwei Zufahrten. In dieser sind 41 Stellplätze vorgesehen, oberirdisch kommen noch einmal insgesamt 22 an allen drei Seiten dazu. Widerspruch riefen vor allem die Tiefgaragenzufahrt und die Parkplätze an der schmalen Nahestraße hervor. Nicht nur bei einem schneereichen Winter wurde hier Chaos vorhergesagt.

Auch der Abbruch der Lagerhalle und der Rückbau der Tankstelle auf dem Gelände, wo einst ein Fuhrunternehmens angesiedelt war, wurden angesprochen. Der Bürgermeister schrieb fleißig mit.

Auch der Bauherr selbst war als Zuhörer im Saal, ohne sich zu Wort zu melden. Vorab warb Markus Dinkel in einem Gespräch mit den NN um Verständnis für sein Projekt: Das weitgehend ungenutzte Grundstück mit einem älteren Haus (in dem Dinkels Eltern wohnen und das wie die drei Neubauten ein Penthouse aufgesetzt bekommen soll) verursache ihm durch Steuern und Gebühren immense Kosten. „Und Doppelhaushälften sind heute nicht mehr zeitgemäß, deren Bau ist nicht mehr wirtschaftlich.“

Auch sei von Seiten der Marktgemeinde, und das bestätigte Bürgermeister Kratzer am Abend, eine „Innenverdichtung“ in bestehenden Wohngebieten ausdrücklich erwünscht.

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