Archäologen lesen aus Neumarkts Boden in der Geschichte

6.10.2017, 18:40 Uhr
Archäologen lesen aus Neumarkts Boden in der Geschichte

© Foto: Fritz Etzold

Seit zwei Wochen ist Grabungsleiter Christian Peschke von der Bamberger Firma "Archäologische Dokumentation Scherbaum" mit seinem Team auf der nicht ganz 1000 Quadratmeter großen Fläche tätig. Der Grund ist schon fast bis zur Bautiefe freigelegt, nur im hinteren Bereich beim Schulhof wird es wohl noch 20 bis 30 Zentimeter abtragen.

Die Archäologen haben Mauer-Reste aus Kalk- und Ziegelstein freigelegt, mehrere Ziegelböden liegen nun offen. Auf handwerkliche Nutzung weisen Arbeitsgruben hin. In einem Bereich befand sich wohl früher einmal ein Ofen, was schwarze Rußspuren an den umgebenden Backsteinen verraten.

Am Eck zur Spitalgasse sieht man den Beginn einer Treppe, die nach unten führt. Dort scheint sich also früher ein Keller befunden zu haben, der nun verfüllt ist.

Schwierige Einordnung

Mit der zeitlichen Einordnung tut sich Grabungsleiter Peschke noch schwer. "Bisher haben wir hauptsächlich den Bauschutt vom Abbruch der vorigen Häuser beseitigt", sagt er. Es fehlen ungestörte Schichten, die bei der Datierung helfen. Dasselbe gilt für Keramikscherben oder ähnliches.

Die Ziegel selbst erlauben nur eine sehr grobe Einordnung. Sie sind deutlich größer als das "Reichsformat", was bedeutet, dass sie vor 1872 gebrannt wurden. Doch das hilft nicht sehr viel weiter. "Manche Ziegelgrößen wurden über mehrere Jahrhundert verwendet" , sagt Peschke. Es sind also weitere Untersuchungen notwendig, bei denen etwa Mörtelproben genommen werden.

An einer Stelle stammen die Mauerreste wohl aus dem 13. Jahrhundert, so der Grabungsleiter. Dort sind die Archäologen auf den anstehenden Sand gestoßen, der nach der Eiszeit in den Neumarkter Talkessel geweht ist, weshalb die Funde unmittelbar darüber wohl von der ersten Bebauung stammen.

In den vergangenen zehn Jahren gab es allein sieben städtische Baustellen im direkten Umgriff, etwa beim Schreiberhaus, beim Bürgerhaus, in der Türmergasse, Hafnergasse und der Spitalgasse.

"Die Bodenarchäologischen Grabungen haben zusammengerechnet einen Umfang von mehreren Hunderttausend Euro und finden in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege statt", sagt Thomas Beygang, Leiter des Neumarkter Hochbauamts.

Material für Magisterarbeiten

Die Funde selbst haben meist weniger einen materiellen Wert und kommen in das Depot des Stadtmuseums, wo genug Material für einige Magister-Arbeiten, wenn nicht sogar Dissertationen, lagert. Denn die ihre wissenschaftliche Auswertung gibt wertvolle Informationen über Neumarkts Stadtgeschichte und den Alltag seiner früheren Bewohner.

Die Funde aus der Türmer- und der Hafnergasse etwa gaben Einblick in die Lebenswelt der Neumarkter Handwerker. Die Archäologin Daniela Rehberger schrieb ihre Magister-Arbeit über die Neumarkter Hafner, wie die Töpfer und Ofensetzer früher hießen. In einer schier endlosen Puzzlearbeit setzte sie Keramikscherben zu Schüsseln, Tellern und Krügen zusammen, stellte so die Besonderheiten der Neumarkter Werkstätten heraus.

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