Arzt am Amtsgericht freigesprochen

29.9.2014, 19:45 Uhr

Der Gutachter Dr. Jochen Haas aus Parsberg hatte am ersten Verhandlungstag am 11. September zunächst passen müssen. Die Unterlagen, die ihm zur Verfügung standen, waren zu dürftig. In der Zwischenzeit hat er das Notwendige eingeholt und kam zu folgender Erkenntnis: Die Menge und die Art der Medikamente, die der Mediziner dem an einer unheilbaren und sehr schmerzhaften Muskelkrankheit leidenden Patienten verschrieben hatte, waren nicht das, was bei derartigen Fällen empfohlen wird. Aber es bewegte sich im Rahmen der Behandlungsfreiheit des Arztes — und es wurde nicht die kritische Menge von 500 Milligramm des Opiats im Monat überschritten. Darauf kam es der Justiz an, die sich nicht in medizinische Fragen einmischen konnte und wollte.

Somit sah auch die Staatsanwältin Cornelia Müller kein strafbares Handeln mehr und plädierte auf Freispruch. Dem schloss sich Richter Rainer Würth an. Anwalt Jürgen Lubojanski sowieso. Die Kosten des Verfahrens trägt die Staatskasse,

Ausgelöst wurde es durch eines gegen den besagten Patienten, der deshalb eine Freiheitsstrafe verbüßt. Dieser schwerkranke Mann hatte nämlich einen Teil der Schmerzpflaster, die ihm dieser Arzt und auch noch andere, die nichts voneinander wussten, an Minderjährige vertickt. Er soll die opiathaltigen Pflaster auch dazu benutzt haben, um sich Frauen gefügiger zu machen. Ganz üble Dinge seien da gelaufen, sagte Richter Würth.

Cornelia Müller sprach es nur am Rande an. Keinem der Ärzte wurde offenbar von der Krankenkasse, die die Rezepte abrechnete, die „gelbe oder rote Karte gezeigt“. Die Kasse hat brav gezahlt.

Arzt Druck gemacht

Gutachter Haas ging auch davon aus, dass der Patient den Mediziner mit seinem Leid unter Druck gesetzt, vielleicht auch belogen hat. Eine Regensburger Kapazität in Sachen Schmerzmedizin teilte nicht die Ansicht, dass der Patient geistig zurückgeblieben sei, sondern hält ihn für einen ausgekochten Burschen, der die Lücken des Gesundheitssystems wohl zu nutzen wusste.

Allerdings hat auch dieser Mediziner seinem Neumarkter Kollegen keinen Wink gegeben, er solle mit den Schmerzmitteln zurückhaltender umgehen.

Eine auffällig hohe Dosierung, das Doppelte der üblichen Menge, hatte der Arzt im Zeitraum von Februar bis Dezember 2011 verschrieben, weil angeblich die Pflaster nicht halten wollten. Dann reduzierte er die Menge und drängte den Patienten zur stationären Schmerztherapie. Was der jedoch zunächst ablehnte.

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