„Atomkraft ist einfach nicht beherrschbar“

28.4.2016, 17:55 Uhr
„Atomkraft ist einfach nicht beherrschbar“

© Foto: Wolfgang Fellner

Die Medien sind dieser Tage voll von Berichten über die Folgen des Reaktorunglücks in der fernen Ukraine; nur spärlich waren vor 30 Jahren die Informationen aus dem Sowjet-Imperium gesickert, was sich dort tatsächlich zugetragen hatte (wir berichteten ausführlich). Erst als die Wolken ihre radioaktive Fracht über der Oberpfalz abluden, wurde auch den Menschen hier schnell klar, wie nah das weit entfernte Tschernobyl doch ist.

Mit den Folgen habe man heute noch zu kämpfen, sagte Grünen-Kreisrat Roland Schlusche sowohl mit Blick auf Tschernobyl als auch in die heimischen Wälder. Wobei der Landkreis Neumarkt seinerzeit glimpflich davon gekommen war.

Aus Schaden nichts gelernt

Doch der Widersinn sei auch heute groß: Zum Jahrestag des Reaktorunglücks gab der ukrainische Premier bekannt, dass ein Atomkraftwerk des Landes künftig seinen Strom komplett nach Polen liefern werde. Mit dem Erlös aus dem Stromverkauf sollen zwei weitere Atommeiler gebaut werden, um die Energieversorgung des Landes unabhängig zu machen.

„Aus Schaden wird man klug“, sagte Schlusche, sei gemeinhin die Meinung, hier sei das aber genau anders. Fukushima sei überall, warnte der Grünen-Kreisrat, „und die Atomkraft ist nicht beherrschbar“. Deswegen gehe der Kampf gegen die Atomkraft weiter: „Er war wichtig, er ist wichtig und er wird wichtig bleiben.“

Grünen-Stadtrat Thomas Leykam berichtete aus der eigenen Vergangenheit: „Als Tschernobyl explodierte, war ich vier Jahre alt.“ Der havarierte Reaktor sei kein einfacher gewesen, sondern war dazu gedacht, waffenfähiges Uran herzustellen.

Der Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland sei richtig; aber in Frankreich und Belgien, sagte er, bröseln die Reaktoren. Die Energiewende in Deutschland müsse gelingen, forderte Leykam, und auch ökonomisch ein Erfolg werden – dann sei sie auch auf andere Länder übertragbar. In dieselbe Kerbe hieb Josef Neumeyer von der ÖDP. Er warf den Großkonzernen vor, die Energiewende zu blockieren, um auch noch den letzten Zentner Braunkohle vergolden zu können.

Unterschriften für offenen Brief

Am Samstag stehen die Grünen erneut vor dem Neumarkter Rathaus: Sie haben einen offenen Brief an die Mandatsträger des Landkreises aufgesetzt, in dem sie die sofortige Abschaltung des Siedewasser-Reaktors in Gundremmingen fordern.

Außerdem könne es nicht angehen, dass sich Bayern bei der Endlagersuche vom Plan zu stehlen versuche, sagte Grünen-Kreissprecherin Gabriele Bayer.

Um dem offenen Brief möglichst viel Nachdruck zu verleihen, werden am Info-Stand Unterschriften gesammelt. Diese werden dann samt dem Brief übergeben.

Keine Kommentare