Auch Neumarkter waren als Mariner im Krieg

28.2.2017, 11:17 Uhr
Auch Neumarkter waren als Mariner im Krieg

© Foto: Günter Distler

Es ist die jüngste einer ganzen Reihe von Ausstellungen rund um den Ersten Weltkrieg, und den Spuren, die die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" auch in Neumarkt hinterlassen haben. Wobei die Verbindungen dieses Mal nicht so offensichtlich sind, wie etwa bei den Schauen zum Kriegsbeginn im August 1914, dem Alltag (fast) ohne Männer im Jahr 1915 oder zu der "Barracken-Idylle" Neumarkter Reservelazarett aus dem vergangenen Jahr. Sicher ist, viele Bayern und damit auch Neumarkter haben in der kaiserlichen Marine gedient, doch im städtischen Gedächtnis haben sie nur wenige Spuren hinterlassen. Trotzdem hat Stadtarchivar Frank Präger eine feine und sehenswerte Ausstellung zustande gebracht.

Im Eingang hängt ein Original: Die Flagge des Untersee-Handelsschiffs "Deutschland", gestiftet von dem Neumarkter Jakob Simon. Es durchbrach zwei mal die britische Blockade und brachte aus den USA dringend benötigte Rohstoffe mit. Nach deren Kriegseintritt wurde sie bewaffnet und gegen Handelsschiffe eingesetzt.

In der eigentlichen Ausstellung führen Modelle, historische Gemälde und Postkarten an das Thema heran. Am auffälligsten das Großlinienschiff "Bayern". 1916 wurde es als damals modernstes Schiff der kaiserlichen Marine in Dienst gestellt.

An der Skagerakschlacht nahm sie nicht teil, weil sie noch im Probebetrieb war. Bei einigen späteren Einsätzen lief sie einmal auf eine Mine, einen anderen musste sie wegen Grundberührung aufgeben. 1919 schließlich wurde die "Bayern" von der eigenen Besatzung versenkt, um sie nicht den Briten übergeben zu müssen.

Daneben steht ein Papiermodell der "SMS Thüringen": Als sie 1918 zu einer letzten Todesfahrt in die Nordsee auslaufen sollte, meuterte die Mannschaft, die anschließenden Matrosenaufstände lösten schließlich den Untergang des Kaiserreichs aus.

Ein Großteil der Exponate stammt aus Prägers eigener Sammlung, der ungedientes Mitglied der Marinekameradschaft Neumarkt ist. Taktische Modelle, so wie sie auf den Seekarten der Marine-Kommandeure verwendet wurden, veranschaulichen die Schiffklassen und ihre unterschiedlichen Größe. An originalen Karten der jeweiligen Schauplätze wird der Kriegsverlauf gezeigt.

Ach ja, der Dichter Ringelnatz kommt auch zu Wort: Zum Abschluss der Ausstellung am 21. Mai, dem internationalen Museumstag, liest Frank Präger Szenen aus dem "Kriegstagebuch".

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