Bahn stellt Pendler in Neumarkt erneut auf Geduldsprobe

5.5.2015, 06:28 Uhr
In Neumarkt fahren seit Dienstagmorgen wegen des Lokführerstreiks wesentlich weniger Personenzüge ab.

© Fritz-Wolfgang Etzold In Neumarkt fahren seit Dienstagmorgen wegen des Lokführerstreiks wesentlich weniger Personenzüge ab.

Lucie und Alexandra (beide 13) hoffen heute auf den Fahrdienst durch den Papa. „Wir haben auch Fahrräder. Aber von Burgthann bis nach Neumarkt zur Schule ist es weit.“

Staplerfahrer Tom (35) braucht ebenfalls einen Fahrer, wenn bis einschließlich Sonntag, 9 Uhr, die Bahnen still stehen: „Ich arbeite in Regensburg und Nürnberg. Nach Regensburg zu kommen, ist mit der nicht-streikenden agilis kein Problem. Aber nach Nürnberg fährt mich jetzt mein Nachbar. Ich würde mir am liebsten ein Hotel suchen, auf Kosten der Bahn.“ Zwar sieht der 35-Jährige ein, dass Streiken in einer Demokratie ein wichtiges Grundrecht ist, doch: „Nicht alle Chefs haben Verständnis dafür, wenn man deshalb zu spät kommt – und ich will meinen Job eigentlich behalten.“

Eine 70-Jährige aus Altdorf, die gestern den Zug nach Freising genommen hat, wäre am liebsten mit dem Fernbus gefahren: „Ich habe schon geschaut, doch nach Freising fährt leider keiner.“ Das Image der Bahn leide immens unter den Streiks, findet auch ihr Mann und ergänzt: „Claus Weselsky von der GDL will natürlich einen Tarifabschluss erzielen, bevor die Regierung das Gesetz zur Tarifeinheit verabschiedet.“

Politik spielt eine Rolle

Das hat der Bundestag für den 10. Juli geplant. Dann, so der Entwurf, dürfte nur noch die jeweils größere Gewerkschaft die Interessen der Arbeiter vertreten – die kleinere wäre de facto machtlos. Weselsky will also fortan möglichst viele Angestellte vertreten dürfen, um als größere und damit tariffähige Gewerkschaft weiter mitbestimmen zu dürfen.

Und wegen des ungewissen Ausgangs dieses Vorhabens drängt der GDL-Chef auch darauf, noch vor der Gesetzesverabschiedung einen wasserfesten Beschluss mit den eigenen Maßstäben ausgehandelt zu haben. Doch dem Rentnerehepaar geht das zu weit: „Wir Rentner wollen auch gar viel und können nicht alles durchsetzen.“

Ähnlich sieht es Taxifahrer Roman (63): „Die Bahn bot zuletzt 4,7 Prozent mehr Lohn und einmalig 1000 Euro. Wir Taxifahrer wären mit der Hälfte zufrieden.“ Rund 50 Prozent an Kunden gehen dem 53-Jährigen an einem Streiktag flöten, vor allem Geschäftsleute fehlen dann.

Stefanie (18) aus Parsberg besucht in Neumarkt die BOS. Sie teilt sich ein Auto mit den Eltern. „Das braucht Absprachen und kostet mich mehr Fahrzeit als mit der Bahn.“ Hildegard Hesslinger gehört der Bäcker im Bahnhof. Sie sieht es so: „Meist rauschen die Leute hier durch, ein Coffee-to-go und weg. Nun bleibt Zeit für einen richtigen Kaffee.“

Mehr Infos zum Streik, sowie eine Live-Auskunft der fahrenden und auch der ausfallenden Züge gibt es auf der DB-Homepage oder in unserem Übersichtsartikel "Das sind die Ersatzfahrpläne für die Region".

2 Kommentare