Bei der Härtl Fanny gibt es keine Semmeln mehr

16.1.2014, 07:00 Uhr
Bei der Härtl Fanny gibt es keine Semmeln mehr

© Anne Schöll

Weil die Forchheimer die Arbeit der Härtl Fanny, wie Fanny Gossner im Dorf genannt wird und ihrer Tochter Martina sehr wertschätzen, versammelten sich an diesem letzten Öffnungstag zahlreiche Dorfbewohner vor dem Geschäft, um sich bei den beiden Frauen zu bedanken. Sie hatten Sekt mitgebracht und Gläser und stießen mit ihrer Fanny und ihrer Martina zum Abschied noch einmal an.

Viele hatten persönliche Seiten gestaltet mit Dankesworten, Erinnerungen und guten Wünschen „für das Leben danach“, die die beiden Initiatorinnen Beate Huber-Beck und Anita Putschner in drei dicken Ordnern abgeheftet und ihnen zum Andenken übergeben haben. Willi Hackner begleitete mit seiner Quetsch’n die teilweise recht emotionalen Szenen.

Als Topüberraschung hatten Huber-Beck und Putschner einen persönlichen Text „auf ihr Geschäft samt Betreiberinnen“ auf eine bekannte Melodie gedichtet und ihn mit allen Anwesenden vorgetragen. Vollkommen überwältigt griffen Fanny und Martina ein ums andere Mal zum Taschentuch, um die aufkommenden Tränen abzuwischen. Spontan spendierten sie Brezen, Gebäck, Pralinen und andere Leckereien, die noch im Geschäft waren.

„Es war Wahnsinn. Wir haben von nichts gewusst“. Martina Plank kann es ein paar Tage später immer noch kaum fassen. „Mit so was haben wir nicht gerechnet“. Sie erzählt: „Vor 50 Jahren hat meine Großmutter Franzi den Laden eröffnet. Sie hat ihn an meine Mutter Fanny und diese ihn an mich vor 15 Jahren weitergegeben.“

Im Dezember wurde noch das 50-Jährige gefeiert. „Meine Mutter ist jetzt 65 Jahre alt und hat ans Aufhören gedacht.“ Das ist verständlich, hatte der Laden doch jeden Tag von 5.45 bis 19 Uhr geöffnet und zusätzlich sonntags nach der Messe. „Alleine kann ich es nicht schaffen und eine Angestellte kann ich mir nicht leisten”, war Martina klar. Der Entschluss sei nicht leicht gefallen, deshalb sollte es schnell gehen. „Unsere Kunden haben uns, als wir bekannt gegeben haben, dass wir schließen, sehr unterstützt.“ Man habe die Ware nicht verramscht, sondern jedem beim Einkauf ein kleines Geschenk mitgegeben.

„Verlust fürs ganze Dorf“

„Ewig schade“ findet Traudl Sipl die Geschäftsaufgabe, sie kennt das Geschäft seit Kindertagen. Sie hat für diesen Schritt Verständnis, weiß aber: „Es ist ein Verlust für das ganze Dorf“. Mona Härtl bezeichnet die Fanny als „gute Seele von Forchheim“. Bei ihr habe man sich nicht nur zum Einkaufen getroffen, sondern zum Reden und Austausch von Neuigkeiten. Als immer freundlich, immer hilfsbereit und sehr großzügig, wenn es galt, etwas zu spenden, werden Fanny und Martina beschrieben von allen Gästen und von den Nachbarinnen Betty und Lotte, die nun auf ihre frischen Frühstückssemmeln, die sie jeden Tag um sieben „drüben“ geholt haben, verzichten müssen.

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