Berching war wohl schon vor 883 von Bedeutung

6.4.2014, 13:00 Uhr
Berching war wohl schon vor 883 von Bedeutung

© Etzold

Der Referent Werner Robl führte aus, dass Berching im 8. und 9. Jahrhundert nicht irgendein unbedeutender Meierhof oder gar ein Weiler war, wie es durch das lateinische Wort „villa“ bisweilen sinnentstellend übersetzt wird, sondern Teil und Zwischenstation einer Achse von kriegsstrategischer und verkehrstechnischer Bedeutung.

Berching sei vielmehr Teil einer Landbrücke zwischen dem Herzogtum Bayern und Ostfranken gewesen, die sich zum Unwillen Kaiser Karls des Großen vorübergehend der Agilofinger-Herzog Tassilo III. einverleibt hatte.

Relikte des Königshofes

Der Königshof Berching mit seinen Liegenschaften war, wenn man es plakativ ausdrücken will, das geographische Zentrum des sogenannten „Ur-Nordgaus“ der frühen Karolinger und damit die Keimzelle jenes größeren Reichsdistrikts, der später den Namen „Nordgau“ erhalten sollte.

Als solcher stand er nach der Zeit Karls des Großen wie die beiden genannten Höfe Lauterhofen und Ingolstadt, mit denen der bayerische Herzog Tassilo nur vorübergehend belehnt worden war, unter unmittelbarer Reichsverwaltung und gehörte keinesfalls zum Stammesherzogtum Bayern, so Robl.

Das ehemalige „Seelenhäuschen“ (Aufbahrungsraum) von St. Lorenz – heute mit etwas verschobener Achse der Friseursalon Steindl – folgte in seiner ursprünglichen Achse exakt der Südfront des Königshofes. Damit korrespondiert eine alte Grundstücksgrenze auf dem Urkataster, die sich quer durch den Innenhof des Gasthofs Post zieht, welcher selbst einer wohl barocken und damit gänzlich anderen Disposition folgt.

War das ehedem die Westfront des Königshofes? Man beachte auch die Schräge des Westgiebels bei Haus Nr. 12 sowie die versetzten Achsen einzelner Hintergebäude.

Vorgelagerter Wall?

Besondere Aufmerksamkeit verdient ein gerundetes, zerfallbedrohtes Mauerstück der nördlichen Vorstadtmauer an der Sulz, gegenüber des Caritas-Altenheims: Wenngleich von der aufgehenden Substanz her eher spätmittelalterlich oder frühneuzeitlich, entspricht es doch nicht der Reichenau’schen Mauer, wie sie im Katasterplan eingezeichnet ist. Sondern es markiert vielleicht gerade durch seine Rundung markant die Nordwestecke des ehemaligen Königshofberings beziehungsweise einen vorgelagerten Wall.

Eine Hauptachse des Hofes dürfte die heutige Gößweingasse gewesen sein. Jedenfalls gehöre dieses Mauerstück wegen der Signifikanz für die Situation der Karolingerzeit unbedingt erhalten, so Robl. Die karolingische Struktur der Kirche St. Lorenz will er in einem eigenen Vortrag ausführen.

Aus der Versenkung holen

Der Referent Werner Robl bedauerte, dass der karolingische Königshof Berching heute gänzlich aus dem Bewusstsein seiner Bürger verschwunden sei. Gerade deshalb, aber auch, weil er für die vielen Touristen eine weitere Attraktion sowie ein einmaliges Charakteristikum für die historische Bedeutung des Ortes und damit ein Alleinstellungsmerkmal in unserer Region bedeute, gehöre er aus der Jahrhunderte währenden Versenkung hervorgeholt.

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