Bestatter wartet bis heute auf sein Geld

2.10.2015, 10:16 Uhr

Bei der Verhandlung vor dem Amtsgericht Neumarkt blieb es aber weitgehend ein Rätsel, wie die Angeklagte derart in den Schlamassel geraten konnte. Sie hat als Produktionsmitarbeiterin einen verhältnismäßig gut bezahlten Job, übt eine weitere Nebentätigkeit aus und hat Mieteinkünfte aus zwei Häusern. Eines gehört ihr, das zweite zur Hälfte ihrem Bruder.

Bis ins Jahr 2013 hatte die Angeklagte ein unauffälliges Leben geführt. Dann vergriff sie sich am Konto ihrer Mutter, für das sie eine Vollmacht besaß, aber nur für Belange der seit 2008 dementen Angehörigen. 6300 Euro zweigte sie für eigene Zwecke ab, weil, wie sie vor Gericht aussagte, wegen der hohen Ausgaben des Ehemanns für sein Hobby mit den eigenen Einkünften nicht mehr klar gekommen sei. Vom Amtsgericht Amberg hat sie dafür ein Jahr Haft auf drei Jahre Bewährung und einen Strafbefehl über 3000 Euro bekommen. Das spielte später beim Urteil eine Rolle.

Welt zusammengebrochen

2014 starb die Mutter und am Heiligen Abend des gleichen Jahres verließ sie der Gatte und nahm die derzeit 16 Jahre alte Tochter mit. Da auch noch gesundheitliche Probleme dazu gekommen seien, sei die Welt seiner Mandantin endgültig zusammengebrochen, bat Verteidiger Stephan Meier um Verständnis. Der Betrug allerdings, der am Amtsgericht in Neumarkt verhandelt wurde, datierte vom 29. Juli letzten Jahres. 3145 Euro hatte der Bestatter in Rechnung gestellt, Geld, auf das er noch heute wartet.

Da die Angeklagte etwas herumdruckste und auch ihr Verteidiger versuchte, den Betrugsvorwurf zu entkräften, zog sich Richter Rainer Würth mit Staatsanwalt Marcel Dumke zu einer kurzen Beratung zurück. Dann unterbreitete er der 41-Jährigen ein Angebot. Wenn sie den Betrug zugebe, dann würde sie mit einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten (ein Jahr aus Amberg, vier Monate aus Neumarkt) davon kommen. Die Freiheitsstrafe könnte erneut zur Bewährung auf drei Jahre ausgesetzt werden. Die Geldbuße von 3000 Euro würde nicht erhöht, bereits gezahlte Raten angerechnet. So kam es dann auch.

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