Betreutes Wohnen in Pyrbaum steht auf der Kippe

21.2.2019, 10:43 Uhr
Betreutes Wohnen in Pyrbaum steht auf der Kippe

© Foto: André De Geare

Bürgermeister Guido Belzl appellierte an seine Räte, diese Entscheidung nicht mit dem Betreuungssystem der Wohnanlage zu verknüpfen. Darüber könne zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden. Um überhaupt mit dem Projekt beginnen zu können, muss die Bauherrenfrage geklärt sein. Mit der Diakonie gebe es bereits einen seriösen Interessenten.

Frauke Weiß, Fachfrau für Projektmanagement in der Sozialwirtschaft, gab eine Zusammenfassung über den Ist-Zustand der Planungen. Man habe ein vergleichbares Projekt in Wendelstein besichtigt. Dies habe zu weiteren Erkenntnissen des Arbeitskreises geführt, doch wurde kein gemeinsamer Nenner gefunden. Die Diskussion drehte sich immer wieder generell um die Zielsetzung der Wohnanlage und ob dies überhaupt Aufgabe der Gemeinde sei.

Mittlerweile war der Vertrag mit der Beratungsgesellschaft CPB bereits ausgelaufen. Ohne Honoraranpassung hat CPB den Vertrag bis 30. Juni 2019 verlängert. Der Projektzeitplan wurde neu definiert. Voraussetzung dafür sei jedoch eine Entscheidung des Marktrates.

Frauke Weiß brachte noch einmal die offenen Kernfragen auf den Tisch. Die Frage der Zielgruppe, die Frage nach dem Bauherrn, die Frage nach der Wohnungsverwaltung und die Frage nach dem Betreiberkonzept.

Unbedingt zu klären sei die Frage heute nach dem Bauherren – Investor oder Gemeinde.

Alles weitere könne ohne Nachteile zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe entschieden werden.

Zusammenfassend wollte Frauke Weiß nicht verschweigen, dass sie das Projekt in einer kritischen Phase sehe. Die Motivation der Mitglieder im Arbeitskreis sinke, da überhaupt kein Projektfortschritt erkennbar sei. Der kleinste gemeinsame Nenner wäre die Realisierung der 24 Wohneinheiten als barrierefreie Wohnanlage für Senioren. "Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen", sagte Weiß. "Vielleicht ist die Zeit ja nicht reif für ein derartiges Projekt im Markt Pyrbaum?"

Diskussion im Kreis

Die anschließende Diskussion der Räte allerdings drehte sich wieder um die altbekannten Themen. Befürchtungen wurden geäußert, die Vorteile der einen Entscheidung gegen die andere abgewogen.

Gerhard Meyer sprach sich für das Investorenmodell aus und plädierte für ein starkes Mitwirken der Gemeinde beim Betrieb, des Betreuungskonzeptes und der Belegung.

Bernd Glas machte darauf aufmerksam, dass ein Investor das Haus voll haben will. "Was passiert, wenn dann noch Pyrbaumer rein wollen?", fragte er. Dirk Lippmann hielt das Investorenmodell nur für das zweitbeste. "Ich möchte etwas für Senioren machen, wo wir die Finger drauf haben und ein Mitspracherecht haben."

Günther Fischer brachte es auf den Punkt: "Wir haben keine 20 Jahre mehr Zeit."

Bürgermeister Belzl ließ schließlich darüber abstimmen, wer für das Investorenmodell sei. Acht Räte waren dafür und acht dagegen. Bei Unentschieden gilt der Antrag als durchgefallen.

Nach eineinhalb Stunden Vortrag und Diskussion machte sich auf dem Gesicht des Bürgermeisters leichte Fassungslosigkeit bemerkbar. Projektberaterin Frauke Weiß verabschiedete sich.

War das Gremium etwa für das Modell, dass die Gemeinde als Bauherr und Betreiber auftritt? Nur sieben Markträte stimmten für diesen Vorschlag. Er war damit also auch durchgefallen.

So blieb Bürgermeister Belzl nichts anderes übrig, als den wichtigsten Punkt der Tagesordnung für die nächste Sitzung wieder anzusetzen.

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