Bettler und Gaukler beim Tillyfest

10.9.2017, 14:32 Uhr
Bettler und Gaukler beim Tillyfest

© Werner Sturm

Es ist immer wieder schön, zu erleben mit welch großer Freude und Begeisterung Gäste, die einheimischen Tillygruppen und die vielen externen Darsteller das historische Fest in den Mauern des Marktfleckens zu einem großen Spektakel werden lassen. Daran ändern auch die Regenwolken nichts, die sich am Festwochenende teilweise über der Region entleerten.

Viele historische Gewänder fallen dem Besucher ins Auge. Dazu kommt Kanonendonner, Pulverqualm, Musketenknall und viel Musik. Den ganzen Tag über ziehen Spielleute und Festtrommler durch die Gassen. Heftige Gefechtsscharmützel erinnern realitätsgetreu an die Erstürmung des Ortes im dreißigjährigen Krieg und an seine Befreiung. Das bewährte Organisationsteam hat sich wieder ein buntes Programm einfallen lassen.

Der historische Hintergrund für das Tillyfest: Der bayerische Kurfürst Maximilian I. hat im Jahr 1624 seinen Kriegsherren Johann Tserclaes Graf von Tilly mit Breitenbrunn und Schloss Breitenegg beliehen. Und so reitet der berühmte Feldherr am Sonntag unter großem Jubel in seine Herrschaft "Praittenegg" und "Praitprunnin" ein. Ihm folgte auf dem Rücken eines prächtigen Rosses seine Nachfahrin, die Reichsgräfin Maria Anna Katharina Theresia Gräfin von Tilly-Montfort. Schultheiß, Herold und die Vertreter des Magistrats reichen den hohen Gästen und Wohltätern des Ortes den Willkommenstrunk.

Danach zieht sich ein prächtiger Festzug durch den Ort. Mit dabei sind viele externe Gruppen, die sich sichtlich wohl fühlen beim Tillyfest. Das Regiment Matthias Gallas, die Gruppe Bocskai Augyalai, Pikeniere aus fernen Landen, Holksche Horde, Kroaten, De Arton, Laizer Landsknechte, der Verein Historische Nürnberger Stadtwache, Fanfarenzüge aus Straubing und Lupburg, die Burgfesttrommler aus Hilpoltstein, sie alle sind gern gesehene Gäste in Breitenbrunn. Und sie selbst kommen auch gerne Jahr für Jahr wieder. Schöne Weiber in bunten Gewändern, kräftige Männer in Uniformen und mit verschiedensten Kriegsgerät ausgestattet sind im Umzug dabei und bieten den Schaulustigen ein großes Spektakel. Danach wird kräftig in den Lagern gefeiert.

Allein schon eine Wanderung durch den einem einzigen großen Lager gleichenden Tilly-Ortes lässt Freude aufkommen. Da haben gleich zu Beginn die Landsknechte ihre Zelte aufgeschlagen, brutzeln ihre Tillypflanzl am Feuer und laden zum Hacklwerfen ein. Im Garten des Rathauses lauschen Mädchen und Buben in einem Zelt den Märchen einer Geschichtenerzählerin und im daneben liegenden Gumppenbergschloss laden die Zigeuner zu Gulaschsuppe und Rotwein ein.

Vorbei an Marktständen, an denen des es von edlen Bränden bis hin zu historischen Gewändern alles mögliche für ein paar Taler zu erwerben gibt, kommt man an die Heilwassertheke vom Lazarett und zur Schloss-Taverne. Dort munden gebratene Nudeln und Tillyrollen. Die Brauerei der Mönche, die Fischer und die Beutelschneider verwöhnen Gaumen und Auge gleichermaßen. Bei den Wegelageren schmeckt der Räuberspieß, bei den Bauern die Sau am Spieß und beim Fleischer die Suppe im Brot und das Pfeifferlwasser.

Bettler sind unterwegs und im Pfarrhof machen es sich die Schweden bei Kartoffelsuppe gemütlich. Fahrende Handwerker, Bürgerwehr und Jäger runden das rauschende Lagerleben in allen Ecken und Winkeln des Marktfleckens ab. Das gibt es nur beim Tillyfest.

Gut ist es, dass Organisatoren und Veranstalter an die Familien und die vielen Kinder gedacht haben. So sind Mädchen und Buben aller Altersklassen unterwegs. Schön gewandet, mit Schild, Schwert und Bogen ausgerüstet. Stockbrot wurde über offenen Feuer gebraten, ein Edelsteinglücksrad gedreht, eine Runde auf dem Holzriesenrad verbracht, Pfeil und Bogen geschnitzt oder Armbrustschießen geübt.

Einer der Höhepunkte am Festsamstag ist der Fackelzug, der sich heuer erstmals vom Zeltlager am Festplatz zum Marktplatz bewegt. Fanfarenklänge, Trommelwirbel, Fackelschein und danach ein Feldgericht und historische Musik – insgesamt eine runde Sache mit viel Aktion, Geschichte und heiterem Trubel.

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