Biogasanlagen ringen um den wirtschaftlichen Betrieb

8.11.2014, 08:00 Uhr
Biogasanlagen ringen um den wirtschaftlichen Betrieb

© Hans Christian Biersack

Zur Zeit sind im Kreis 34 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von zehn Megawatt in Betrieb. Und an dieser Zahl wird sich erst einmal nichts ändern, meint Leonhard Rösel vom oberpfälzischen Fachzentrum für Diversifizierung und Strukturentwicklung, welches im Neumarkter Landwirtschaftsamt untergebracht ist. Sein Kollege Edgar Geitner berichtet: Im Moment ist im Landkreis Neumarkt keine neue Anlage in Planung.

Warum? Durch das neue EEG ist die Einspeisungsvergütung für den Biogas-Strom deutlich gekürzt worden: Es gibt zwar immer noch 13,66 Cent pro gelieferte Kilowatt/Stunde, aber diverse Bonuszahlungen von sechs bis acht Cent sind nach Auskunft von Rösel und Geitner weggefallen — während vor dem 1. August in Betrieb gegangene Biogasanlagen einen Bestandsschutz von 20 Jahren haben.

Wie ein Kontingent

Die Experten des Neumarkter Fachzentrums sind sich einig: Neben der gekürzten Vergütung wirkt auch die „Höchstbemessungsleistung“ als harter Einschnitt. Seit dem 1. August bringt den Anlagenbetreibern eine Vergrößerung der Kapazität nichts mehr. „Das wirkt wie eine Kontingentierung“, erläutert Leonhard Rösel die Folgen. Dabei steigt, grundsätzlich betrachtet, mit der Größe der Anlage auch ihre Wirtschaftlichkeit.

„Meine Anlage wäre heute nicht mehr wirtschaftlich darstellbar“, räumt ein Anlagenbetreiber aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach ein. Er hat seine 190-Kilowatt-Anlage 2006 in Betrieb genommen. Über die Jahre sieht sich der Landwirt und Biogas-Unternehmer mit massiv gestiegenen Substratkosten konfrontiert — um rund ein Drittel haben die Preise angezogen. Der Betreiber führt dies auf die Nachfrage konkurrierender Biogasanlagen und von viehhaltenden Betrieben zurück.

Rund zehn Tonnen Substrat braucht der Landwirt jeden Tag für die Anlage. Auf rund 70 Hektar Fläche baut er etwa 70 Prozent des Bedarfs selbst an und kauft 30 Prozent zu — bei Preisen zwischen 40 und 45 Euro pro Tonne. Bei etwa 8500 Betriebsstunden pro Jahr erzeugt der Biogas-Bauer rund 1,6 Millionen Kilowatt/Stunden Strom. Damit kann man rund 350 Haushalte permanent mit Volt und Ampere versorgen. Für den gelieferten Strom bekommt der Unternehmer im Durchschnitt 21 Cent Vergütung pro Kilowatt/Stunde. Den sechsstelligen Einnahmen steht eine Investition von über einer halben Million Euro gegenüber. Der Landwirt rechnet vor, dass sich seine Anlage erst nach etwa 15 Jahren bezahlt gemacht hat.

Der Hof des Bauern liegt weitab von Wohnsiedlungen oder anderen potenziellen Wärmeabnehmern. Doch die Vermarktung des anfallenden Koppelproduktes ist wirtschaftlich sehr bedeutsam. Deshalb hat der Landwirt, wieder mit erheblichen Investitionen, eine Trocknung für Getreide, Mais und Holz aufgebaut. „Ein ganzjährige Wärmenutzung wäre ideal“, sagt Edgar Geitner vom Fachzentrum.

Sondervergütung für Kleine

Einerseits will der Bundesgesetzgeber keine zusätzlichen, großen Biogasanlagen mehr. Andererseits bietet er den Betreibern von neuen, kleinen Biogasanlagen bis 75 Kilowatt Leistung eine lukrative Sondereinspeisungsvergütung in Höhe von 23,53 Cent an — Anlagen, die nur Gülle oder andere Reststoffe verwerten.

Das Neumarkter Fachzentrum hat eben rund 230 Rinderhalter in der Oberpfalz angeschrieben, um ihnen den Bau einer kleinen Biogasanlage schmackhaft zu machen. Rechenbeispiel: Mit einer 50-Kilowatt-Anlage könnte man rund 100 Haushalte mit Strom versorgen. Bei einer Investition zwischen 250 000 Euro und 400 000 Euro sind jährliche Einnahmen von 95 000 Euro zu erwarten. Ganze acht Landwirte haben bisher ihr Interesse an dem Modell bekundet.

Dennoch ist für Edgar Geitner vom Fachzentrum der Trend klar: „Bei den politischen Rahmenbedingungen bringt das die Energiewende nicht sonderlich voran.“

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