"Bodenlose Frechheit": Deininger Pfarrer nach Eklat in der Kritik

22.1.2015, 17:46 Uhr

Der Neujahrsempfang in Deining habe eine lange Tradition, sei um die 40 Jahre alt, sagt Bürgermeister Alois Scherer. Er wird von politischer und kirchlicher Gemeinde ausgerichtet als Dankeschön für die ehrenamtlichen Helfer in allen Bereichen. „Und das ist auch die Richtung für die Grußworte.“

Die Rede von Pfarrer Zawilak sei da „total daneben gewesen“, sagt Scherer, der derzeit mit dem Aufkehren der Scherben befasst ist und zugleich nachdenkt, wie es weitergehen soll. Eine derart politisch hinterlegte Rede mit rechten Inhalten sei schlicht unmöglich.

Was Scherer weh tat: Etliche ehrenamtlich stark engagierte Bürger, die sich zum Beispiel der Flüchtlinge annehmen, gingen. Dabei war es ihr Empfang, ihnen sollte gedankt werden. Mehrere Briefe sind schon nach Eichstätt gegangen, unter anderem von MdB Alois Karl und von Gemeinderatsmitgliedern, weiß Scherer. Der Zorn ist groß, der Pfarrer derzeit aber in Urlaub und nicht erreichbar.

Auch 3. Bürgermeister Peter Hollweck hat ans Bistum geschrieben. „Es kann doch nicht sein, dass nach so einer Rede nichts passiert“, sagt er den NN. Er schrieb: „Wenn man hört, dass unser Pfarrer in der Schule den kleinen Kindern im Religionsunterricht erzählt, dass — wenn sie nicht brav sind — ihnen Hörner aus dem Kopf wachsen, soll das nicht meine Sache sein, sondern die der Eltern und der Kirche.“ Wenn von einst 15 bis 20 Ministranten innerhalb eines Jahres nur noch wenige im Hauptort Deining übrig seien, „wird es auch nicht unbedingt des Pfarrers Schuld sein, wenn doch, ist es mir egal“.

Bei ihm sei der „Spaß“ spätestens dann vorbei, wenn Pfarrer Zawilak die „paar Millionen Euro“ im Fall Tebartz als lächerlich darstelle im Vergleich zu den Fehlplanungen des Berliner Flughafens: „Das Pfarrhaus von Deining wird nun für knapp eine Million Euro hergerichtet, und das für lediglich eine Person.“ Den Kaplan bringe man nun nicht mehr darin unter, obwohl dies in den letzten hundert Jahren der Fall gewesen sei.

„Es ist gelinde gesagt eine bodenlose Frechheit, wenn sich ein Pfarrer im Jahr 2015 in einer Rede gegen Homosexuelle, Andersgläubige und die Lügenpresse innerhalb Deutschlands auslässt, denn das erinnert eher an eine Zeit, die vor 70 Jahren geendet hat“, so Hollweck. „Als Bürger der Gemeinde Deining, die, so wie ich es empfinde, schon dem Anderen und Neuem aufgeschlossen ist, fühle ich mich vor den Kopf gestoßen“, schreibt er.

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