Borkenkäfer-Invasion droht

4.5.2016, 11:35 Uhr
Borkenkäfer-Invasion droht

© Foto: Frank Heidler

Borkenkäfer-Invasion droht

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Besuch bei den Borkenkäfern: Einmal wöchentlich leert Forstmitarbeiter Jürgen Wohlfarth die vier Borkenkäferfallen der Region auf dem Dillberg. Nach den Regenfällen und kühlen Apriltemperaturen der vergangenen Tage fliegen die Borkenkäfer jetzt wieder in der Wärme. „Da gilt es keine Zeit zu verlieren.“ Harald Gebhardt bedauert: „Wir als Behörde können keine flächendeckenden Kontrollen durchführen.“

Lockstoff hilft

Ziel auf dem Dillberg: die etwa einen auf einen Meter große, schwarze „Lockstoff“-Falle für Borkenkäfer. Die dort präparierten Pheromone sind für Borkenkäfer ein Leckerbissen. Wohlfahrt zieht die schwarze Metallschublade heraus und wird fündig. Es wuselt nur so von Borkenkäfern, den etwa fünf Millimeter großen Buchdruckern. Der gläserne Messbecher ergibt zehn Milliliter Ausbeute. Also 200 Borkenkäfer.

Aber das ist erst der Anfang. „Mitte des Jahres werden es pro Leerung 10 000 Borkenkäfer.“ Aus einem einzigen Borkenkäferweibchen können innerhalb eines Jahres bis zu 100 000 neue Borkenkäfer werden. Forstmann Gebhardt: „Das geht bei Borkenkäfern recht rasant.“

Mit ihrer Aufklärungsaktion haben die Forstleute vor allem die etwa 13 000 Privatwaldbesitzer im Landkreis im Blick. Diese sollten ihre „Sonntagsspaziergänge möglichst in den eigenen Wald verlegen“.

Gerade am Stammfuß, in Rindenschuppen, Spinnennetzen oder auf Blättern sei das bräunliche Bohrmehl gut zu erkennen. Allerdings müsse man schon genau hinschauen. „Das Bohrmehl ist da nicht eimerweise.“ Weitere Anzeichen für einen Borkenkäferbefall: vermehrter Harzfluss, Nadelverfärbungen oder eine braune Krone.

Besonders genau beobachten sollten die Waldbesitzer auch vorjährige Befallsregionen. Selbst wenn diese ihre betroffene Bäume längst gefällt und aus dem Wald entfernt hätten. Amtsleiter Gebhardt weiß genau: „Die Borkenkäfer können auch im Boden überwintern.“

Hitze schadete

Gerade Fichten, die durch die Hitze im Vorjahr massiv geschädigt worden seien, wären bevorzugtes Ziel für neue Borkenkäferattacken. Auch für solche des nur einen Millimeter großen Borkenkäfer-Kupferstechers.

Waldbesitzer dürften nicht einfach warten und zuschauen. Gebhardt rät: „Man muss am Anfang gleich dranbleiben.“ Denn sonst brauche man die 20-fache Holzmenge, bis der Borkenkäfer tatsächlich beseitigt sei. Die Bäume müssen geschlagen und mindestens 500 Meter entfernt von gesunden Fichten gelagert werden.

Im Landkreis Neumarkt sei die Fichte mit 42 Prozent die häufigste Baumart. Bereits gefällte und nun gelagerte Fichten könnten auch von sachkundigem Personal mit Insektiziden gespritzt werden. Weitere Unterstützung: Waldbesitzer, die selbst keine Bäume (mehr) fällen, können auf Wunsch auch von Waldbesitzervereinigungen unterstützt werden.

Einmal hat Gebhardt in einem Nachbarlandkreis bei einem säumigen Waldbesitzer eine „Ersatzvornahme“ erlebt. Dann wurde der Borkenkäferbaum kostenpflichtig entfernt.

Mit Schälmesser

Beliebte Neumarkter Variante: Waldbauern entrinden Borkenkäferbäume mit dem Schälmesser und entziehen damit den Borkenkäfern die Lebensgrundlage.

Eine zugegebenermaßen personalintensive, aber höchst wirksame Variante der empfohlenen Borkenkäferbekämpfung.

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