Breitenbrunn: Deutsche Granaten trafen den Kirchturm

21.4.2015, 14:45 Uhr
Friendly fire: Die Wallfahrtskirche St. Sebastian wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs von deutschen Panzern beschossen.

© Sturm Friendly fire: Die Wallfahrtskirche St. Sebastian wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs von deutschen Panzern beschossen.

Die drei Löcher im Turm wurden schon 1946 wieder geschlossen. Die Treffer hatte die Wallfahrtskirche des „Pestheiligen“ Sebastian ein Jahr zuvor, in der letzten Aprilwoche 1945, abbekommen. „Zum Glück waren es nur Panzergranaten gewesen, die nicht explodieren“, sagt Kurt Martens, der Ortsheimatpfleger des Marktes Breitenbrunn. „Aber einen vierten Treffer hätte der Turm wohl nicht mehr verkraftet“, glaubt er. „Er wäre dann sicher zusammengefallen.“

Kurioserweise waren es mitnichten heranrückende US-amerikanische Truppen, die das 1386 erbaute Gotteshaus auf der Breitenbrunn gegenüber liegenden Seite des Labertals schwer beschädigten. Es war vielmehr eine deutsche Panzereinheit, die die Schnapsidee hatte, über den Berg blind in Richtung Hemau zu ballern.

Den Feind im Rücken

Die beiden Panzer einer deutschen Wehrmachtseinheit standen drunten im tiefen Tal, dort wo sich heute der Breitenbrunner Fußballplatz befindet. Sie erwarteten den Feind aus Westen. Die Straßen, die in dieser Richtung in den Ort führten, waren mit quer liegenden Baumstämmen abgeriegelt worden.

Doch dann erreichte Breitenbrunn die Kunde, dass die Amerikaner am 24. April das rund zehn Kilometer südöstlich liegende Hemau eingenommen hatten. Die Angreifer lagen somit genau im Rücken der Verteidiger. Der Kommandant beschloss, am Standort zu bleiben und die Rohre der beiden Panzer auf Hemau auszurichten.

Doch die Laberschlucht ist an dieser Stelle tief, und die Panzerschützen verschätzten sich beim Anstellwinkel. Die ersten drei Granaten kamen nicht über den Berg und trafen den Turm von St. Sebastian. Dies beobachtete in Breitenbrunn ein verwundeter Soldat, der die Kameraden schnell auf das Malheur hinwies. In der Folge zielten sie etwas höher. Dann zogen die beiden Panzer nach Süden ab.

Bei Haas erlitten sie kurz nacheinander einen Motorschaden und wurden von ihrer Besatzung gesprengt. Die Amis erreichten Breitenbrunn wenig später über den Bucher Berg, auf einer unversperrten Straße.

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