Breitenbrunns „Wohnstube“ bekommt Anstrich

16.10.2016, 13:24 Uhr
Breitenbrunns „Wohnstube“ bekommt Anstrich

© Foto: Werner Sturm

Das Haus des Gastes gehört zu den jüngeren Gebäuden am historischen Marktplatz. Aber der zweigeschossige Eckbau mit Satteldach, den markanten Treppengiebeln und Putzgliederungen sowie mit einem Wappenstein der Grafen von Tilly samt Steinrelief ist ein außergewöhnlich eindrucksvolles Bauwerk. Errichtet wurde es im neugotischen Stil im 19. Jahrhundert.

Im oberen Bereich des Westgiebels thront ein kleiner Glockenturm. In dem befindet sich die sogenannte Husglocke. Beim Herannahen der Hussiten wurde diese Glocke dereinst geläutet, damit die Bürger rechtzeitig in den Ort zurückkehrten um hinter den Ortsmauern Schutz zu finden. Heutzutage wird das Glöckchen, das von einem langen Seil in Schwingung versetzt wird, immer vor dem Beginn des Festzuges beim Tillyfest geläutet.

Und noch eine Besonderheit weist das Gebäude auf: Im ehemaligen Sitzungssaal des Marktrates im Erdgeschoss ist ein Glasboden eingelassen. Darunter ist ein Rinnsal zu sehen, das von einer Quelle in der Obergasse gespeist wird und unter anderem den Barbara-Brunnen am Marktplatz mit Wasser versorgt.

Das Haus des Gastes hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Kinder gingen dorthin zum Schulunterricht und bis zum Bau des Feuerwehrhauses in der Dietfurter Straße im Jahr 1979 war es Domizil der Feuerwehr. Bis zum Dezember 1992 diente es ferner als Rathaus der ehemaligen sowie der nach der Gebietsreform neu formierten Marktgemeinde Breitenbrunn. Ab diesem Zeitpunkt wurden das Rathaus und die Marktverwaltung in das Tillyschloss verlegt.

Lange Jahre befand sich in dem Gebäude das Tourismusbüro der Marktgemeinde. Das war die Anlaufstelle für viele Urlaubsgäste, daher auch der Name Haus des Gastes. Im Jahr 2010 wurde im alten Sitzungssaal ein Jugendtreff eingerichtet, allerdings nur für kurze Zeit. Heute ist das alte Rathaus immer noch von Leben erfüllt. Nach einer umfangreichen Sanierung hat die Gemeinde zusammen mit der Pfarrei im Jahr 1994 im ersten Stock eine moderne Bücherei eingerichtet. Im Dachgeschoss befindet sich ein kleines Archiv zur Ablage der gemeindlichen Akten. Außerdem nutzen zurzeit einige Vereine und Gruppierungen die Räume im Haus des Gastes als Ausweichquartier, weil das Pfarrheim abgebrochen wurde.

Wunderbares Ensemble

Heimatpfleger Kurt Martens hat eine 43-seitige Farbbroschüre über historische und ortsbildprägende Gebäude im Markt Breitenbrunn herausgebracht. Darin beschreibt er anschaulich das wunderbare Ensemble des Marktplatzes: „Der unregelmäßige Platz, der im Süden von der Pfarrkirche beherrscht, aber auch im Osten von dem stattlichen, dreigeschossigen Gasthof zur Post und dem alten Rathaus mit seinen Treppengiebeln begrenzt wird, ist der Mittelpunkt des Marktes Breitenbrunn und kann wohl als einer der schönsten Marktplätze gleichgroßer Orte und als Wohnstube des Ortes bezeichnet werden.“

Diese Wohnstube erfährt jetzt eine Aufwertung. Der Marktrat hat beschlossen, das Haus des Gastes in einem dezenten Grau zu streichen. Tür- und Fensterumrahmungen, Fensterverzierungen, Treppengiebel, Kaminsimse und Gebäudesockel werden weiß abgesetzt. Rund 14 000 Euro inklusive der Kosten für das bereits stehende Gerüst investiert die Gemeinde. Und das ist gut angelegtes Geld.

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