Brüchige Felsformation bedroht Weiler bei Breitenbrunn

22.10.2018, 14:00 Uhr
Brüchige Felsformation bedroht Weiler bei Breitenbrunn

© Foto: Werner Sturm

Das muss man sich erst einmal vorstellen: Man steht morgens auf und geht ins Bad, um sich frisch für den Tag zu machen. Plötzlich knallt es draußen, im Bad splittern die Fliesen und fallen von den Wänden, der Schreck ist groß.

Ergangen ist es so einer Frau, die zusammen mit ihrem Partner in einem schmucken Häuschen am Fuße eines bewaldeten Berghangs in Bachhaupt lebt. Im Jahr 2013 sind die beiden von Dietfurt aus in den beschaulichen Weiler in die Marktgemeinde Breitenbrunn gezogen und haben es sich dort gemütlich eingerichtet. Ein paar Treppenstufen sind es von einem vorbeiführenden Rad- und Wanderweg hinauf zum Hauseingang, an den sich eine liebevoll eingerichtete Terrasse anschließt. Blumengrün empfängt den Besucher, ein Schild mit der Aufschrift "Welcome" zeigt einem, dass man gerne gesehen ist, eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein, kurzum es ist urgemütlich.

Doch der Schein trügt. Denn was das Paar nicht wusste und was ihm nach eigenen Worten auch beim Kauf beziehungsweise beim Bezug des Anwesens im September 2013 von keiner Seite gesagt wurde, ist, dass sich das Haus in einem Gefahrenbereich befindet. Denn darüber, hoch oben im Wald, ist eine weitläufige Felsformation, von der Steinschlag ausgehen kann.

Noch Glück gehabt

Es passierte am 7. Oktober 2015, an einem Mittwoch. Von der Felsformation löste sich ein mächtiger Felsbrocken. Hangabwärts auf seinem Weg in Richtung Wohnhaus wurde der Fels, Gott sei es gedankt, von Bäumen in seinem Schwung gebremst.

Brüchige Felsformation bedroht Weiler bei Breitenbrunn

© Foto: nas

Kurz oberhalb des kleinen Hausgartens liegen noch heute jede Menge Gesteinsbrocken im Wald herum, die dabei von dem Felsen abgesplittert sind. Der Rest, immerhin noch rund drei Tonnen schwer, streifte die Hausmauer und kam neben der angrenzenden Terrasse zum Liegen.

"Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, hätte das schwere Gestein frontal und ungebremst das Gebäude erwischt", erzählt die Frau. Ihr Lebenspartner ergänzt: "Ein Gutachter hat uns gesagt, dass wir Glück im Unglück gehabt haben, die Hauswand hätte einem Einschlag vermutlich nicht standgehalten und der Felsen wäre im Badezimmer gelandet."

Das ist wie gesagt schon drei Jahre her. An den Felsbrocken erinnern nur noch Steinstücke, die heute der Dekoration im Garten dienen. Eine Firma aus Neumarkt hat den Felsen damals vor Ort zerlegt. "Ein Abtransport wäre an dieser Stelle kaum möglich gewesen", so der Hausherr.

Neben den Steinen im Garten und dem Gestein im Wald zeugen noch Fotos von dem damaligen Ereignis. Der Schaden wurde von der Elementarversicherung des Paares bezahlt.

Was geblieben ist, ist die ständige Angst, dass sich so etwas wiederholen könnte. "Wir leben jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl", sagt die Hausfrau und erzählt: "Wir bekommen kaum noch Besuch, auch unsere Tochter und unsere Enkelkinder trauen sich nur noch sehr selten hier her."

Brief an Seehofer

Das dürfte sich zwar demnächst ändern, aber bis dahin ist dann doch schon eine sehr lange Zeit vergangen. Das lag anscheinend auch daran, dass sich der Wald mit der Felsformation in Privatbesitz befindet und es nicht klar war, wer für eine erforderliche Felssicherung zuständig ist: Waldbesitzer oder Gemeinde. Letztere hatte den Betroffenen jedenfalls bereits im Dezember 2016 nach einer Ortsbesichtigung mitgeteilt, dass von der Felsformation weiter Gefahr ausgeht. Es wurden Risse im Gestein festgestellt.

"Wir können nicht warten, bis uns der nächste Brocken auf den Kopf fällt", dachten sich die beiden Bewohner des Anwesens und wandten sich schließlich mit der Bitte um Abhilfe direkt an den damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Über die Regierung und das Landratsamt wurde die Gemeinde Breitenbrunn schließlich aufgefordert, die Sache zu überprüfen. Experten vom Bayerischen Landesamt für Umwelt rückten an und schauten sich die Lage an.

Herausgekommen ist dabei offensichtlich, dass Felssicherungsmaßnahmen wie etwa Vergießen der Risse oder der Aufbau von Fangnetzen von Nöten sind. Jedenfalls hat die Gemeinde dafür bereits Angebote eingeholt, denn ein Tagesordnungspunkt bei der Marktratssitzung am nächsten Dienstag heißt "Felssicherungsmaßnahme Bachhaupt – Vergabebeschluss". Wie zu hören war, ist dabei von Kosten die Rede, welche die 100 000-Euro-Grenze überschreiten könnten.

Noch etwas am Rande: Die Marktgemeinde hat den Rad- und Wanderweg, der unterhalb des Hauses am Hang vorbeiläuft, weitläufig wegen akuter Felssturzgefahr gesperrt. Daran halten tun sich anscheinend die Wenigsten.

Sperrung wird ignoriert

Allein schon während der Zeit, als unsere Zeitung zu einem Besuch in Bachhaupt war, radelten, joggten und wanderten hier viele Naturfreunde unverdrossen des Weges. "Da sieht man ganze Gruppen von Schülern oder von Pfadfindern vom nahen Bucher Berg, die sich nicht an die Sperrung halten", wurde erzählt. Purer Leichtsinn, wenn man bedenkt, was da alles passieren könnte.

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