Bürgermeister-Trio steht hinter Raiba-Fusion

9.3.2018, 14:28 Uhr
Bürgermeister-Trio steht hinter Raiba-Fusion

© Foto: Günter Distler

Ein Teil der über 9000 Genossen der Raiffeisenbank am Rothsee und der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen werden in getrennten Generalversammlungen in Hilpoltstein (5. Juni) und Freystadt (7. Juni) über den Zusammenschluss entscheiden.Für die Fusion rückwirkend zum 1. Januar ist eine 75-Prozent-Mehrheit erforderlich.

Wenn es nach dem ÖDP-Kreisvorsitzenden und Berchinger Stadtrat Josef Neumeyer geht, dann sollen die Genossen die geplante Fusion nicht befürworten. Im NN-Gespräch bezeichnete der Kommunalpolitiker — er gehört selbst der Genossenschaft an — den Zusammenschluss als "Aderlass". Das vergleichsweise hohe Eigenkapital der heimischen Bank in Höhe von 39 Millionen Euro werde durch die Fusion "egalisiert", ja sogar "verschwinden". Neumeyer: "Ein finanzieller Wertverlust."

"Mit Aktie nicht vergleichbar"

Dieser Betrachtungsweise hält der Raiffeisen-Vorstandschef Klaus Majehrke entgegen, dass der Fusionskritiker gesellschaftsrechtliche Systeme unsachgemäß miteinander vermische: Die Geschäftsanteile der Genossen seien zwar Teil des Eigenkapitals, nähmen aber weder an Gewinnen noch an Verlusten teil und würden bei einer Kündigung ausbezahlt. Der einzelne Genosse habe keinen Anspruch auf das Kapital oder die Rücklagen, so der Vorstandschef im NN-Interview. Majehrke: "Das ist mit einer Aktie nicht vergleichbar."

Aus der "Verlagerung des Sitzes vom Mittelzentrum Berching-Freystadt nach Hilpoltstein" leitet Neumeyer einen drohenden "Heimatverlust" ab. Neben diesem "ideellen" Aspekt gehe mit der lokalen Bank eine wichtige Infrastruktur verloren.

Bankenchef Majehrke kann dagegen überhaupt nicht nachvollziehen, dass durch die Fusion regionale Identität in Gefahr sei. Dass Hilpoltstein Sitz der gemeinsamen Bank werde, sei rein juristischer Natur; keinesfalls solle ein neues Bankenzentrum geschaffen werden. Keine Arbeitsplätze würden verlagert, alle Filialen und Produktionsstandorte würden erhalten, genauso die Wertschöpfung und das Gewerbesteueraufkommen. Lediglich intern gebe es Abteilungszusammenlegungen und neue Dienstorte für einzelne Mitarbeiter. Ein Personalabbau finde ausschließlich durch "natürliche Fluktuation" statt. Klaus Majehrke: "An jedem Standort bleibt es so wie es ist."

Die Bürgermeister von Berching, Freystadt und Mühlhausen haben in den vergangenen Wochen an Raiffeisen-Informationsveranstaltungen zur Fusion teilgenommen. Deren Eindruck unisono: Kritische Fragen werden gestellt, aber der geplante Zusammenschluss scheint von den Genossen mehrheitlich begrüßt zu werden.

Für Mühlhausens Bürgermeister Martin Hundsdorfer ist es nach intensiven Gesprächen mit dem Bankvorstand unbestritten, dass es angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes geradezu einen Zwang in Richtung größere Bankeneinheiten gebe. Eine Lösung "innerhalb des Landkreises" — sprich: mit der Raiba Neumarkt — wäre dem Rathauschef zwar lieber gewesen, aber die Fusion mit der Rothsee-Genossenschaftsbank sei eine Variante "auf Augenhöhe". Eine "heimatliche Identitätskrise" oder einen Verlust an Infrastruktur kann Hundsdorfer nicht erkennen. Die Zusammenarbeit mit den fränkischen Kommunen beispielsweise klappe seit vielen Jahren ausgezeichnet.

Klare Aussage der Vorstände

Auch der Freystädter Amtskollege Alexander Dorr sieht entgegen dem Berchinger Fusionskritiker die "Infrastruktur gestärkt". Denn es gebe ja die klare Aussage der Bankvorstände, dass die Arbeitsplätze vor Ort und die Standorte Freystadt und Sulzkirchen erhalten bleiben. Vor diesem Hintergrund ist Dorr ausdrücklich für die geplante Fusion. Das Freystädter Stadtoberhaupt hält es für den richtigen Weg, angesichts guter Geschäftszahlen das Haus zu bestellen und mit Fusionsplänen nicht darauf zu warten, dass man von "großen Genossenschaftsbanken eingekesselt ist und seinen Standort verliert".

Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich hält die geplante Fusion für so "unausweichlich" wie akzeptabel angesichts der Zusicherung, dass auf Personalabbau verzichtet werde und der Service vor Ort gewährleistet sei. Die Garantie des Steueraufkommens bewirke auch, dass eine Einschränkung der kommunalen Infrastruktur nicht zu befürchten sei.

Die beiden Genossenschaftsbanken stehen nach Einschätzung von Bürgermeister Eisenreich "auf wirtschaftlich gesunden Füßen". Die Raiba Berching-Freystadt-Mühlhausen sei "eine der erfolgreichsten Genossenschaftsbanken in Deutschland". Der Berchinger Rathauschef ist überzeugt, dass die beiden Partner "auf Augenhöhe zusammenpassen".

Auch die Berchinger SPD hat die Banken-Kooperation als unausweichlich bezeichnet.

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