Caritas: Auch in Neumarkt droht Obdachlosigkeit

26.9.2018, 14:23 Uhr
Caritas: Auch in Neumarkt droht Obdachlosigkeit

© Foto: Fritz Etzold

Im Garten hinter dem Sitz der Caritas in der Neumarkter Friedenstraße haben es sich zwei Mitarbeiterinnen des Wohlfahrtsverbandes gestern Vormittag mit Decken und einer Flasche Bier in der Sonne auf einem Sofa gemütlich gemacht.

Doch die Idylle trügt: Die beiden Frauen stellen Obdachlose dar, die es sich in der Herbstkälte im Freien notdürftig eingerichtet haben. So wie es das zwar noch nicht in Neumarkt, in den größeren Städten der Metropolregion Nürnberg aber durchaus gibt.

Bezahlbarer Wohnraum fehlt

Darauf will die bundesweite Aktion der Caritas aufmerksam machen, der sich auch die Neumarkter Kreisstelle angeschlossen hat. "In Deutschland fehlt bezahlbarer Wohnraum. Nicht nur Randgruppen sind betroffen, das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", sagt Bernhard Schinner, Leiter der Caritas-Kreisstelle.

Wohnungen werden luxussaniert, Mieten steigen stark, Menschen müssen ihr langjähriges Zuhause verlassen und finden keine neue Wohnung, die sie sich leisten können. Sie verlieren ihr soziales Umfeld und ihr Zuhause. Am Ende sitzen sie vielleicht auf der Straße.

Beim Essen sparen

"Jeder Mensch braucht ein Zuhause" ist der Titel der Caritas-Jahreskampagne, die die politischen Entscheidungsträger erreichen soll. "Denn ein Zuhause für jeden darf in einem reichen Land wir Deutschland nicht Privileg sein, sondern ist ein Grundrecht", sagt Schinner. In der täglichen Beratungspraxis habe die Caritas regelmäßig mit Menschen zu tun, die keinen bezahlbaren Wohnraum finden oder bei denen die Miete so hoch ist, dass sie beim Essen sparen müssen.

Dies gelte für Hilfesuchende bei der Allgemeinen Sozialberatung, der Schuldnerberatung und auch für viele rechtlich Betreute. Besonders hart trifft es laut Schinner Alleinerziehende, chronisch Kranke und inzwischen auch immer mehr Senioren. "Daher wünschen wir uns - gemeinsam mit den Betroffenen - mehr sozialen Wohnungsbau, Mietpreisbremsen oder ein aktives Leerstandsmanagement statt Finanz-Spekulationen mit Immobilien", lautet Schinners Forderung.

Warmes Essen bei den Kirchen

Das St.-Gundekar-Werk, die Wohnungsbaugesellschaft der Diözese Eichstätt, unterhält in Neumarkt zwei Sozialwohnungsobjekte, die allerdings voll belegt sind. Obdachlose werden in der Containersiedlung in der Goldschmidtstraße untergebracht. Eine Suppenküche gibt es in Neumarkt nicht, allerdings besteht die Möglichkeit, sich bei den Kirchen und den Wohlfahrtsverbänden Gutscheine für ein warmes Essen in den Seniorenheimen zu holen. Vor allen die Stadtratsgruppe Flitz hat in letzter Zeit gefordert, dass in Neumarkt mehr Sozialwohnungen gebaut werden.

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