Chinas Umweltoffensive belastet Gewerbe in Neumarkt

3.4.2018, 06:27 Uhr
Chinas Umweltoffensive belastet Gewerbe in Neumarkt

© Foto: Rolex De La Pena/EPA/dpa

"Zeitweise haben wir die Kunststoffabfälle aus dem Gewerbe nicht losgebracht und sie haben sich bei uns sogar auf dem Hof gestapelt, aber langsam finden wir andere Wege." Peter Edenharder jun. beschreibt die Auswirkungen einer neuen Umweltpolitik im Reich der Mitte. Und mittelbar ist auch das Entsorgungsunternehmen aus Pilsach davon betroffen.

Über sieben Millionen Tonnen Plastikmüll hat die Volksrepublik im vergangenen Jahr importiert. 2014 addierten sich die Müllexporte aus Deutschland auf 1,12 Millionen Tonnen, davon über 1200 Tonnen Sondermüll. Doch die Chinesen spielen nicht mehr mit: Aus Umweltgründen soll stark verschmutzter Hausmüll nicht mehr ins Land kommen, weil nicht selten gefährliche Giftstoffe beigemengt waren. Auf Chinas Index: Plastikmüll, Textilreste, Papier und Schlacke aus der Stahlproduktion.

Mit dem weltweiten Markt der Wertstoffe aus dem Gewerbe hat der Landkreis Neumarkt wenig bis nichts zu tun. Und dennoch hat der Kreis-Abfallexperte Roland Hadwiger mitbekommen, dass China seit einiger Zeit nicht mehr jeden Dreck akzeptiert. Angeliefertes Material dürfe wohl nicht mehr als 0,5 Prozent Fremdstoffe enthalten. Bei Beanstandungen seien schon einmal Chargen zurückgewiesen worden. Deshalb sei es zu "Aufruhr und Irritationen" gekommen. Hadwiger: "Die Chinesen haben die Muskeln spielen lassen, damit sie ernst genommen werden."

Und Entsorgungsunternehmer Edenharder berichtet, dass die chinesischen Behörden im eigenen Land Verwertungsbetriebe überprüft und zahlreiche Firmen geschlossen hätten. Peter Edenharder jun.: "Da werden nun extreme Reinheitsgrade gefordert, damit nicht jeder Mist nach China exportiert wird." Der Verwerter aus dem Landkreis Neumarkt sieht darin einen "guten Weg". Es sei ja nicht haltbar, dass die Volksrepublik China als erweiterte Mülldeponie Europas herhalten müsse. Für die internationale Entsorgungs- und Verwertungsbranche ist der Kurswechsel gravierend. Die Absatzwege nach Fernost seien teilweise "komplett versiegt", berichtet der Pilsacher Entsorger. Das Material staue sich bei den Zwischenhändlern und lagere in Überseehäfen in Containern.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind auch beim Landkreis Neumarkt angekommen. Dieser wickelt über Verwertungsunternehmen pro Jahr über 10 000 Tonnen Altpapier aus Privathaushalten ab. Dafür waren zu Spitzenzeiten auf den Wertstoffmärkten bis zu 240 Euro pro Tonne zu erlösen, wobei beim Landkreis 100 bis 120 Euro ankommen. Doch durch die "kleine China-Krise" im Herbst sei der Preis um 20 bis 30 Euro eingebrochen, berichtet Roland Hadwiger.

Und Peter Edenharder jun. beobachtet den Marktindex für Sekundärrohstoffe mit sehr gemischten Gefühlen. Da seien die Preise "extrem im Keller". Je nach Angebot und Nachfrage nach bestimmten Kunststoffarten bezahlen Verwerter Vergütungen oder sie verlangen Zuzahlungen, damit sie die Stoffe überhaupt abnehmen. Beide Preiskategorien hätten sich in den vergangenen Wochen ungünstig entwickelt.

Edenharder nennt als Beispiel die bunte Gewerbefolie: Vor den China-Restriktionen sei das Material ohne eine Zuzahlung in die Verwertung gegangen. Jetzt müssten die Anlieferer 80 bis 90 Euro pro Tonne mitbringen, damit das Material überhaupt abgenommen wird. Zweifellos stelle dieser Trend eine finanzielle Belastung des Gewerbes dar. Bei einigen Kunden habe Edenharder die Preise anheben müssen.

Der privatwirtschaftliche Verwerter und der kommunale Entsorger trauen sich keine Einschätzung zu, wie es mit den Abfall- und Verwertungsmärkten weitergeht. Roland Hadwiger: "Es ist fast wie an der Börse, man kann nicht seriös vorhersagen, wie in einem Vierteljahr die Konditionen sein werden." Doch der Abfallexperte, glaubt nicht, dass sich Müllberge auftürmen, für die es keine Abnehmer gibt.

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