Chronik einer angekündigten Mordes

31.1.2014, 10:00 Uhr
Chronik einer angekündigten Mordes

© Johnston

Am 29. Januar 2013, fast genau vor einem Jahr, fanden die Ermittler in der Küche eines Neumarkter Mehrfamilienhauses in der Badstraße zwei Männerleichen.

Chronik einer angekündigten Mordes

© Matejka

Die beiden Toten, ein 65-Jähriger und ein 26-Jähriger hatten Einstiche in den Oberkörpern. Später stellte der Rechtsmediziner fest, dass sie verblutet waren. Einer der Toten lag auf dem Rücken, der andere lehnte an der Küchenzeile – ein grausames Bild, dessen düstere Vorgeschichte schon viel früher begann.

Im Jahr 1994, so erinnern die Richter der Schwurgerichtskammer an die Vorgeschichte der Tat, heirateten Sejdi K. und Stresa R.; beide stammen aus dem Kosovo. Doch während die Familie von Stresa R. längst sehr gut integriert und gesetzestreu in Deutschland lebte, geriet Sejdi K. immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Sieben Vorstrafen weist sein Register auf, mehrfach musste er für einige Monate in Haft.

Dazu kam: Sejdi K. war ein brutaler Tyrann. Er schlug seine Frau, wieder und wieder. Als sie ihn im September 2012 endlich verließ und den 1999 geborenen Sohn mitnahm, erwartete Sejdi K. von ihrer Familie, dass sie ihm sein „Eigentum“, die Frau und den Sohn, zurückbringt.

Er drohte immer massiver, selbst aus dem Kosovo erhielt die völlig verängstigte Familie Anrufe mit wüsten Anfeindungen. Gleichzeitig setzte Sejdi K. auf Stresa R.s Mitleid.

Als sie sich am 24. Januar 2013 im Familiengericht Schwandorf trafen, es ging um das Sorgerecht für den Sohn, simulierte Sejdi K. einen Herzanfall. Als er bemerkte, dass der Richter auch ohne sein Beisein Stresa R. anhören würde, rappelte er sich auf und trat in den Sitzungssaal. Nach dem Prozess schüchterte er Stresa R. und ihre Anwältin ein, er verfluchte ihre Familie.

Am 28. Januar 2013 ging er zum Krähentisch, dem Fels auf der Ruine Wolfstein. Telefonisch kündigte er bei Stresa R.s Familie seinen Selbstmord an, würde Stresa nicht zurückkehren. Sie lehnte ab. Als die Polizei am Wolfstein eintraf, ging Sejdi K. mit, freiwillig ließ er sich ins Bezirksklinikum Regensburg einweisen. Dort hinterließ er bei dem Personal einen merkwürdigen Eindruck. „Er war viel zu gut gelaunt“, kommentierte einer der Pfleger vor Gericht – doch räumt auch ein, selten sei dies bei depressiv-verstimmten Menschen nicht.

Am 29. Januar 2013, Sejdi K. hatte im Bezirksklinikum übernachtet, fuhr er mit dem Zug nach Hause nach Neumarkt. Angeblich, um Kleidung für einen längeren Aufenthalt in der Klinik zu holen.

Doch Sejdi K. packte in seiner Wohnung keinen Koffer. Er setzte sich hin und kündigte unter der Überschrift „Ein besonderer Tag“ die Bluttat an. Die Schuld dafür schob er seiner Ehefrau zu. Er ging in die Badstraße und tötete seinen Schwager und Schwiegervater.
 

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