Das frohe Abbild einer gesunden Natur

21.4.2014, 16:00 Uhr
Das frohe Abbild einer gesunden Natur

© privat

Die lieblose Kuratierung setzt sich auch im Ausstellungssaal fort: auch hier kein Wort des Abschieds, der Trauer oder Würdigung über einen der wichtigsten Plain-air-Maler der letzten Jahre, kommentarlos die Bilder aufgereiht. Aber zugegeben: es sind einige der schönsten und einige der bittersten seiner letzten Lebenszeit. Ganz unbeschwert wirkt das Bild, das zum Motto dieser Amberger Ausstellung wurde: „Sonnentempel“: vom Oktober 2013 und mit glühenden Farben unter einem lichten Himmel eine strahlende Landschaft, das Scheunengestänge vor flammend rotem Hintergrund – eine Szenerie, die alle Blicke auf sich zieht, typisch für Bernhard Maria Fuchs.

Daran schließen sich etliche Bilder mit dem typischen, kräftigen Ölstrich an, zumeist aus der Oberpfälzer Gegend, die der Malgegenstand für Fuchs immer war, dazu einiges aus den Alpen – hier wie dort der bezeichnende expressive Malduktus.

„Frischluft“ heißt das dann zum Beispiel: das Signalgelb der Felder, die dunkel bewaldeten Höhen und über allem ein lustiges blaues Gesprenkel von dicken Regentropfen. Die können sich auch zu richtigen Regenschauern entwickeln, die dann auf „Retzstadt“ niedergehen, auf Unterfranken, wo „der Fuchs“ in letzter Zeit einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt hatte.

Nichts ist da unter diesem Wolkenbruch mehr von dem mainfränkischen Städtchen zu sehen, dicke Regenbahnen kommen aus den grau dahin ziehenden Wolken: eine „große Wäsche“ ist das, ein frohes, positives Erlebnis und Abbild einer – noch – gesunden Natur. Gleichzeitig signalisieren diese fließenden Farbspuren auch eine Entwicklung hin zur Abstraktion. Am extremsten hat Fuchs das in „ohne Haftung“ vom Oktober 2013 getrieben, wo auf dünn grundierter Leinwand sich kaum noch Gegenständlichkeit verorten lässt.

So positiv das alles klingt, umso bekümmerter sind die letzten Lebensmonate von Bernhard Maria Fuchs gewesen: Kummer nicht nur über die unerwartete, letztlich tödliche Krankheit, sondern auch über die langsame Zerstörung der Landschaft, die sein Lebensinhalt und seine Malinspiration war.

Gottesgericht fährt hernieder

Da entwickeln sich die Regenbahnen zum „Donnerwetter“, das die Landschaft geradezu durchkreuzt, sie fahren wie ein Gottesgericht hernieder und sind nicht mehr weit entfernt von den dicken schwarzen Strichen, mit denen der Fuchs seine sonst licht- und farbgesättigten Pastoralen durchstreicht.

„Meine Heimat und ihre Feinde“ heißt nicht nur sein Buch (siehe nebenstehender Bericht), so heißt auch das Motto für diese mit tödlichem Schwarz übermalten Bilder.

Egal in welchem Format: Bedrohlichkeit überall mit schwarzen Windrädern, Fabrikhallen. Wie Grabsteine stehen diese Strukturen jetzt in seiner „alten“ Landschaft, Beispiele hat er in nächster Nähe genug gefunden. Das Schwarz begräbt noch das letzte bisschen Grün unter sich, löscht das fröhliche Gelb von Feldern und Himmel aus.

Fuchs hat das alles wie eine „Gaskammer“ empfunden, die sich wie ein Monster in die Landschaft hineinfrisst. Die bitterböse Emotionalität, mit der Fuchs seinen Protest gemalt hat, wird in der Amberger Ausstellung zum grünen Appell, auch wenn manches an die besten Zeiten im Leben von Fuchs erinnert: „Geburtstag“ (1997) heißt damals sein unverstellter Optimismus. Selbst so ein Nachtstück wie „Grüner Hügel“ gehört in diese Periode: „Blutende Rücken“ sind 2013 aus alldem geworden.

Bis 11. Mai in der Stadtgalerie Amberg, Di. bis So. 11 bis 17 Uhr.

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