Deining: Geplanter Wohnblock erzürnt die Nachbarn

6.3.2017, 11:00 Uhr
Deining: Geplanter Wohnblock erzürnt die Nachbarn

© Foto: Werner Sturm

Am Sonntagnachmittag sind rund 80 Bürger dem Aufruf eines Ehepaares aus der unmittelbaren Nachbarschaft gefolgt, deren Anwesen auf der gegenüberliegenden Straßenseite der freien Baufläche liegt, gegen das geplante Bauvorhaben auf die Barrikaden zu gehen.

Zu Beginn der rund einstündigen, beim Landratsamt angemeldeten Demonstration schaute kurz die Polizei nach dem Rechten; es herrschte zumindest teilweise noch Einigkeit. "Ich möchte klarstellen, dass ich nicht dagegen bin, dass hier gebaut wird", sagte der Organisator. Er störe sich vielmehr an der Kubatur, der Lage und der Ausformung der vorgesehenen zwei Baukörper mit Tiefgarage.

Seine Frau erklärte: "Wir sind keine Revoluzer und auch keine Querulanten. Aber wir wohnen gerne hier und möchten uns auch in Zukunft in unserem Dorf wohlfühlen." Deining brauche Wohnraum für junge und ältere Leute und Familien mit Kindern, deswegen sei man im Grundsatz dafür, dass hier gebaut werde.

Mit dem Hinweis auf eine gemeindliche Broschüre "Hinweise zur Baugestaltung" aus dem Jahr 1998 machte das Ehepaar deutlich, warum sie zum Widerstand gegen den das der Firma N+S Projekt GmbH auf einer Fläche von rund 1550 Quadratmetern geplante Projekt aufrufen.

Demnach würden die genannten Hinweise zur Baugestaltung von Bürgermeister Alois Scherer und dem Gemeinderatsgremium, welches das gemeindliche Einvernehmen erteilt habe, ignoriert. Das gelte sowohl für die Dachneigung, als auch für die geplante Giebelausrichtung quer zur Straße.

Ferner nutzen die geplanten Gebäude im Gegensatz zu bereits bestehenden die Grundstücksfläche fast vollständig aus und würden bis an die Gehwegkante gebaut. Auch sei das geplante Gebäude von einer glatten, ungestalteten Fassade gekennzeichnet und die vorgegebenen Abstandsflächen würden nicht eingehalten.

Zu eng für Kinderwagen?

"Dürfen all diese Empfehlungen einfach so ignoriert werden, soll die aufgelockerte Straßenbebauung vom Apothekenvorplatz bis zum Biergarten beim Hahnenwirt durch diese Gebäude zerstört werden, soll der jetzt schon für Rollator und Kinderwagen zu schmale Gehweg in der Enge noch verschärft werden?", diese Fragen wurden in den Raum geworfen.

Zudem warfen sie Bürgermeister Alois Scherer mit Nachdruck vor, dass er den Bürgern Informationen zu dem "Wohnklotz" bewusst vorenthalte. Zur Verdeutlichung ihrer Bedenken hatten die Anwohner die Ausmaße des geplanten Bauvorhabens an ihrem eigenen Anwesen verdeutlicht.

Nachdem ein Versammlungsteilnehmer das Wort ergriffen und die Meinung vertreten hatte, dass hier mit wenig Sensibilität fatale Fehler bei der Gestaltung des Dorfkerns gemacht würden, kam Bürgermeister Scherer zu Wort. Er erklärte, dass man das Projekt ortsplanerisch habe prüfen lassen. Es sei seine Aufgabe, Leerstände zu beseitigen und etwas gegen Wohnungsmangel zu unternehmen. Er sei froh, dass sich für dieses Vorhaben ein Investor gefunden habe.

Die Grenzabstände würden ausschließlich auf öffentlichen Grund fallen und müssten innerorts nicht zwingend eingehalten werden. Nach diesen Aussagen und der Feststellung des Bürgermeisters, keine Details über die Grundstücksverhandlungen bekanntzugeben, kochten die Emotionen hoch.

Der Nachbar forderte dazu auf, den Widerstand in Unterschriftenlisten zu dokumentieren und rief unter anderem in Richtung Bürgermeister: "Dieses Bauvorhaben ist Größenwahn, dem Investor geht es doch nur ums Geld." Aus der Versammlung heraus musste sich Scherer ferner Rufe anhören wie: "Unser Dorf soll ein Dorf bleiben."

Im Gespräch mit den NN erläuterte Bürgermeister Alois Scherer, wie es jetzt weitergehen soll. "So ein Projekt muss ich als Bürgermeister für die gesamte Gemeinde betrachten. Wir brauchen dringend Wohnraum und vor allem auch ein investitionsfreundliches Klima. In einen Ort wie Deining kommt nicht jeder Investor."

Nichts desto trotz werde er jetzt auf den potentiellen Bauherrn zugehen, um nach einem für alle Seiten tragbaren Kompromiss zu suchen. "Dabei ist es nicht entscheidend, ob das Gebäude etwas tiefer im Grundstück steht, oder nicht", so Scherer.

Keine Kommentare