Der Alltag auf Glas

20.11.2016, 12:58 Uhr
Der Alltag auf Glas

© Foto: Hubert Bösl

2006 war mit dem Coburger Glaspreis für Metzger der Höhepunkt des öffentlichen Interesses erreicht, 2011 hat er schon einmal in Pilsach ausgestellt, und seine Werke haben es bis in die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen geschafft.

„Seine Bilder geben ihrem Betrachter Spielraum“, ist in der Zeitschrift „Glashaus“ über ihn zu lesen. Und dem Satz stimmt man beim Bummel durch die Pilsacher Galerie gerne zu: für sein Glas, seine Bilder gleichermaßen. Denn beide Male ist nichts mit geschärftem Blick festgezurrt, sondern Metzger lässt seine Motive des Alltäglichen in einem diffusen Licht: Ganz gleich, ob die „Einsiedelei“ in ihrem geradezu impressionistisch durchlichteten Grün oder die Barszene in einem rauchigen Dämmerschein – überall spielt Licht die entscheidende Rolle im Überfangglas oder auf der Leinwand und in Öl.

Da heißt dann eine Szene schon mal scheinbar exakt „Bahnhofstraße“ – aber die könnte überall sein. Knallrote Autos leuchten durch abendliche Dämmerstunden — wo auch immer. Jedenfalls sind es bewusste Farbkontraste, die Metzgers Bilder attraktiv machen: Verkehrsschilder vor südlichen Häuserfronten, Passanten auf sonnenüberglänzten Straßen im Süden.

Die Vielfalt, in die die Fantasie des Betrachters hier auf Reisen geschickt wird, bestimmt auch den Rest der Pilsacher Ausstellung. Dort begegnet man den bekannten Namen aus der Glaskunst: den Prechts aus Thüringen, neuen dekorativen Elementen bei Freia Schulze. Aber dazu kommen auch neue Motive: Autos, Köpfe wie der von Donald Trump – auch Glaskünstler wollen up to date sein, gehen mit der Zeit und erschließen sich ein neues Publikum. Der Ausstellungsbesucher geht in dieser Schau durch alle Facetten des Dekorativen, das auch die jüngsten Glasfreunde ansprechen kann, die Bilder von Metzger geben an den Galeriewänden einen einheitlichen Rahmen.

Aber dann stehen die futuristischen Beleuchtungskörper und Lichtschlingen von Jörg Hanowski aus Kalknatronglas, das mit Argon-Gas gefüllt ist, neben den „Pentagon“-Varianten von Klau U. Hilsbecher, der feinste Glas-Fünfecke miteinander verkantet und schichtet. Neben seinem Farb-Purismus leuchten die Arbeiten von Gabriele Küstner umso mehr in allen Regenbogenfarben. Auch bei ihr ist man immer wieder überrascht von Formen und Materialien, die das Publikum in ihren vielen Ausstellungen schon überzeugt haben: bis hin nach Tacoma oder Seattle, den Glaszentren im äußersten Nordwesten der USA an der Pazifikküste. Oder im französischen Chartres, der Stadt der wunderbarsten gotischen Glasfenster, deren strahlende Farbigkeit man bei Küstner wiederfindet. Da fällt es dem Glasfreund leicht, ein Lieblingsstück zu definieren: zwischen fröhlichem Realismus und abstraktem Formenspiel. Vielleicht ist es das gläserne Schiff mit der bunten Beflaggung, auf dessen Deck ein mattiertes Gebäude steht – und das Ganze auf einem urigen, groben Holzklotz. Alkie Osterland hat sich diesen Materialmix einfallen lassen, der seinen Reiz besonders vom Kontrast zwischen Glas und Holz bekommt.

Öffnungszeiten zunächst bis Weihnachten, Donnerstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, dann auch vom 7. Januar bis 20. April 2017; Auskünfte unter * (0 91 81) 4 24 79.

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