Der Kaiser dankt ab

21.9.2014, 16:00 Uhr
Der Kaiser dankt ab

© Foto: M. Johnston

Fritz Koller ist nicht krank, aber er soll auf seine Gesundheit achten, dem Stress keine Chance geben, rät der Arzt. Und weil Fritz Koller noch viel vor hat, auch jenseits der 60, will er künftig langsamer treten. So beschreibt er es am Telefon und das Bedauern kann man heraushören. Fritz Koller ist gern Chinesenkaiser und er hätte das ehrenvolle Amt gern noch länger ausgefüllt, aber: siehe oben.

Und Stress ist mit dem Amt tatsächlich verbunden. Ob es nun die vielen Termine in Dietfurt sind oder die Repräsentationspflichten auswärts, wie die Teilnahme am Rosenmontagszug in Mainz vor zwei Jahren. Ließ das Bühnenprogramm in Dietfurt früher noch Raum für Improvisation, ist es damit vorbei, seit Fernsehteams sich um das Podium drängeln. Da muss alles funktionieren — und allen voran der Kaiser.

Fritz Koller überlässt nichts dem Zufall und so nimmt es nicht wunder, dass er jetzt im Herbst bereits an der Rede vor rund 20 000 Menschen am Unsinnigen Donnerstag im Februar feilt. Und dass er sich Gedanken macht über das Jahresmotto: „Heute früh ist mir noch ein Spruch eingefallen, jetzt haben wir schon zwei zur Auswahl“, teilte Koller gestern am Telefon mit. Womit zweierlei klar wird: Koller macht seine letzte Saison mit vollem Einsatz. Und: Die Vorbereitungen im Organisationsteam laufen bereits, Sitzungen im Wochentakt stehen auf dem Programm.

Eine ganz normale Saison 2014/ 2015 verspricht Fritz Koller, der zehnte Chinesenmonarch in Dietfurt. Und wenn er am Unsinnigen Donnerstag, am 12. Februar 2015, zum letzten Mal im Drachenwagen durch die Stadt gezogen wird, will er keinen Trauerzug anführen, sondern einen echten Gaudiwurm nach Dietfurter Manier. Zum Verabschieden ist noch Zeit bei der ebenso traditionellen Faschingsbeerdigung in der Nacht zum Aschermittwoch.

War nach dem Tod von Kaiser Bo- Da-Washy (Friseurmeister Hans Geyer) im Jahr 2000 kurz die Diskussion darüber aufgeflammt, ob Dietfurt den Unsinnigen überhaupt noch so groß feiern soll, ist das diesmal nicht vorstellbar: Der Chinesenfasching hat Dietfurt seither zu Bekanntheit in aller Welt verholfen, das Thema „Bayerisch-China“ steht als Attraktion an erster Stelle im Internetauftritt der Stadt. Und auch daran hat Fritz Koller seinen Anteil.

Kandidaten gesucht

Faschingsorganisatorin Pia Pritschet weiß, dass Fritz Koller keine halben Sachen macht. Von seiner Rücktrittsankündigung war sie gleichwohl schockiert, weil einfach alles passte, der Mensch zum Amt und umgekehrt. Immerhin hat die Stadt unter Bürgermeisterin Carolin Braun nun Zeit genug, einen Nachfolger zu finden. Kandidaten dürfen auch gern selbst initiativ werden. Die Entscheidung trifft ohnehin der Kultur- und Tourismusausschuss des Stadtrats.

Und was hat Fritz Koller nach seiner 15. Saison als Dietfurter Chinesenkaiser tatsächlich noch vor? Zunächst einmal steht er noch voll im Arbeitsleben, ein Stressfaktor, an dem sich nicht so leicht etwas ändern lässt. Und dann ist in den vergangenen Jahren der Volkstanz etwas in den Hintergrund geraten, dem er und seine Frau früher gern frönten. Und das Wandern in den Alpen, aber auch in der Dietfurter Umgebung rückt wieder nach oben. Das Kanu ebenfalls: Touren auf dem Main-Donau-Kanal, Flusswanderungen in reizvoller Landschaft — auch das sind Hobbys des Ehepaars, die wieder etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen dürfen.

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