Der Wolf kommt: „Schutzhunde sind auch keine Lösung“

8.2.2017, 21:41 Uhr
Der Wolf kommt: „Schutzhunde sind auch keine Lösung“

© F.: Hiekel/dpa

„Der Wolf ist schlauer als so mancher Politiker.“ Diese kleine Spitze konnte sich Johann Georg Gloßner dann doch nicht verkneifen. Der Neumarkter Stadtrat nennt im Landkreis 700 Schafe in acht Herden sein Eigen und dazu noch Rinder, Lamas und andere Weidetiere. Als „Nutztierhalter aus Liebe zum Viech“ bezeichnet er sich. Aber: „Vor allem wir kleineren Herdenhalter, die nachts nicht aufstallen können, werden unter dem Wolf zu leiden haben.“

Gloßner wehrt sich gegen seinen Ruf als „Wolfshasser“. Er findet nur, das große Raubtier sei in dicht besiedeltem Gebiet, wo im großen Stil Landschaftspflege betrieben werde, fehl am Platz. Eine friedliche Koexistenz könne hier nicht funktionieren: „Die Population in Deutschland steigt jährlich um den Faktor 1,3.“ In manchen Gegenden werde ein Abschuss unvermeidbar werden, sagt Gloßner. Zunächst würde er dem Wolf aber mit Plastikmunition auf den Pelz rücken.

Vom Huhn bis zum Pferd sei kein Nutztier vor dem schlauen Räuber sicher, beteuert der Schafzüchter. Ein Rudel würde sogar mit einer Kuh fertig werden. Mit ein Grund, warum der Fleischrinderverband am vergangenen Wochenende zu einer Infoveranstaltung auf einem abgelegenen Bauernhof im Landkreis Bayreuth einlud. Rund 100 Schäfer, Nutz- und Weidetierhalter ließen sich in Plankenfels über eine wirksame Wolfsabwehr informieren. Auch Johann Georg Gloßner: „Der Landwirt dort hat fünf Kälber durch Wölfe verloren“, erzählt er.

Deshalb hat sich der Bauer für schlappe 30 000 Euro vier Schutzhunde angeschafft: Die Pyrenäen-Berghunde sind hoch spezialisiert auf die Verteidigung von Herden. Aber auch wenn sie wie knuffige Familienhunde aussehen und in Plankenfels sehr freundlich auf die vielen Leute reagierten, warnt Gloßner vor dieser Rasse: „Diese Hunde haben einen extremen Beschützerinstinkt und greifen nicht nur Wölfe an, sondern womöglich auch ihnen fremde Menschen. Das kann fürchterlich ins Auge gehen.“

Außerdem seien die Anschaffungskosten enorm. Für wirksamer hält der Herdbuchzüchter die Aufrüstung der Weidezäune mit mehr Litzen und einem Untergrabungsschutz. Doch ginge dieses auch ins Geld, wenn man mehrere Weiden an diversen Standorten habe.

Weil es in Deutschland so viele unterschiedliche Betriebstypen der Nutztierhaltung gebe, die staatliche Verwaltung aber offenbar nur größere Herden als Maßstab ansetze, müssten erst einmal die Daten aller Haltungen zusammen getragen werden, betont Gloßner. Erst dann könne man sehen, welche Schutzmaßnahmen wirklich sinnvoll seien, dort könne dann auch eine staatliche Förderung ansetzen. Zum Zwecke der Datenerhebung hat Gloßner bereits einen umfangreichen Fragebogen erarbeitet und an Zuchtleiter sowie einen Ministerialbeamten gesandt. „Nur so als Denkanstoß.“

Verwandte Themen


Keine Kommentare