Der Ziegelkamin der Lammsbräu fällt bald

13.10.2017, 06:29 Uhr
Der Ziegelkamin der Lammsbräu fällt bald

© André De Geare

Gestern haben Arbeiter mehrere Plattformen errichtet und eine Spur der Altdorfer Straße abgesperrt. Es sind die Vorbereitungen, bevor in einigen Tagen die eigentlichen Abbrucharbeiten beginnen. Eine Sprengung ist inmitten des bewohnten Gebietes nicht möglich. "Der Kamin wird Stück für Stück von oben her abgetragen", sagt Franz Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbrauerei.

Die Arbeiter werden das Material in den Kamin fallen lassen. Etwa zwei Wochen sind dafür angesetzt. Bis Anfang November soll alles vorbei sein. Es ist auch eine Frage des Wetters, denn bei starkem Wind oder kräftigem Regen müssen die Arbeiter pausieren.

Mit dem gemauerten Turmkamin verschwindet der letzte seiner Art in Neumarkt. Als im 19. Jahrhundert die Industrialisierung Neumarkt erreichte, hatte jeder größere Betrieb eine eigene Dampfmaschine als universelle Energie- und Antriebseinheit. Ehmann, Pfleider, das Eisenwerk, die Ziegelei am Blomenhof oder die Expresswerke - alle besaßen einen aufgemauerten Kamin.

Möglichst hoch musste er sein, damit die schädlichen, übelriechenden Abgase nicht direkt in der Nachbarschaft stanken, sondern in der Höhe verdünnt möglichst weit im Land verteilt wurden.

Neue Technik

Doch mit dem technischen Fortschritt wurden auch die alten Schlote überflüssig oder unbrauchbar. Die Lammsbrauerei hat im vergangenen Jahr eine Mikrogasturbine eingebaut, die durch Kraft-Wärme-Kopplung die eingesetzte Energie viel besser nutzt. Sie erzeugt elektrischen Strom und die Wärme wird etwa im Sudhaus verwendet, wenn dort die Würze gekocht wird.

Durch den Entzug der Prozesswärme kühlt sich die Abluft auf etwa 100 Grad Celsius ab. Im Schornstein sinkt die Temperatur weiter ab, so dass Kondenswasser entsteht. Es schlägt sich zusammen mit den im Rauchgas enthaltenen Säuren, hauptsächlich Kohlensäure von dem CO2, an den Kaminwänden nieder.

Ein Ziegelschornstein hält dies nicht sehr lange aus, er wird langsam zersetzt. Deshalb wurde zusammen mit der neuen Energiezentrale auch ein neuer Edelstahlschornstein errichtet.

Das Abbruchmaterial des alten Turmkamins wird wohl zum größten Teil auf der Sondermülldeponie landen. Denn in den Ziegeln haben sich die Rückstände des langjährigen Betriebs eingenistet. Zunächst wurde die Anlage mit oberbayerischer Pechkohle betrieben, die viel Schwefel enthält. Anfang der 60er Jahre wurde der Abbau eingestellt und die Lammsbrauerei stieg für etwa 20 Jahre auf Schweröl als Brennstoff um.

Seitdem wurde die Abluft durch die Verwendung von Leichtöl und schließlich Erdgas zunehmend weniger umweltbelastend.

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