Deutsche Meisterschaft der gehörlosen Schützen in Neumarkt

27.5.2017, 10:56 Uhr
Deutsche Meisterschaft der gehörlosen Schützen in Neumarkt

© Foto: M. Müller

Einer aber fehlt: Verbandsfachwart Ingo Schweinsberg aus Anzing kann seine Titel in diesem Jahr nicht verteidigen. Vor einer Woche rutschte dem 88-fachen deutschen und elfmaligen Europameister bei der Gartenarbeit die Gartenschere ab. "Ich habe mir damit die Sehne am Handgelenk durchtrennt. Und natürlich an meinem linken Arm", erzählt der Linkshänder, der sich seitdem ganz auf die Organisation der Titelwettbewerbe und die Betreuung der Teilnehmer konzentriert.

Rund 120 gehörgeschädigte Schützen beteiligen sich im Deutschen Gehörlosen-Sportverband (DGS) an Wettkämpfen in der Sparte Schießen. Sie haben ihre Heimat in Vereinen des Schützenbundes, treten dort mit Hörgeräten an den Schießstand. Das ist bei den Veranstaltungen des Gehörlosenverbandes anders: "Hörgeräte oder Cochlea-Implantate sind hier nicht erlaubt", erklärt Ingo Schweinsberg. So soll die Chancengleichheit gewahrt werden. Kommuniziert wird dann mit Handzeichen. Die Gebärdensprache sprechen sie sowieso alle.

Wer aber glaubt, die totale Stille macht das Schießen eher leichter, der irrt: "40 Minuten ist es um einen herum wie tot", sagt Schweinsberg. Es gibt keine Geräusche, an denen man sich orientieren kann, die einen Rhythmus vorgeben. "Nach 30 Schuss wird es da schon schwierig, sich zu konzentrieren." Manche haben auch zunehmend mit dem Gleichgewicht zu kämpfen, wenn sie das Hörgerät ausschalten.

Die "DM in NM" ist auch für Manfred Zisselsberger, der Bundestrainer im Bereich Gewehr, ein wichtiger Termin. Denn im Juli stehen wieder die "Deaflympics" an, die Olympischen Spiele der Gehörlosen, 2017 im türkischen Samsun. Dann dürfen auch wieder die Deutschen auf Medaillen am Schießstand hoffen: "Russland, Ukraine, Korea, die Schweiz und wir sind hier die führenden Nationen"", sagt Zisselsberger.

Er zählt dabei auf den 23-jährigen Colin Müller vom GSV München, der im vergangenen Jahr im Kleinkaliber liegend Weltmeister wurde. Der neue "Shootingstar" ist aber die erst 17-jährige Melanie Stabel aus dem Schwarzwald, die für den GSV Augsburg an den Start geht. Sie schießt auch bei den "Hörenden" bereits auf internationalem Niveau und wurde erst vor kurzem vom Gehörlosenverband "entdeckt". "Und sie ist wirklich stark", schwärmt der Bundestrainer.

Die kürzeste Anfahrt hatten die Schützen des GSC Nürnberg. In der Noris fanden 1931 die 3. Weltspiele der Gehörlosen statt, damals gaben gehörlose, deutsche Sportschützen ihr internationales Debüt. Heute ist der Schützenkader einer der erfolgreichsten im Deutschen Gehörlosen-Sportverband.

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