Die blutige Hinrichtung geriet zum Volksfest

16.5.2008, 00:00 Uhr
Die blutige Hinrichtung geriet zum Volksfest

© Privat

Ob Eppelein nun eine tragische Figur war, ein «fränkischer Robin Hood», oder doch nur ein übler Wegelagerer - dieses Urteil sei den Historikern überlassen. Raubritter gab es viele im späten Mittelalter, als der niedere Adel im Zuge des Aufstiegs der Städte und wegen Missernten zunehmend verarmte.

«Doch keiner hat es derart ins kollektive Gedächtnis geschafft wie der Eppelein», meint Archivdirektor Gerhard Rechter. «Durch Lieder und Epen wurde seine Geschichte in Süd- und Mitteldeutschland verbreitet.»

Rechter, Leiter des Staatsarchivs Nürnberg, ist Eppelein-Experte. Bei ihm holte sich das Regensburger Filmteam um Produzent Peter Klewitz und Regisseur Reinhard Kungel das nötige Detailwissen für «Ekkelins Knecht». Der Ritterfilm lief am 1. Mai in Regensburg und Nürnberg an und wird heute Abend um 20 Uhr erstmals auch den Neumarktern präsentiert.

Gerhard Rechter hat sich den Film schon zweimal angesehen und findet ihn «wohl gelungen». Die Macher haben großen Wert auf historische Details gelegt. So authentisch wie nur möglich: Das fängt bei der Kulisse und der mittelalterlichen Kleidung an und hört beim Rad des Henkers auf.

Dieses Ungetüm, auf das Eppeleins zertrümmerte Glieder geflochten werden, hatte man sich von einem alten Wagner anfertigen lassen. Knapp zehn Minuten dauert die Hinrichtung im Film. Gerade diese Szene wird viele Neumarkter ins Kino locken. Nicht, weil sie besonders gierig nach blutigen Spektakeln sind, sondern weil das grausame Schauspiel einst in ihrer Stadt über die Bühne ging. Und extrem blutrünstig wird die Metzelei im Film auch gar nicht dargestellt: «Wir arbeiten hier mehr mit Geräuschen und den Reaktionen der Zuschauer, wenn die Knochen brechen», beteuert Produzent und Eppelein-Darsteller Peter Klewitz. So sicherte sich der Film auch die FSK-Altersfreigabe ab zwölf Jahren.

Gaukler und Brezen

Eine öffentliche Hinrichtung von sieben Verurteilten war zur damaligen Zeit ein Riesenereignis. Ein «halbtägiges Volksfest» nennt Klewitz diese frühe Form des «Public Viewing». So auch im Film: Gaukler und Brezenverkäufer umgarnen die Schaulustigen, ein Kind fragt seine Mutter: «Mama, wann geht es denn endlich los?» Als dann der Henker zur Tat schreitet, zeichnet sich auf den Gesichtern die ganze Bandbreite an Emotionen ab, «von Geilheit bis Ekel», Zitat Klewitz. Der eine jubelt, der Nebenmann muss sich übergeben. Ganz übel zumute ist auch «Ekkelins Knecht» Konrad (Philipp Sprongl). Die Hauptfigur - und Kunstfigur - konnte als einziger von Eppeleins Spießgesellen entkommen und hat sich inkognito unter die Menge gemischt. Später reitet er in der Rüstung seines Herren weiter, erzählt der Film.

Was viele vielleicht irritieren wird: In dem Filmepos wird die Hinrichtung auf den Neumarkter Marktplatz verlegt, obwohl sie vermutlich auf dem Galgenhügel stattfand (heute an der Hans-Dehn-Straße). Die Szene wurde im Innenhof der größten Burg Deutschlands, in Burghausen am Inn, gedreht.

Eine Legende erzählt, dass der Raubritter den Nürnbergern mit einem Sprung zu Pferde über die Burgmauer entkam. Eine andere, dass die Reichsstadt die Kosten für die Hinrichtung über 639 Pfund, 14 Schilling und ein paar Heller nicht erstattet hätte. Erst vor zehn Jahren zahlte der große Nachbar den Neumarktern die angeblichen Schulden symbolisch zurück. Zu Unrecht, meint Archivdirektor Gerhard Rechter. Das Staatsarchiv Nürnberg hütet einen Beleg, aus dem hervor geht, dass die Rechnung tatsächlich schon gleich nach Eppeleins Tod beglichen wurde.

Der Rialto Palast in Neumarkt zeigt «Ekkelins Knecht» heute Abend um 20 Uhr (ab zwölf Jahren; Dauer: 110 Minuten). Weitere Vorstellungen täglich bis einschließlich Dienstag, 20. Mai. Im Internet: www.ekkelin.de