Die Sachsen in Parsberg waren schwer zu verstehen

24.10.2014, 06:10 Uhr
Die Sachsen in Parsberg waren schwer zu verstehen

© Foto: Melanie Kunze

Ihr Nachname hört sich kompliziert an und auch bei der Schreibweise muss man mindestens zweimal hinsehen. „Ich heiße meistens einfach nur Frau Petra“, lacht Petra Ctrnacta. Die junge Frau kommt aus Tschechien, wurde in der Nähe von Prag geboren und lebt seit eineinhalb Jahren in Parsberg. In der Kreisklinik macht sie gerade ihre Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin.

In die beschauliche Stadt kam Petra Ctrnacta über eine Jobbörse in Prag. Dort war unter anderem auch das Klinikum Neumarkt vertreten und rührte die Werbetrommel für die beiden Häuser. Nach Deutschland wollte die 28-Jährige nicht unbedingt.

Nicht allzu fern von daheim

Aber da sie in der Schule acht Jahre die Sprache gelernt hatte und das Nachbarland nicht allzu fern ihrer Heimat war, entschied sie sich, nach dem Medizinstudium auszuwandern.

Zunächst arbeitete Petra Ctrnacta in einer Klinik in Sachsen. „Auch dort war der Dialekt schwer zu verstehen“, sagt die Ärztin. Gefallen hat es ihr nicht. Sie zog wieder nach Prag und startete einen zweiten Versuch. Der führte sie nach Parsberg. Hier in der Oberpfalz kam sie mit ihrem Schul- Deutsch zunächst auch nicht recht viel weiter und musste nach der Arbeit ihre Kenntnisse aufbessern. Dabei halfen die Kollegen. Von Anfang an habe sie sich im Team der Kreisklinik wohl gefühlt, nicht zuletzt, weil in Parsberg mehrere ausländische Ärzte arbeiten. Sie stammen aus Rumänien, Ukraine, Russland, zählt Petra Ctrnacta auf. Die deutsche Sprache sei schwierig, sagt die 28-Jährige. Und nicht immer logisch. Die Wörter „Übergabe“, und „Übergeben“ habe sie zunächst nicht auseinanderhalten können. „Ich wusste nicht, dass da ein Unterschied ist.“

Petra Ctrnacta hat eine herzliche Art. Das kommt bei den Patienten an. Und das wiederum erleichtert ihr den Job. Mit einem Lächeln ließen sich sprachliche Unsicherheiten anfangs verbergen. Mittlerweile, nach über einem Jahr in der Oberpfalz, hat sie keine Probleme mehr und spricht fließend Deutsch mit einem Akzent.

Als angehende Fachärztin muss sie nicht nur Blut abnehmen, sondern erstellt Langzeit-EKGs, führt Sonographie-Untersuchungen durch und schreibt Entlassungsbriefe. „Ich mag es, dass wir hier direkt am Patienten sind und ihn von Anfang bis Ende begleiten.“ In Parsberg könne sie viele Aufgaben übernehmen, das sei in großen Häusern nicht so.

Wochenenddienst überall

Außerdem müsse sie hier, im Vergleich zu ihrer Heimat, weniger Stunden arbeiten und verdiene mehr. Dennoch: Überstunden und Wochenend- Dienste muss sie natürlich auch in Parsberg leisten. Das gehört zum Beruf dazu, gleich in welchem Land man arbeitet.

Ihre Eltern und der Bruder wohnen bei Prag, ebenso die Freunde. Bis vor kurzem lebte auch der Ehemann von Petra Ctrnacta in Tschechien. Er zog für sie nach Parsberg. Doch er möchte in einigen Jahren wieder zurück. Die 28-Jährige kann sich das nicht so recht vorstellen. Sie würde gern ihren Facharzt in Parsberg machen und dann zumindest in das Deutsch-Tschechische Grenzgebiet ziehen – und dort als Allgemeinärztin in einer Praxis arbeiten.

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