Die sieben Schläfer besiegten den Tod

27.6.2012, 11:00 Uhr
Die sieben Schläfer besiegten den Tod

© Etzold

Schwarz auf weiß steht es im Kalender: Heute ist Siebenschläfer. Nahezu jedem dürfte ein flotter Spruch dazu einfallen. Denn im Hinterkopf verbinden viele diesen Tag mit dem Wetter. Doch ursprünglich hat der 27. Juni eine religiöse Bedeutung.

Der Kampf um den Glauben war kein leichter. Oft bezahlten Christen ihre Treue zu Gott mit ihrem Leben. So auch in der Legende von den „Sieben Schläfern“, kurz Siebenschläferlegende, die so gar nichts mit den sich lustig reimenden Wetter-Sprüchen zu tun hat.

Die Legende erzählt von sieben Jünglingen, die unter dem römischen Kaiser Decius (249 bis 251) in Ephesos in Kleinasien lebten. Der Kaiser duldete keine Christen in seinem Reich. Und so suchten sieben Männer, die an Gott und Jesus Christus glaubten, Schutz vor der rigiden Christen-Verfolgung in einer Höhle. Das Versteck wurde alsbald verraten. Kaiser Decius ließ daraufhin den Höhleneingang zumauern. Die Männer sollten qualvoll sterben. Die Höhle wurde zum steinernen Grab.

Ein Stoff, der schon Dichter Johann Wolfgang von Goethe beschäftigte. So schrieb er in seinem Werk „Der West-östliche Divan“: „Jahre fliehen, Jahre kommen, Wachen endlich auf die Knaben, und die Mauer, die vermorschte, altershalben ist gefallen.“ Denn natürlich endet die Siebenschläferlegende mit einer Auferstehung.

Jahrhunderte geschlafen

Als die Christenverfolgung zu Ende war, erwachten die schlafenden Jünglinge wieder. Wie lange sie tatsächlich geschlummert haben, darüber streiten sich heute so manche. Quellen nennen unterschiedliche Zahlen. Es wird aber angenommen, dass die Männer unter Kaiser Theodosius wieder erwachten. Das wäre eine Schlafenszeit von 200 Jahren. Andere Erzählungen gehen von 300 Jahren aus. „Die Zahl drei ist eine besondere Zahl im christlichen Glauben“, sagt der Neumarkter Dekan Richard Distler.

Drei steht für Gott und die Dreifaltigkeit. Im Glaubensbekenntnis sprechen Christen den Satz: Am dritten Tage auferstanden von den Toten. In diesem Zusammenhang steht auch die Anzahl der Jünglinge. Sieben waren laut Legende eingesperrt. „Die Zahl sieben steht im Christentum für die Vollendung. Außerdem ergibt vier plus drei sieben. Drei steht für Gott, vier steht für die Erde und den Menschen“, erklärt der Neumarkter Theologe.

Die Siebenschläferlegende geht jedenfalls so zu Ende: In Ephesos will ein Mann eines Tages einen Viehstall bauen. Dafür wollen Arbeiter Steine aus der Höhle holen. Als sie die zugemauerte Öffnung freilegen, entdecken sie das Wunder: Gott hat den Schlafenden ein neues Leben geschenkt.

„Der Tod ist nicht das Ende“

„Diese Legende ist ein Sinnbild für die Auferstehung“, sagt Dekan Distler. „Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Mensch wird zur Auferstehung berufen“, ergänzt der Theologe. „Solche Legenden sind für Menschen unglaublich wichtig. Sie zeigen die Kraft der Erweckung und bestärken im Glauben.“

Tatsächlich ist die Legende für viele Menschen auch heute noch essenziell. Sie existiert übrigens auch im muslimischen Glauben. In der Gemeinde Ruhstorf im Landkreis Passau steht die einzige Siebenschläferkapelle in Bayern. Die Sieben-Schläfer-Höhle gibt es tatsächlich auch noch zu bestaunen. Neben den Ruinen von Ephesos, der Ort liegt gut 70 Kilometer südlich von Izmir an der türkischen Westküste, ist eine Kirche mit einem Grabbezirk zu sehen.

Und was hat das alles nun mit dem Wetter zu tun? Das Wissen der Landwirte rund um Sonne und Regen wurde im liturgischen Kalender festgehalten, der früher als absoluter Fixpunkt galt. Der Stichtag war eigentlich der 7. Juli — und nicht wie heute der 27. Juni. Die Wetterregeln wurden vor der Gregorianischen Kalenderreform von 1582 aufgestellt.

Die Bezeichnung Siebenschläfer geht schlichtweg auf die Heiligenlegende zurück, wonach die sieben Jüngliche am 27. Juni erwacht sein sollen. Bis ins 18. Jahrhundert wurden die Sieben daher als Heilige verehrt. Sie waren Schutzpatron gegen Schlaflosigkeit.

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