Die Siedler von Forchheim

30.6.2017, 10:25 Uhr
Die Siedler von Forchheim

© Foto: Anne Schöll

FREYSTADT — Im Forchheim hat man zwischen 1988 und 1995 in mehreren Ausgrabungen im Friedhof 119 Brandgräber aus den 4. und 5. Jahrhundert gefunden. Raimund Masanz untersuchte die Analyse der Funde und die Zusammenhänge mit der Völkerwanderung.

"Es ist wichtig, seine Geschichte zu kennen", betonte Bürgermeister Alexander Dorr in seiner Begrüßung. "Und germanische Gräberfelder gehören zur Geschichte unserer Region." Er freue sich, dass Erkenntnisse darüber nun in einem Buch zusammengestellt wurden.

Dorr erinnerte daran, dass bereits 1991 Fundstücke aus Forchheim im Sitzungssaal der Stadt ausgestellt wurden. Nun saniere die Stadt das älteste Haus auf dem Marktplatz, dessen Dachstuhl in Teilen aus dem Jahr 1369/1370 stammt, für die Unterbringung des Archivs und andere Nutzungen, beispielsweise für Ausstellungen.

Professor Sebastian Sommer, Leiter der Abteilung Bodendenkmäler im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, erklärte: "Es geht darum, zu verstehen, was da war, wie das in die Geschichtsstellung gewesen ist und was da gefunden worden ist."

In den 488 Seiten des Buches habe Masanz ein großes Thema angepackt und versucht, neue Thesen daraus zu entwickeln. Er habe die Funde analysiert, auch wenn Teile davon im Lauf der Zeit abhanden gekommen waren.

Dennoch komme man mit den Keramikfunden zu zentralen Fragen: Wie kommt es zum Übergang von den Römern zum Frühmittelalter? Woher kommen die Bajuwaren? "Eine klare Antwort gibt auch das Buch nicht", so Sommer.

Doch die alten Thesen, dass es sich in dieser Zeitepoche um eine Gruppe von Siedlern aus Böhmen handelt, die nach Bayern eingewandert sind, habe Masanz versucht zu relativieren.

Man vermutet nun, dass Bajuwaren von dagebliebenen Römern abstammen, sich im Lauf der Zeit mit anderen vermischt und weiterentwickelt haben. "In meinem Buch gebe ich Einblicke in die Funde und habe Ergebnisse zusammengefasst", informierte Masanz.

Heißes Eisen engepackt

In seiner Veröffentlichung packt er ein heißes Eisen der Frühgeschichtsforschung an: die "Gruppe Friedenhain-PÝešt’ovice", benannt nach den Orten Friedenhain bei Straubing und PÝešt’ovice in Böhmen. Damit verbunden sind Keramikfunde im 4./5. Jahrhundert, die mit charakteristischen Mustern verziert sind und häufig in Gräbern und Siedlungen entlang der Donau gefunden wurden. Daher die These von den aus Böhmen nach Bayern eingewanderten Siedlern.

Im Buch selbst legt Masanz unter anderem das Gräberfeld von Freystadt-Forchheim detailliert mit komplettem Katalog und Fundzeichnungen vor. Sein Fazit: Man kann nicht länger von einer "Gruppe Friedenhain-PÝešt’ovice" sprechen, weil sie sich nicht wirklich nachweisen lässt.

ZRaimund Masanz, Völkerwanderungszeitliche Brandgräber aus Freystadt-Forchheim (Oberpfalz). Materialhefte zur Bayerischen Archäologie Band 104, 2017, Verlag Michael Laßleben, Kallmünz.

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